Review Sonja – Loud Arriver

Fans von Unto Others, Tribulation und Co. aufgepasst, hier könnte eine neue Lieblingsband in den Startlöchern stehen. Acht Jahre nach ihrer Gründung veröffentlichen SONJA nun das Debüt „Loud Arriver“ und präsentieren darauf energetischen Gothic Rock mit viel Dreck und Düsternis. Tatsache ist aber, dass bei SONJA nicht nur die Musik, sondern auch die Hintergrundgeschichte von Frontfrau und Songwriterin Melissa Moore Aufmerksamkeit verdient. Die war nämlich bis 2017 Teil von Absu, bevor sie nach ihrem Outing als Trans-Frau von den anderen Mitgliedern aus der Band geworfen wurde. Von dieser massiven Trans-Feindlichkeit ließ sich die Musikerin aber nicht unterkriegen, sondern steckte ihre ganze Energie in das Debüt ihrer neuen Band, mit dem ihr ein beeindruckender Einstand gelungen ist.

Wer aber auf musikalische Gemeinsamkeiten zwischen SONJA und Absu hofft, wird enttäuscht werden. Auf „Loud Arriver“ finden sich weder Death noch Thrash oder Black Metal, sondern eine Mixtur aus Gothic Rock, klassischem Heavy Metal und modernem Düster-Sound der Marke Dool oder Gggolddd. Auch textlich bewegen sich SONJA in ganz anderen Welten. Statt über Okkultismus singt Melissa über die Ablehnung, die sie durch ihre Transition zu spüren bekommen hat und die dadurch ausgelösten Depressionen und Ängste. Verpackt werden diese nicht gerade optimistischen Texte in großartige Hooks und Singalongs, wie etwa „Pink Fog“ oder „Wanting Me Dead“, die absolutes Hit-Potenzial haben. Allgemein gestaltet sich „Loud Arriver“ als ein traumwandlerischer Balance-Akt zwischen ausgelassen tanzen und schwelgen in melancholischen Gefühlen.

Besonders gut klingen SONJA, wenn sie straight auf den Punkt kommen und sich voll und ganz auf eine Idee konzentrieren. So etwa beim Single-Kracher „Nylon Nights“, der sowohl hymnische Momente als auch ein knackiges Riff mitbringt. Oder „Fuck, Then Die“ und „Daughter Of The Morning Star“, die die wohl härtesten und geradlinigsten Songs auf „Loud Arriver“ sind. Genau von dieser Geradlinigkeit hätte es ruhig noch ein bisschen mehr sein dürfen, denn stellenweise vergaloppieren sich Moore und ihre Mitstreiter in zu langen Songs mit ein oder zwei Ideen zu viel. „When The Candles Burn Low…“ oder auch der Titelsong würden mit einer oder zwei Minuten weniger Spielzeit noch besser klingen.

Insgesamt ist SONJA mit dem Debüt „Loud Arriver“ ein Album mit vielen düsteren, aber auch tanzbaren Hymnen gelungen, die wie ein Befreiungsschlag für Frontfrau Melissa Moore wirken. Gerade textlich birgt die Scheibe viel Tiefe und wird schon allein deshalb keine Eintagsfliege werden. Für Retro-Fans und Liebhaber düsterer Klänge ist „Loud Arriver“ ein uneingeschränkter Anspieltipp.

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Wertung: 8 / 10

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