Review Serenity – Words Untold & Dreams Unlived

Interessierten Kennern der Progressiven Metal Szene dürfte der Name SERENITY bereits ein Begriff sein. Zwar liefern die fünf Ösis mit „Words Untold & Dreams Unlived“ ihr Debut ab, die vorausgehende Demo „Engraved Within“ (welche bereits einige der jetzt nochmals veröffentlichten Songs beinhaltete) konnte aber bereits hervorragende Kritiken einfahren und lies neben den Auftritten im Vorprogramm namhafter Künstler die Szene aufhorchen. Doch erst die Produktion eines kompletten Albums (aufgenommen in den Dreamscape-Studios, gemastert bei Finnvox – ich möchte nicht wissen, was sie dafür hingeblättert haben) konnte die Herzen der Plattenfirmen erweichen und so nahm Napalm Records die Landsmänner schließlich unter Vertrag. Völlig zu Recht wie ich finde, denn was auf „WU&DU“ geboten wird ist so was von ausgereift und erstklassig, dass alles andere mal wieder ein absolutes Armutszeugnis für die Politik der Plattenfirmen gewesen wäre.

Eingeleitet von orientalischen Klängen, wird man langsam auf die Musik eingestimmt und bevor überhaupt der Gesang einsetzt, kann man die Band schon grob einordnen: Eine Mischung aus Symphony X, Kamelot und einem Touch Sonata Arctica wird hier mit dem Versuch, etwas Eigenes zu kreieren, dargeboten. Dies gelingt zwar noch nicht zu genüge – aber hey, das ist ein Debut-Album! Komischerweise empfinde ich den Opener „Canopus“ auch irgendwie als schwächsten Track der Scheibe, der Refrain wird für meinen Geschmack zu oft wiederholt und das ins Unermessliche lang ziehen von Silben ist auch nicht so mein Geschmack, dennoch bei weitem kein schwacher Song! Mit beeindruckender Schlagzeugfähigkeit von Mr. Schipflinger (ach, die haben einfach so köstliche Namen in Österreich) wird „Reduced To Nothingness“ eingeleitet und es offenbart sich ein absolutes Highlight. Düstre Chöre, Growls, blitzschnelle Riffs und hoch emotionale Passagen reihen sich an melodiös treibende Parts, was für andere Bands ausreichend um ein ganzes Album aufzunehmen, wird von SERENITY gekonnt in einem Stück untergebracht, so mag ich das! Dass dann sogar noch ein dunkler Sprechteil, den ich so schon von Sonata Arctica kenne, sowie ein irgendwie an Blind Guardian erinnernder Singteil vorkommt, kann mich heute auch nicht mehr von meiner Begeisterung abbringen. Für die Bewertung behalte ichs aber lieber trotzdem mal im Hinterkopf…

Die zwei instrumentalen Stücke „Words Untold“ und „Dreams Unlived“, welche den Namen des Albums ergeben, sind recht nett gehalten. Leicht mittelalterliche Akustikgitarrenklänge beim Ersten und viel Piano beim Zweiten bieten so etwas wie zwei etwas konturlose Ruhepole. Denn bei den restlichen Tracks scheuen sich die Jungs nicht, auch das Gaspedal gelegentlich bis zum Bodenblech durchzutreten, natürlich nie zu lange und natürlich nie auf konventionelle Art und Weise. Wobei das bei Prog Metal natürlich immer so eine Sache ist. Die Progressivität vieler Bands beschränkt sich ja leider häufig auf hohe instrumentelle Fertigkeit, die man dann schön in den ausgefahrenen Spuren von Dream Theater und Konsorten auslebt. Das trifft auf SERENITY so nicht zu! Dennoch klingen immer wieder die Vorbilder durch und die Songs bleiben auf Grund dieser Nähe trotz teilweise sehr komplexer Strukturen auch recht leicht im Ohr hängen. Das ist natürlich auch alles andere als verkehrt. Die Mischung, die hier geboten wird, geht einfach auf und nutzt sich auch nach dem zigsten Durchlauf nicht ab. Sänger Georg Neuhauser schafft es fast immer mit Bravour die vielen Kitsch-Klippen die der Melodic Metal (und davon gibt’s eine ordentliche Portion in der Musik von SERENITY zu entdecken) so bereit hält, sicher zu umschiffen und kann mit einer angenehm warmen und variablen Stimme durchweg überzeugen. Was auch noch positiv auffällt, ist, dass die orientalischen Klänge, die die CD bereits eröffneten, immer mal wieder – wie beispielsweise in „Dead Man Walking“ – zum Einsatz kommen und die träumerische Atmosphäre des Albums unterstreichen. Dass das genannte Stück dann gleich auch noch recht modern angehauchte Synthie-Klänge bereithält, unterstreicht nur nochmals die Unberechenbarkeit der Gruppe!

Selten konnte mich ein echtes Debut derartig überzeugen! Dass man auch bei der grafischen Gestaltung nichts dem Zufall überlassen hat und hier ebenfalls außergewöhnliches liefert, braucht eigentlich nicht extra erwähnt werden. Hier wächst eine Band heran, die sicher noch das ein oder andere dann mit Sicherheit auch noch eigenständigere Meisterwerk aus dem Ärmel schütteln wird, bis dahin läuft jetzt aber erstmal „Words Untold & Dreams Unlived“ in Dauerrotation!

Wertung: 9 / 10

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