Review Once Human – The Life I Remember

Bands, die als female-fronted Metal beschrieben werden, gleichen häufig ausgemachten Wundertüten. In aller Regel findet sich eine gewisse Nähe zu Mega-Acts wie Nightwish, gerne kredenzt man auch Operngeträller der weniger symphonischen Ausprägung, wie Theater Of Tragedy vorgemacht haben. Deutlich wird, es gibt Vorbehalte und auch Vorurteile, doch im Falle von ONCE HUMAN sind die gänzlich unberechtigt.

„The Life I Remember“ lautet der durchaus tiefersinnige Titel des Debüts der Amerikaner, die mit Logan Mader ein echtes Schwergewicht in ihren Reihen haben. Vielleicht ging es deshalb auch so fix, wurde das Quintett doch erst in diesem Jahr gegründet. Herausgekommen bei dem offensichtlich intensiven Schaffensprozess ist ein mächtiges Melodic-Death-Metal-Brett, bei dem die Ergänzung „female-fronted“ wahrhaft Not tut. Frontfrau Lauren Hart gröhlt, growlt, rotzt, schreit und brüllt nämlich in einer Qualitätsklasse wie ihre männlichen Pendants, wüsste der Hörer es nicht, so würde er keinen Geschlechtsunterschied ausmachen können.
Doch genauso, wie es keine alten und jungen, sondern nur gute und schlechte Fußballer gibt, gibt es eben auch nur gute und schlechte Sänger. Und Lauren zählt definitiv zu ersteren, nicht nur das unglaubliche Volumen spricht für sie, sondern vor allem der angesprochenen Facettenreichtum, der „The Life I Remember“ sehr abwechslungsreich gestaltet. Überhaupt wird dies bei ONCE HUMAN groß geschrieben. Die meisten Songs sind zwar eher im mittleren Uptempo, aber es gibt immer auch wieder ruhigere Passagen, dann wiederum agiert die Band mal einfach strukturiert, gleich darauf eher progressiv. Hymnische Parts reichen rohem Geschredder die Hand, Double-Bass, Blast-Beats und treibende Momente finden ihren Platz und, und, und.
Schließlich gelingt es ONCE HUMAN, ihre Musik mit dem einen oder anderen Ohrwurm auszustatten, bei der rohen Gewalt sicher kein leichtes Unterfangen, doch mit einem transparent-druckvollen Sound gelingt auch dies. Fast einzig schade ist, dass ein paar Songs auf „The Life I Remember“ zu finden sind, die ihr Potential nicht zur Gänze ausschöpfen. Das sehr orchestrale Intro hätte genauso eine Ausdehnung verdient gehabt, wie das mit elektronischen Beats unterlegte „I Am War“, hier wurde schließlich doch etwas Potential verschenkt.

Dies fällt aber angesichts eines Debütalbums, welches wenige Wünsche der härteren Melodic-Deather offenlässt, nicht so schwer ins Gewicht. Man merkt deutlich, dass hier keine Anfänger am Werk sind, Spielfreude, Spieltechnik und phantasievolles Songwriting machen „The Life I Remember“ zu einer überaus hörenswerten Platte und ONCE HUMAN zu einem ernsthaften Geheimtipp in der Szene.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert