Review RPWL – Wanted

Die bayrischen Artrocker RPWL sind auf dem Konzeptalbum-Trip: Auf ihrem 2012er-Werk „Beyond Man And Time“ vertonten sie Friedrich Nietzsches „Also sprach Zarathustra“, mit ihrer neuen Platte rücken sie sich jetzt kurzerhand selbst ins Zentrum der Geschichte:

Auf „Wanted“ treten RPWL als Heilsbringer auf: Sie möchten den Menschen die absolute Freiheit, die totale Befreiung des Geistes schenken. Dafür bringen sie gemeinsam mit Freunden ein homöopathisch deklariertes Mittel namens „Veritas Forte“ auf den Markt, das gegen geistige Ermüdung helfen soll. Tatsächlich jedoch wird „Veritas Forte“ nach einer antiken Rezeptur von Hippokrates hergestellt, einer Rezeptur „die den Geist in eine reale absolute Welt führt, frei von allen Illusionen und unsichtbaren Geisterwelten“ (Zitat aus dem Promotext). Die Sache fliegt auf, die Band wird verfolgt und zieht den Zorn der Weltregionen und Sekten auf sich. Es bleibt RPWL also nur die Flucht in den Untergrund. Von dort aus arbeitet die Gruppe weiter daran, die Illusionsmaschinerie ein für alle Mal zu beenden.

„Wanted“ ist ein durch und durch religionskritisches Werk, mit dem sich Yogi Lang, Kalle Wallner & Co. klar gegen Glaubenskriege und die Macht der Kontrolle aussprechen. Überraschend ist das nicht, schließlich hieß schon das 2000er-Debütalbum der Band „God Has Failed“. Zudem ist Nietzsche als Impulsgeber für das Vorgängeralbum „Beyond Man And Time“ ja auch nicht gerade für seine Liebe zur Religion bekannt. RPWL wollen aufrutteln – das macht schon das Cover deutlich, das so gar nicht zu den eher atmosphärisch-verträumten Artworks ihrer bisherigen Platten passen will.

Musikalisch hingegen bleiben die Freisinger sich größtenteils treu. Elegischer Artrock der Marke Pink Floyd trifft auf eingängige, poppige Melodien; moderne Elektro-Sounds vermengen sich mit sphärischen Soundlandschaften; Tiefschichtigkeit paart sich mit Zugänglichkeit. Das bekommen in dieser Intensität nur RPWL so hin – und es macht immer wieder Spaß, ihnen dabei zuzuhören. Während der gut 62 Minuten von „Wanted“ klingen sie insgesamt etwas moderner als zuletzt und treten kurzzeitig auch etwas rauer auf:

Der instrumentale Opener „Revelation“ ist ungewohnt hart, komplex und rasant – zumindest für RPWL-Verhältnisse. Samples von Gewehrschüssen und Gottesdiensten sorgen hier zudem für eine packende Atmosphäre, ehe das Geräusch von stampfenden Stiefeln in den zweiten Track „Swords And Guns“ überleitet. Dieser beginnt düster und eindringlich, verliert diese Wirkung mit dem eingängigen Refrain aber recht schnell. Das fast dreiminütige Moog-Solo im Mittelteil ist absolut fantastisch und macht den Track zum Highlight des Albums.

Abgesehen davon wird die Scheibe von viel typischer, gewohnt guter RPWL-Musik dominiert: Balladen wie das episch angelegte „Misguided Thought“, das ruhige „A New Dawn“ oder „Hide And Seek“ hätten auch perfekt auf letzten Scheiben gepasst. Die textlich angezettelte Revolution schlägt sich also nur in sehr verhaltenen Dosen in der Musik nieder.

Fazit: Qualität „Made in Germany“ – auf RPWL ist Verlass! Jeder, der Alben wie „A World Through My Eyes“, „The RPWL Experience“ oder „Beyond Man And Time“ mochte, kann auch bei „Wanted“ bedenkenlos zugreifen.

Die Platte erscheint auch als Special Edition mit Bonus-DVD. Diese enthält einen 5.1-Mix des Albums und den Bonustrack „Still Asleep“.

Wertung: 8 / 10

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