Review Redemption – This Mortal Coil

Kurze Rückblende: REDEMPTION, die amerikanischen Progmetaller um Gitarrist und Komponist Nick van Dyk, gründen sich 2001 und bringen ihr selbstbetiteltes Debüt auf den Markt. Doch erst mit dem darauffolgenden, starken „The Fullness Of Time“ und der Ankunft von Fates Warning-Sänger Ray Alder in der Band gewannen REDEMPTION an Relevanz für das Genre. 2007 unterzeichneten sie folgerichtig beim Prog-Vorzeigelabel InsideOut Music und konnten mit dem dritten Album „The Origins Of Ruin“ ihren guten Ruf festigen sowie weitere Anhänger gewinnen. Doch spätestens jetzt zeichnete sich langsam auch ihr größtes Problem ab: Ihr für Progmetal knallharter und flotter, aber auch ziemlich melancholischer Sound war einfach nicht abwechslungsreich genug, um dauerhaft zu fesseln, sodass das 2009er-Werk „Snowfall On Judgement Day“ tatsächlich nichts weiter als gut gemachte und gemeinte Langeweile bot.

Nun, Anno 2011, liefern Nick van Dyk & Co. zum fünften Mal mehr als genug Material für alle, die ihren Progmetal gern pfeilschnell, frickelig und treibend haben möchten. Doch dieses Mal ist etwas anders: Während die erste Hälfte von „This Mortal Coil“ noch nach dem Vorbild des Vorgängers düster nach vorn prescht, ziehen REDEMPTION ab der Ballade „Let It Rain“ andere Saiten auf. Positiv und optimistisch, ja stellenweise gar fröhlich wird hier musiziert, ohne dass das Songmaterial in allzu kitschige Regionen abzudriften droht: Eine neue, erfrischende Komponente im Soundgefüge der Band, die allerdings nicht von ungefähr kommt. Denn 2007 wurde bei Chefdenker Nick van Dyk Leukämie diagnostiziert – zusammen mit einer Lebenserwartung von nur noch fünf Jahren. Daraufhin begab sich van Dyk auf die Suche nach Hilfe und fand einen Menschen, der glaubte, ihn heilen zu können. Er unterzog sich nach eigenen Worten einer „unglaublich intensiven Therapie“, die Wirkung zeigte: „Momentan stehen die Chancen gut, dass ich geheilt bin. Der Krebs ist also hoffentlich besiegt“, sagt van Dyk.

Beim Hören der neuen Redemption-Platte wird schnell klar: Mit „This Mortal Coil“ kanalisiert van Dyk seine Emotionen in dieser schweren Phase seines Lebens: Steht am Anfang Hoffnungs- und Aussichtslosigkeit (signalisiert schon allein von Songtiteln wie „Path Of The Whirlwind“ oder „No Tickets To The Funeral“), scheint mit „Let It Rain“ so etwas wie eine innere Reinigung oder Erlösung, eine Art Perspektivwechsel, zu beginnen. Tracks wie „Perfect“, „Begin Again“ oder „Stronger Than Death“ zeugen dann von neuer Hoffnung und Zuversicht und dem Bewusstsein, dass jeder Moment unseres Lebens unendlich wertvoll ist.

Auch wenn „This Mortal Coil“ nicht direkt van Dyks Krankheit thematisiert, so ist es doch ein Album, dass sich mit der Frage nach unsere eigenen Sterblichkeit sehr nachdrücklich und intensiv auseinandersetzt. Und gerade diese Authentizität macht es zu einer Songsammlung, die mehr Tiefe, Substanz und Ehrlichkeit ihr Eigen nennt als jedes REDEMPTION-Werk zuvor. Dass die elf neuen Songs dabei auch noch hervorragend unterhalten, mag zwar nicht gut zum behandelten Thema passen, ist aber umso löblicher. Insgesamt erreicht die CD nicht ganz die Klasse alter Longtrack-Highlights wie „Sapphire“ oder „Memory“, ist aber weit entfernt von der zähen, uninspirierten Langeweile des Vorgängers. Berührend und empfehlenswert!

Anspieltipps: „Blick Of An Eye“, „Let It Rain“, „Focus“

Übrigens: Das Album erscheint auch in einer Limited Edition mit Bonus-CD, auf der REDEMPTION Songs von so unterschiedlichen Künstlern und Bands wie Elton John, Tori Amos, Toto, Journey, UFO und Starship covern. Sicherlich interessant!

Wertung: 8 / 10

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