Review Redemption – Snowfall On Judgment Day

„REDEMPTION grooven, rocken, frickeln und hooklinen bis zum Himmel.“ Diesen Satz schrieb ich über das dritte Album der amerikanischen Progmetaller, „The Origins Of Ruin“, bei uns im Forum. Jetzt, zwei Jahre später, steht das neue Langeisen von Chef Nicolas van Dyk und seinen Mannen im Plattenladen: „Snowfall On Judgment Day“ heißt es und ist mit satten 70 Minuten Spielzeit das längste Werk der Band.

Leider ist meine damalige Begeisterung mittlerweile einer gewissen Ernüchterung gewichen: REDEMPTION sind zwar nach wie vor eine eigenständige Combo, die das beste vom Prog- und Powermetal in sich vereint; dennoch zeigt ihr viertes Album endgültig, was man schon erahnen konnte: Sie kochen auch nur mit Wasser – und zudem immer die gleiche Suppe.

„Snowfall On Judgment Day“ wird garantiert grandiose Kritiken einfahren: Die sechs Jungs musizieren schließlich auf höchstem Niveau und mit einer Power und einem Drive, den kaum eine andere Band dieses Genres aufweisen kann. Mit Ray Alder hat man zudem einen grandiosen Sänger am Start, der die emotionalen Lyrics direkt zum Leben erwecken kann. Ich bezweifele nicht, dass alle, die die Band mit diesem Album kennenlernen, begeistert sein werden. Fans werden die Scheibe abfeiern.

Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich eine gewisse Routine bei der Truppe eingeschlichen hat: Longtrack-Überwerke wie „Sapphire“ (vom Zweitling „The Fullness Of Time“) konnte man auf der letzten Platte zwar noch gerade so reproduzieren („Memory“). Die entsprechenden Nummern auf der aktuellen CD, also das achtminütige „Black And White World“ und das elfminütige „Love Kills Us All / Life In One Day“, erreichen die bisherige Klasse allerdings eindeutig nicht. Alles, was „Snowfall On Judgment Day“ zu bieten hat, unterbreiteten uns die Vorgänger in ebenbürtiger und (meist) überzeugender Form, von dem einen oder anderen modernen Keyboardsound und den Plastikstreichern vielleicht einmal abgesehen. Selbst Ray Alder wirkt gelegentlich etwas blutleer, der Opener „Peel“ ist dafür ein gutes Beispiel. Hier klingt der Fates Warning-Vocalist kaum nach sich selbst und wird fast von der Instrumental-Phalanx erdrückt. Sein Kollege James LaBrie von Dream Theater fand sich ebenfalls im Studio ein (auf welcher Progmetal-Platte singt der eigentlich nicht?) und ist mit Ray auf „Another Day Dies“ in einem ordentlichen Duett zu hören.

Die Highlights sind recht schnell benannt: Das melodische, kurzweilige „Walls“, der Dampfhammer „Leviathan Rising“ und das immer noch gutklassige „Love Kills Us All / Life In One Day“, das in der zweiten Hälfte beinahe fröhlich klingt – zumindest für REDEMPTION. Der unausgegorene Opener oder das pathetisch-kitschige „Keep Breathing“ ziehen das Album herunter. Nebenbei wird dem Hörer überaus deutlich vor Ohren geführt, dass der REDEMPTION-Stil einfach nicht genug Abwechslung für 70 Minuten bietet. Eine – im Prinzip – prototypische und einfache Metalballade wie „What Will You Say“ fällt zwischen all dem Hochgeschwindigkeits-Einheitssport plötzlich positiv auf. Und irgendwann wird beim Hörer der Wunsch aufkommen, dass Agent Steel-Gitarrist Bernie Versailles einfach mal 10 Sekunden Pause macht.

Insofern liefert der Sechser hiermit eine zwar ordentliche, aber in keinster Weise überraschende, überragende oder gar richtungsweisende Platte ab. Geschwindigkeit ist nicht alles. Wäre dies ein Debüt, könnte man freundlicher sein. Da die Band aber mittlerweile erfahrener ist, gibt es nur:

Wertung: 6.5 / 10

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