Spiritual Front - The Queen Is Not Dead Cover

Review Spiritual Front – The Queen Is Not Dead

  • Label: Auerbach, Prophecy
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Entmetallisiert, Chamber Pop

Ganz gleich, wie beharrlich Morrissey sein eigenes Vermächtnis mit seinen nationalistischen und rassistischen Äußerungen zu untergraben versucht – was der streitbare Dandy in den 80er Jahren zusammen mit Johnny Marr unter dem Namen The Smiths kreiert hat, hallt bis heute in zahllosen schmachtenden Herzen wider. So auch in den Mitgliedern der italienischen „Nihilist-Suicide Pop“-Band SPIRITUAL FRONT, die die schnippischen und doch ergreifenden Lieder der Briten bereits mehrmals bei ihren Konzerten interpretiert haben. Mit dem etwas plakativ betitelten „The Queen Is Not Dead“ hat die Band inzwischen ein ganzes Album voller Coverversionen herausgebracht.

Dass es sich bei der 15 Tracks starken Platte um eine Herzensangelegenheit handelt, ist offensichtlich. So haben SPIRITUAL FRONT sich bei der Songauswahl nicht bloß die bekanntesten Smiths-Singles wie etwa „This Charming Man“ oder „How Soon Is Now?“ herausgepickt, sondern auch mitunter weniger beachtete Stücke wie „Ask“ und „Girl Afraid“ einer Generalüberholung unterzogen. Auch begeht die Band nicht den beliebten Fehler, sich bei ihrer Verneigung vor ihren Vorbildern allzu sehr an deren Vorlage zu halten. Mit der pompösen Orchestrierung drücken SPIRITUAL FRONT den Liedern zweifellos ihren eigenen Stempel auf.

Dabei lassen die Italiener jedoch bedauerlicherweise gerade die Eleganz und den augenzwinkernden Charme, die die Smiths überhaupt erst so einzigartig gemacht haben, durchwegs schmerzlich vermissen. Simone Salvatoris Performance am Mikro ist hölzern und uninspiriert und lässt nur zu deutlich erkennen, dass der Sänger sich immerzu an der oberen Grenze seines Stimmumfangs bewegt. Der beißende Witz von Tracks wie dem fetzigen „Bigmouth Strikes Again“ oder dem schunkelnden „Girlfriend In A Coma“ fällt Salvatoris schwacher Morrissey-Imitation ebenso zum Opfer wie die aufrichtige, tiefe Sehnsucht, die etwa dem kurzen, aber rührenden „Please, Please, Please Let Me Get What I Want“ innewohnt.

Um die Instrumentierung ist es leider kaum besser bestellt: Die Gitarren und Drums drängen sich plump in den Vordergrund, sodass die Leichtfüßigkeit der Songs in den Coverversionen völlig abhanden kommt, und SPIRITUAL FRONT kleistern alles willkürlich mit Streich- und Blasinstrumenten zu, ohne den Stücken damit neue Nuancen zu entlocken.

In der Theorie passt ein The-Smiths-Coveralbum zu SPIRITUAL FRONT eigentlich wie die Faust aufs Auge. Schließlich ähneln die Italiener den britischen Indie-Rock-Idolen in vielerlei Hinsicht – etwa in ihrem metrosexuellen Image und ihrem Hang zum Pathos –, während ihre Musik eigenständig genug ist, um sich für interessante Neuinterpretationen anzubieten. In der Praxis sieht es leider nicht so rosig aus: „The Queen Is Not Dead“ ist klanglich ebenso ungraziös in Szene gesetzt wie das Coverbild, das schlichtweg von „The Queen Is Dead“ übernommen und mit einem klobigen Totenschädel bedeckt wurde. Nach dieser verpatzten Huldigung bleibt zu hoffen, dass SPIRITUAL FRONT die Totenruhe der Smiths nicht noch einmal stören werden.

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Wertung: 3 / 10

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2 Kommentare zu “Spiritual Front – The Queen Is Not Dead

  1. Das geht mir so ziemlich genau so, leider. Sowohl die gesanglichen Aspekte als auch die sinnlos überladene Instrumentierung. Und das, obwohl ich SF eigentlich sehr schätze. Denke, dass die Coverversionen live deutlich besser kommen. Muss SF eh endlich mal live sehen.

    1. Schön, dass es nicht nur mir so geht (das ist bei Verrissen sonst eher selten der Fall) – obwohl es mir natürlich lieber wäre, wenn das Album einfach gut wäre.
      Und ja, ich kann mir auch vorstellen, dass die Coversongs live mehr Spaß machen. Ich mag ja beide Bands auch sehr gerne und hatte vorab eigentlich recht hohe Erwartungen.

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