Review Serenity – War Of Ages

Na, da schau mal einer an. Von der österreichischen Kapelle SERENITY hatte ich bis dato noch nie etwas gehört (die Kollegen Mack und Fuss sehen das vermutlich etwas anders), obwohl sie mittlerweile vier Veröffentlichungen bei einem prinzipiell größeren Label vorweisen können und eigentlich ganz gut ins Beuteschema passen. Kann passieren, aber in diesem Fall ist das schon recht ärgerlich, denn der international verstärkte Sechser aus Tirol präsentiert sich zumindest auf „War Of Ages“ schon von einer sehr akzeptablen Seite.

Laut den Metalarchiven spielt man symphonisch progressiven Power Metal und wenn man bequem ist, kann man das ruhig so stehen lassen. Die eine oder andere gotische Anleihe ist freilich dabei, auch schreckt man nicht vor schwermetallischem Riffing zurück und die Double-Bass findet reichliche Anwendung. Ok, das sind jetzt insgesamt keine allzu exotischen Vermischungen, es soll nur unterstreichen, dass SERENITY durchaus varibal und abwechslungsreich zu Werke gehen. Dabei zeigen sie ein Händchen für interessantes Songwriting und vor allem griffige Arrangements, die Songs kommen teilweise so sehr aus einem Guss, dass man meinen würde, dass da Jahrzehnte an Arbeit drinstecken, so phantasievoll sind die vielen kleinen Details miteinander verwebt.
Stilistisch lässt man sich wie gesagt schon mal nicht einengen und auch der einzelne Song folgt nicht immer einer stringenten Marschroute, sondern hält überraschende Breaks und geistreich platzierte Steigerungen bereit. So meint man bei „Symphony For The Quiet“ eigentlich vor einer Art Halbballade zu stehen, doch die Double-Bass-Attacke im Refrain belehrt schnell eines besseren. Auch der Umstand, gleich vier Vocalakrobaten in den eigenen Reihen zu haben, steht der Band nicht nur gut zu Gesicht, sondern es wird dieser auch teilweise sehr stark ausgereizt. Die sich dadurch ergebenden Möglichkeiten kann man in nahezu jedem Song bestaunen, mehrstimmige Passagen, beinahe chorhafte Verdichtungen oder gesangliche Gegenspiele drücken den ohnehin schon sehr eigenständigen Songs noch einmal einen zusätzlichen eigenen Stempel auf.
Dass bei so viel Qualität auch die Instrumentalfraktion gut dasteht, ist fast schon selbstverständlich und mal ehrlich, polarisierende Sänger gibt es in anderen Bands und anderen Sparten schon genug, man denke nur an Ville Valo… Gepflegt wird soliert, werden technisch durchaus anspruchsvolle Riffs aus dem Ärmel geschüttelt oder es wird einfach mal so eine auflockernde Melodie eingestreut. Wie selbstverständlich und deshalb richtig cool, die Songs wirken dadurch insgesamt sehr natürlich und spontan, spielfreudig und leicht beschwingt, ganz so, wie man es in diesem Genre nicht mehr allzu oft hört.

SERENITY sollte man definitiv im Auge behalten, auch wenn sie nun wahrlich keine Newcomer mehr sind. Mehr kann man eigentlich nicht verlangen, die Tiroler schreiben interessante Songs, verzetteln sich nicht in Egoismen, zeigen aber trotzdem, dass sie in ihrem Bereich einiges drauf haben und liefern insgesamt ein Album ab, welches eigentlich keine Sekunde langweilig wird. Die erste richtige Überraschung 2013!

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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