Review Primal Fear – Seven Seals

Als Halford bei Prist raus war und Maiden immer progressiver wurden gab eine neue Band den gepeinigten Fans das, was sie hören wollten: harten und vor Allem schnellen und direkten Metal, der ohne irgendwelchen Firlefanz direkt ins Ohr geht. Die Rede ist von PRIMAL FEAR. Jedoch wurde dieses Konzept spätestens bei „Devils Gorund“, wenn nicht sogar schon bei „Black Sun“ langsam etwas langweilig. Darum haben die vier Deutschen, die durch einen Kanadier verstärkt werden, jetzt eine geringfügige Kurskorrektur vorgenommen. Das Ergebnis hört auf den Namen „Seven Seals“ und schlägt ein, wie eine Bombe.

Gleich der Opener „Demons And Angels“ zeigt diesen neuen Sound eindrucksvoll. Neben den typischen Primal Fear Elementen wie fulminantem Drumming und schnellen Riffs stehen einige bombastische Passagen, die dem Track um Tiefe und Abwechslungsreichtum erweitern.
Weiter geht’s mit „Rollercoaster“, einer hymnischen Mid-Tempo-Nummer, die sich direkt in den Gehörgängen fest stampft.
Der Titeltrack hingegen überrascht mit Streichereinlagen und einer langsameren Grundausrichtung. Zwischendurch gerät man bei den ruhigen Strophen fast ins Schwelgen. Dann jedoch kommt ein Killerrefrain, der alles weg bläst und wohl jeden gestandenen Metaller zum Mitgröhlen animieren dürfte.

Auch „Evil Spell“ startet mit einem ruhigen, fast schon geheimnisvollen Intro. Nach ca. einer Minute gibt’s dann allerdings voll auf die Fresse: flirrende Gitarrenriffs, das atemberaubend schnelle Drumming und die Doublebass fliegen einem nur so um die Ohren. Wer davon ausgeht, dass PRIMAL FEAR die Geschwindigkeit im Chorus vermindern wird bitter entäuscht: Hier wird sogar noch eine Schippe drauf gelegt. Das dürfte wohl das schnellste Stück der Bandgeschichte sein, das sich von Intensität, Geschwindigkeit und Härte her durchaus einen Platz neben dem altehrwürdigen „Painkiller“ verdient hat.
Weiter geht’s mit „The Immortal Ones“, einer treibenden Mid-Tempo-Nummer, die in Zukunft für einige kreisende Matten und auch den ein oder anderen Genickbruch sorgen wird. Die typischste PRIMAL FEAR Nummer auf dieser Platte.

„Diabolus“ hingegen ist eine wunderschöne Halbballade mit Keyboard-Einlagen, ruhigen Riffs und einem überragenden Ralf Scheepers, der so viel Gefühl in seine Stimme legt, wie niemals zu vor. Ganz großes Kino, das vor Allem eins verspricht: Gänsehautgarantie!
„All For One“ beginnt ähnlich ruhig, wird dann aber schnell zu einem mitreißenden Mid-Tempo-Stampfer, der mit erdigen Riffs und einem fetten Groove punkten kann.
Der Höhepunkt des Silberlings ist allerdings „Carniwar“. Tiefe Riffs, ein zurückhaltender Drumbeat und beschwörender Gesang stellen das Grundgerüst der Strophen, während es im Chorus wesentlich heftiger zur Sache geht: Hier regiert die Doublebass und tiefer Gesang, der fast schon an Growls erinnert und den perfekten Kontrast zu Ralfs hohen Power Metal Schreien darstellt.

„Question Of Honour“ ist mit einem geheimnisvollen Keyboard-Intro ausgestattet und geht dann in eine treibende Up-Tempo-Hymne über, die alles zu bieten hat, was das Metaller-Herz begehrt: Ein fetter Groove, tolle Riffs und eine fetzende Doublebass. Nicht zu verachten ist auch der hymnische Refrain, der dem ganzen die Krone aufsetzt.
Rausschmeißer ist dann mit „In Memory“ noch einmal eine waschechte Ballade. Gezupfe und gefühlvoller Gesang in der Strophe, ruhiges Drumming und dezente Riffs im Chorus. Das hört man an sonsten im Power Metal selten. Bemerkenswert ist erneut auch Ralfs Stimme, der beweist, dass er nicht nur hoch und kraftvoll schreien kann, sondern auch ruhigen und vor Allem gefühlvollen Gesang beherrscht. Ein Lied zum Schwelgen!

Auf der Limited Edition sind ausserdem noch das fast schon elegische „The Union“ und der Mid-Tempo-Stampfer „Higher Power“, der alles niederwalzt, was sich ihm in den Weg stellt, sowie das Video zu „Seven Seals“ enthalten.

Mit diesem Album setzen PRIMAL FEAR neue Maßstäbe im Power Metal. Sie beweisen, dass es nicht immer nur direktes Geknüppel sein muss, sondern auch Power Nummern eine gehörige Portion Tiefe und interessante Arrangements vertragen können. Und das Ganze, ohne dass die Nummern irgendwas von ihrer Eingängigkeit und Kraft verlieren würden. Damit könnten die Fünf einen ganz neuen Trend auslösen. Ich jedenfalls bin begeistert und möchte diese Scheibe jedem Metaller ans Herz legen. Zur Höchstnote habe ich im Übrigen nur deshalb nicht gegriffen, weil ich denke, dass hier noch ein geringfügiger Spielraum für eine Steigerung offen ist. Wenn das so weiter geht, wird die nächste PRIMAL FEAR Veröffentlichung ein richtiger Killer, der sich mit den Größten der Metal-Geschichte messen kann.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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