Review Pryapisme – Diabolicus Felinae Pandemonium

Schon mal einen Song gehört, der Extreme Metal, Jazz, Prog Rock, Symphonic Metal, Electro, 8 Bit, Klassik, asiatische Weltmusik und Katzenschnurren, -miauen und -fauchen beinhaltet? Die wenigen Musik-Gourmets, die diese Frage mit „Ja“ beantworten können, werden wissen, dass es sich nur um eine ganz bestimmte, französische Band handeln kann: Die Rede ist von PRYAPISME. Seit dem Jahr 2000 kreieren die Franzosen Songs, die sich jeder eingehenden Beschreibung entziehen. „Diabolicus Felinae Pandemonium“ ist ihr drittes Full-Length-Album, auf dem sich das Quintett äußerst ambitioniert zeigt.

Um alle ihre Möglichkeiten auszuschöpfen, haben sich PRYAPISME nämlich zahlreiche Gastmusiker, die zum Teil die ungewöhnlichsten Instrumente spielen, ins Boot geholt und das Album darüberhinaus als Live-Formation aufgenommen, um es möglichst organisch klingen zu lassen. Kaum zu glauben, aber wahr: Bis auf die naturgemäß digital geschaffenen, spacigen Electro- und 8-Bit-Elemente hört sich jede noch so wahnwitzige Spielerei auf „Diabolicus Felinae Pandemonium“ wunderbar lebendig und keinesfalls künstlich an.
„Wahnwitzig“ ist indes ein treffendes Wort, um das knapp einstündige Album zu beschreiben. Hier reihen sich asiatische Zupfinstrumente („Un Max De Croco“) an heitere 8-Bit-Parts („Carambolage Fillette Contre Individu Dragon Non-Décortiqué“), dort schmiegen sich lässig-smoothe Jazz-Saxofone („Tau Ceti Central“) an elegante Klassik-Pianos („Totipotence D’un Erg“), die PRYAPISME immer wieder für technische, rücksichtslos brutale Riffs und Blast-Beat-Attacken unterbrechen. Nichts scheint hier auch nur irgendeiner klaren Struktur zu folgen, kaum ein Motiv wird länger als ein paar Sekunden beibehalten und eingängige Refrains haben PRYAPISME selbstredend nicht auf Lager. Doch das macht nichts, denn ebenso viel Spaß, wie die durchgeknallten Extrem-Musiker beim restlosen Ausreizen ihrer spielerischen Fähigkeiten zu haben scheinen, macht es, ihnen dabei zuzuhören.
Dass sich PRYAPISME scheinbar nicht im Geringsten ernst nehmen, macht ihre schrägen Arrangements nämlich nur noch umso unterhaltsamer, sodass man gar nicht anders kann, als zu schmunzeln, wenn sie auf gehetzte Electro-Beats plötzlich leichtfüßige, verspielte Prog-Rock-Gitarren folgen lassen, nur um den jeweiligen Track auf einmal mit unheilvollem Symphonic-Bombast zu füllen. So aberwitzig sprunghaft und abwechslungsreich wie ihre Kompositionen sind, stört es kein bisschen, dass PRYAPISME praktisch keinen Gesang, sondern lediglich ein paar seltsame Samples und Katzengeräusche einsetzen, um ihr abgedrehtes Konzept einer Katzenapokalypse umzusetzen.

„Diabolicus Felinae Pandemonium“ ist gewiss kein Album, das durch seine Atmosphäre oder Emotionalität begeistert. Vielmehr sind es die haarsträubenden spielerischen Fertigkeiten und die verrückten Einfälle der dahinterstehenden Musiker, die die dritte Platte der Franzosen zu so einem spannenden, beeindruckenden Hörerlebnis machen. Die Songs mögen fast schon etwas überfordernd sein und es mag nahezu unmöglich sein, auch nur einen davon gänzlich im Gedächtnis zu behalten, aber die einzelnen Passagen prägen sich sehr wohl ein. Wer also keinen Wert auf einen roten Faden oder die Einhaltung von Genre-Grenzen legt, sollte hiermit mehr als gut bedient sein.

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Wertung: 9 / 10

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