Review Pryapisme – Epic Loon (OST)

Was auch immer gerade in der experimentellen, avantgarden Szene der Metalmusiker in Frankreich vorgehen mag, es ist hochgradig spannend. Auch wenn der aktuelle Output von Hardcore Anal Hydrogen nur anfänglich begeistern konnte, zeigt er dennoch nachhaltig, welche musikalischen Grenzen es noch auszuloten gilt; ihre Landmänner von PRYAPISME untermauern das mit ihrem neuen Album „Epic Loon“.

Wobei die Bezeichnung nicht korrekt ist; vielmehr handelt es sich bei dieser Platte um den originalen Soundtrack zu dem gleichnamigen Switch- bzw. Steamspiel, welches auf der Xbox One und PS4 gezockt werden kann. Mit dem Produzieren von OST kennen sich die Franzosen aus, denn bereits vor fünf Jahren brachten sie mit „Le Tournoi Des Légendes“  ihren ersten Soundtrack raus, der die Dokumentation zum Spiel Street Fighter 2 musikalisch untermauerte.

PRYAPISME und OST, eine never ending story? Schafft man es, sich durch „Epic Loon“ zu arbeiten, möchten man das gerne hoffen, denn was das Quintett hier an Kreativität auffährt, entbehrt sich jeglicher Vorstellungskraft, selbst mit dem Vorgänger „Diabolicus Felinae Pandemonium“ im Ohr. Mit sage und schreibe 29 Tracks decken PRYAPISME hier wohl jede tragende Szene des Spiels ab, wobei die Songs zwischen 50 Sekunden und sechs Minuten lang sind.

Die gesamte Stimmung von „Epic Loon“ lässt sich weniger leicht zusammen fassen, denn die Franzosen arbeiten nicht mit einem vordergründigen Motiv, außer man möchte koordiniertes Chaos als ein Motiv geltend machen. Zwischen Violinen-Parts und stampfenden Electronic-Beats tummeln sich wieder die typischen 8Bit- und Grindcore-Einlagen, die PRYAPISME als ihren Wiedererkennungssound deklarieren dürfen; der Wechsel zwischen den einzelnen Melodiebögen erscheint dabei nicht rabiat, da die Franzosen ihre Tonspuren nicht abrupt enden lassen, sondern sie im Song kontinuierlich ausbauen. Dadurch muss man als Hörer nicht befürchten, überladen zu werden, da jeder Stilbruch nicht erschreckend kommt – zumindest nicht für erfahrene Hörer dieses Metiers, geschweige denn PRYAPISME-Fans.

Es liegt in der Natur der Sache, dass „Epic Loon“ als Soundtrack nicht diese halbwegs erkennbare Stringenz erschaffen kann, die sich auf „Diabolicus Felinae Pandemonium“ zumindest erahnen ließ. Denn nicht die Songs stehen im Vordergrund, sondern die Momente des Spiels, die PRYAPISME hier lediglich begleiten. Neben dem eh schon spektakulären Musizieren der Band erschwert das den Zugang für (in dieser Hinsicht) nicht geschulte Ohren ungemein.

Unterm Strich bietet „Epic Loon“ in knapp zwei Stunden unzählige Momente, deren längere Fortführung man sich sehnlichst wünscht, denn PRYAPISME haben ein Gespür für Eingängigkeit. Diese kommt auf der Platte allerdings größtenteils zu kurz, da bei der Entstehung der Songs eben nicht das Erschaffen eines Albums im Vordergrund stand, sondern die musikalische Begleitung eines Spiels. Dennoch schütteln die Franzosen mit Leichtigkeit pro Track ein Thema raus, welches im Ohr bleibt, in die Gliedmaßen wandert und/ oder den Kopf sich kreisen lässt. Kein simple, aber dennoch lohnenswerte Unterhaltung, die PRYAPISME mit ihrem zweiten Album liefern!

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Wertung: 8 / 10

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