Review Once Human – Evolution

Frauen sind schon längst nicht mehr nur im Symphonic und Gothic Metal gern gesehen, sondern erobern (ganz ohne Quotenregelung) auch den Extreme Metal immer mehr für sich – und das ist verdammt gut so! Pionier-Brüllerinnen wie Angela Gossow (ehem. Arch Enemy) oder Alissa White-Gluz (Arch Enemy, ehem. The Agonist) machten es vor, mittlerweile schaffen es immer mehr Damen, sich für ihren Schreigesang Lorbeeren zu verdienen. So auch Lauren Hart mit ihrer Band ONCE HUMAN, die 2015 mit ihrem Debüt „The Life I Remember“ ein wirklich gelungenes, melodisches Death-Metal-Brett vorgelegt hatte. Der Nachfolger „Evolution“ soll nun unter Beweis stellen, dass es sich dabei nicht einfach nur um ein One-Hit-Wonder gehandelt hat, sondern dass ONCE HUMAN bei den Großen des Genres mitspielen wollen.

Wer auf „Evolution“ nach sinnentleertem, übermelodischem Gedudel sucht, wird lange suchen müssen, denn ONCE HUMAN haben sich nicht im Geringsten dazu hinreißen lassen, ihre Musik leichter verträglich oder gar fröhlicher zu machen. Wie es schon das düstere, eindringliche Artwork von Seth Siro Anton (Septicflesh) in Aussicht stellt, hat das Sextett kein Interesse an poppigem Pseudo-Metal im Stil von Amaranthe. Eine knappe Dreiviertelstunde lang schütten uns die sechs Amerikaner mit modernem, brutalem Todesmetall zu, der nur dann von melodischen, zum Teil sogar recht technischen Leadgitarren überlagert wird, wenn es zur Atmosphäre beiträgt.
Ihr musikalisches Konstrukt bauen ONCE HUMAN dementsprechend auf einem Fundament aus hart groovenden Riffs, öfters im abgehackten Tremolo-Stil („Flock Of Flesh“), furiosem Drumming mit rasanten Double-Bass-Einlagen und natürlich Laurens biestigen, vielleicht ein bisschen zu eintönigen Screams. Für brachiales Death-Metal-Geprügel im Uptempo-Bereich („Dark Matter“) ist somit hinreichend gesorgt, aber ONCE HUMAN können auch stimmungsvoll.
Auf „Eye Of Chaos“ bauen die Melo-Deather beispielsweise eine unheilvolle Atmosphäre auf, indem sie ihren sonst so aggressiven Sound mit besagten düsteren Leads und dezenten Keyboards ergänzen. Zudem zeigt Lauren hier zum ersten, aber nicht letzten Mal im Verlauf des Albums, dass sie nicht nur böse brüllen, sondern auch ihre Singstimme gekonnt in Szene setzen kann, ohne jemals schwülstig herumzuträllern. Am besten setzen ONCE HUMAN diese Herangehensweise auf „Paragon“ um, das zwar etwas langsamer, aber dafür umso einprägsamer ist und sich mit seinem markanten Refrain schon beim ersten Hören einbrennt. Überaus gelungen ist außerdem die Produktion, die meist sehr wuchtig klingt, den ruhigeren, cleanen Passagen hingegen eine mysteriöse Tiefe verleiht.

Die Screams sind in ihrer Bandbreite zwar ein bisschen eingeschränkt und ihr modernes Groove-Riffing setzen die Amerikaner ein wenig zu inflationär ein, doch ansonsten haben ONCE HUMAN erneut eine wirklich starke Langrille kreiert, indem sie gekonnt Stimmung mit kompromissloser Härte kreuzen. Manche der Tracks stechen zwar etwas mehr heraus als andere, doch die Schwachstellen von „Evolution“ fallen in der Gesamtschau kaum ins Gewicht. Mit ihrem kreativen Songwriting profilieren sich ONCE HUMAN als fähige Musiker, die es mit Arch Enemy & Co spielend aufnehmen können.

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Wertung: 7.5 / 10

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