Review Spiritual Front – Amour Braque

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Entmetallisiert, Neofolk, Dark Cabaret

Italo-Pop im Hause Prophecy? Ist denn die Welt von allen guten Geistern verlassen und eine weitere Bastion anspruchsvoller Musik ihrem nahenden Untergang geweiht? Mitnichten! Bei der neuen Band, die sich nun an der Gesellschaft von Alcest und Dornenreich erfreuen kann, handelt es sich nämlich um keine geringere als SPIRITUAL FRONT. Mit ihrem vielseitigen, verruchten „Suicide Pop“, der mit den verschiedensten Genres wie Neofolk, Tango und Dark Cabaret liebäugelt, haben sich die Italiener bereits die Herzen vieler düster-romantisch veranlagter Musikliebhaber erspielt. Auf „Amour Braque“ wirft das Trio einmal mehr Licht auf die Schattenseiten von Liebe und Sex und gibt den Fans damit genau das, worauf sie schon fünf Jahre lang gewartet haben.

Dass SPIRITUAL FRONT ihr Faible für Romantik über die Jahre nicht eingebüßt haben, zeigt sich bereits im „Intro / Love’s Vision“, das den Hörer mit geschmeidigen Bläsern, Akkordeon und Spoken-Word willkommen heißt. Was folgt, ist der Soundtrack zu einem Liebesfilm, der sich zwar öfters gefährlich nah an die Kitschgrenze heranwagt, aber auch mit viel Witz und einem zum Teil durchaus düsteren Subtext aufwartet. Die Hauptrolle spielt der gefühlsbetonte Gesang von Simone „Hellvis“ Salvatori, der mal beinahe ins Gesprochene übergeht wie etwa im lässigen, basslastigen „Devoted To You“, dann wiederum wunderbar einfühlsam schmachtet wie im bittersüßen „Pain Is Love“, das darüber hinaus mit seinen träumerischen Clean-Gitarren zu berühren weiß.

Neben den zum Teil schon ein wenig zu anschmiegsamen Vocals, die mit Ohrwurmmelodien geradezu um sich werfen, kann das Album auch von einem instrumentalen Standpunkt aus betrachtet von sich überzeugen. Anstatt eine schnulzige Ballade an die nächste zu reihen, versuchen sich SPIRITUAL FRONT an den verschiedensten Songwriting-Variationen. Während etwa ein Track von leichtherzigen Akustikgitarren angeführt wird („An End Named Hope“), machen andere durch peppige Drum-Beats („Disaffection“) und smoothe Blechbläser („The Abyss Of Heaven“) auf sich aufmerksam.

In erster Linie sind es jedoch die gefühlvollen Streicherarrangements, die den verführerischen Charme von „Amour Braque“ ausmachen. Besonders herausragend sind in dieser Hinsicht vor allem „Children Of The Black Light“ mit seinem finsteren Musical-Flair und das in liebeskranker Sehnsucht schwelgende „Beauty And Decay“. Dass SPIRITUAL FRONT stets darauf bedacht sind, ihre Songs leicht zugänglich und einprägsam zu gestalten, steht ihrer künstlerischen Kreativität folglich erfreulicherweise nicht im Weg.

Wer Pop-Musik aus Italien lediglich mit unliebsamen Erinnerungen an die seichten Radio-Hits, mit denen billige Strandhotels ihre Gäste bei Laune halten wollen, verbindet, wird von dem Spektakel, das SPIRITUAL FRONT auf „Amour Braque“ aufführen, mit Sicherheit positiv überrascht sein. Anders als etwa Völur stellen die Südländer die Prophecy-Hörerschaft jedoch nicht mit sperriger oder experimenteller Musik auf die Probe, sondern schlichtweg mit ihrem unverschämten Pop-Appeal. Das mag für manche sogar noch schwerer zu verarbeiten sein und bedarf wegen des doch recht hohen Kitschfaktors den einen oder anderen Durchlauf, stellt sich jedoch letztlich als erfrischende Erfahrung heraus – sofern man gewillt ist, sich auf das musikalische Liebesspiel des Trios einzulassen.

Wertung: 7.5 / 10

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