Review Nightrage – Insidious

NIGHTRAGE haftet seit jeher der Ruf an, nur ein mittelprächtiger, bestenfalls leicht überdurchschnittlicher Klon von den mittelalten In Flames zu sein. Der Kollege, der den Vorgänger besprach, war nicht der einzige, der das so sah. So war ich ein wenig skeptisch, als der mittlerweile fünfte Streich namens „Insidious“ der schwedisch-griechischen Kombo bereit stand.

Auch dieser besticht durch den omnipräsenten Einfluss von In Flames und Mercenary – grundlegend hat sich also nichts geändert. Das ist einerseits nicht schlecht, da der Vorgänger „Wearing A Martyr’s Crown“ absolut grundsolide und mit einer Reihe ohrwurmtauglicher Melodien und Songs gespickt war. Andererseits heißt das jedoch auch, dass die großen Überraschungen oder auch die großen Hits einfach ausbleiben. Stattdessen gibt es todsicher ins Ohr gehende Nummern wie „Delirium Of The Fallen“, das mit seinen cleanen Gitarren- und Gesangsparts im Mittelteil und dem an In Flames erinnernden Gesang jedoch zugleich punktgenau in jede verfügbare Klischeekerbe prügelt oder highlightlos im Midtempo rumgurkende Nummern à la „Wrapped In Deceitful Dreams“.
Es passiert einfach nichts, was mich im ersten Moment vom Hocker reißen würde – wirklich schlecht ist hier zwar nichts, aber noch weniger als auf den vorherigen Alben gibt es hier wirklich packende Melodic Death–Songs zu hören. An die Genialität eines „Weed Out The Weak“ oder eines eingängigen Nackenbrechers wie „Trigger“ von In Flames kommen NIGHTRAGE immer noch nicht ran. Stattdessen ruht sich die Kombo offenbar auf dem aus, was sie schon erreicht haben (bloß, was haben sie schon erreicht?), soliert endlos in der Gegend herum und bleibt dabei ebenso (endlos) vorhersehbar.

Die extra glatte Produktion hilft da auch nicht weiter. Etwas mehr Pfiff beim Gitarrensound hätte definitiv nicht geschadet – so gehen die Melodien geschmeidig auf der einen Seite rein und zumeist auf der anderen wieder raus. Der Titeltrack von „Insidious“ ist der einzige Song der Platte, der bei mir mit seinen coolen Blasts und dem dreschenden Refrain so etwas wie Euphorie hervorruft. „Poignant Memories“ weckt mit harten Drums streckenweise ebenfalls leise Hoffnungen, um dann jedoch in einen erschreckend an „A Sense Of Purpose“ erinnernden Part überzugehen. NIGHTRAGE machen den positiven Effekt dieser Songs ohnehin selbst zunichte, und zwar mit einem Triumvirat der Belanglosigkeit, den das Album abschließenden, Songs „Solar Eclipse“, „Solar Corona“ und „Emblem Of Light“.

“Insidious” ist nur etwas für echte Melodic Death- beziehungsweise NIGHTRAGE-Fans, denn alle anderen sind mit aktuellen Releases von beispielsweise Hypocrisy besser bedient. Wer es freilich extra seicht mag, sei an dieser Stelle auch angehalten, mal in die Platte reinzuhören.

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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