Review RPWL – World Through My Eyes

RPWL gehören zu denjenigen Gruppen, deren Bekanntheitsgrad in keinerlei Verhältnis zu der Qualität ihrer musikalischen Outputs steht. So dürfte die bayrische Band höchstens einigen Lesern von Szenemagazinen des Progrocks bekannt sein. Nicht ganz unbegründet sind sie ebenso recht beliebt bei Anhängern der klassischen Psychedelic, womit vornehmlich Pink Floyd-Fans gemeint sind. Hintergrund des ganzen: RPWL, deren Name damals noch eine Aneinanderreihung der Anfangsbuchstaben der Nachnamen sämtlicher Mitglieder darstellte, fühlen sich seit jeher doch recht verbunden mit dieser Musik. Ihr Debüt „God Has Failed“ wurde deshalb das ein oder andere Mal auch als neues Pink Floyd-Album abgefeiert.

Das ist nun aber schon gute fünf Jahre her, und mit „World Through My Eyes“ liegt nun, nach „Trying To Kiss The Sun“ und der Outtake-Sammlung „Stock“, Studioalbum Nummero 3 vor. Inszwischen, wie schon oben angedeutet, haben sich auch bandintern einige Veränderungen ergeben: Schlagzeug und Bass wurden neu besetzt, so dass der Bandname nunmehr auch nur noch eine Hommage an alte Zeiten darstellt. Auch musikalisch hat sich einiges getan. Zwar blitzen hier und da noch immer ein paar Passagen hervor, die doch stark an die Vergangenheit erinnern, jedoch hat man bereits mit dem Zweitwerk schon ein größeres musikalisches Spektrum abgedeckt, und „World Through My Eyes“ lässt sich dann doch eher als ein Album voller epischer, symphonischer, immer mit Melancholie, aber auch Hoffnung getränkter Songs beschreiben. So macht man auch vor indischen Einflüssen im Opener „Sleep“ nicht halt. Obwohl manche der hier versammelten Kleinode wesentlich knackiger rüberkommen als vorhergehendes Songmaterial, würde ich die Musik von RPWL dennoch nicht als Rock bezeichnen. Der Begriff des kunstvollen, exquisiten Pop, also dem sogenannten Art Pop, erscheint mir hier als wesentlich passender. Dabei heißt dies keineswegs, dass man auf Melodieseeligkeit und Harmonie verzichten muss. Dies beweisst z.B. hervorragend der Song „Roses“, ein in meinen Augen absolut charttauglicher, mit Ohrwurmrefrain ausgestattet Popsong, der übrigens von Ex-Genesis Sänger Ray Wilson eingesungen wurde. Andere kleine Perlen, wie „Everything Was Not Enough“ oder „Bound To Reach The End“ vermitteln sogar den Eindruck eines leichten britischen Indiepopeinschlags, sozusagen eine Kreuzung aus Coldplay & den Pink Floyd der Endphase. Songs wie der Titeltrack oder „Sea-Nature“ bestechen hingegen durch ihren explizit hervorstechenden psychedelischen Mantel und ausladende Arrangements. Schließlich gibt es noch „3 Lights“, das die ganze Bandbreite der Band in vorzüglichem Maße vorführt: Von der atmosphärischen, von Akustikgitarre und Soundsamples getragenen ersten Hälfte, über den schwebenden, streicher- und pianogetränkten Mittelpart bis zum sich gigantisch entladenden Keyboard- und Gitarrensolo.

Die Musik der fünf Herren ist in sich genauso abgeklärt wie die Herren sich selbst nach außen hin geben. Sie ist auf den ersten Blick unscheinbar, schleicht sich langsam, aber dann gewaltig in die Gehörgänge ein. Ein gewisse Begeisterung für die oben beschriebenen Stimmungen sollte man allerdings für den Hörgenuss mitbringen. Dann steht einer Anschaffung der neuen Langrille eigentlich nichts mehr im Weg. Sie ist der optimale Wegbegleiter durch die dunkle und stürmische Herbst- und Winterzeit, strahlt aber trotzallem auch die Wärme und Geborgenheit eines beginnenden Frühlings aus, woran Sänger Yogi Land mit seiner einladenen „Wohlfühlstimme“ entscheidenen Beitrag hat.

Nur nebenbei sei noch erwähnt, dass das Album, Soundliebhabern wie RPWL entsprechend, auch in einer Special Edition erscheint, die statt einer normalen Audio-CD eine sogenannte Hybrid-CD beinhaltet. Diese spielt auf handelsüblichen Playern Stereo, ist aber gleichzeitig für SuperAudio-Player geeignet und somit auch eine SA-CD, die auf entsprechender Hardware Mehrkanalton liefert. Anbei gibt’s als zusätzlichen Kaufanreiz für die Stereokonsumenten in dieser Edition den zehnminütigen Bonustrack „New Stars“.
Insgesamt das erste Highlight des gerade begonnen Jahres im Bereich der symphonischen Mucke!

Wertung: 9 / 10

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