Das Cover von "The Final Battle" von Stryper.

Review Stryper – The Final Battle

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Heavy Metal

Falls die einzige wirklich erfolgreiche christliche Heavy-Metal-Band qua dieser Tatsache noch nicht peinlich genug ist, soll hier noch einmal daran erinnert werden, dass ihr Name STRYPER als Abkürzung für folgendes steht: „Salvation Through Redemption Yielding Peace, Encouragement And Righteousness“ – das ist, milde ausgedrückt, schon ziemlich dick aufgetragen. Trotzdem sind STRYPER seit 1983 im Geschäft und ignoriert man ihr Gutmenschen-Image und lässt alle Polemik außen vor, bleibt immer noch durchweg anständiger Heavy Metal amerikanischer Prägung. 2022 ist die Truppe um Frontmann Michael Sweet mit „The Final Battle“ einmal mehr im Auftrag des Herrn unterwegs.

Genau das ist es auch, was man auf „The Final Battle“ in erster Linie zu hören bekommt: Durchweg anständigen Heavy Metal in der stolzen Tradition der US-Westküste. Das beginnt mit dem treibenden Opener „Transgressor“ und setzt sich über erhabene Stampfer wie „Rise To The Call“ bis zu kraftvollen Nummern wie „Till Death Do Us Part“ fort, in denen STRYPER durch die Bank mit hochanständigem Songwriting und einer tadellosen Performance glänzen. Mag sein, dass es in den Texten um die Glorie des Herrn geht, der Musik tut es aber keinen Abbruch.

Denn nur weil STRYPER nicht am Altar des dunklen Meisters beten bzw. wenigstens bumsfidel durchs Nachtleben von L.A. ziehen (wobei man über manches Ex-Mitglied anderes hört), können sie trotzdem Metal. Auf „The Final Battle“ überzeugen Michael Sweet und seine Mannschaft von Anfang bis Ende mit verdammt starken Riffs und einem ausgeprägten Gespür für mitreißende Refrains. Zusammen mit reichlich explosiven Leadgitarren ergibt das ein Album, das 1983 vemutlich durch die Decke gegangen wäre und auch heute vor allem traditionsbewussten Metalfans noch ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Insbesondere Frontmann Michael Sweet weiß dabei zu begeistern: Inzwischen 59 Jahre alt und damit sicherlich auch einer der älteren aktiven Rocker, überzeugt der Mann auf „The Final Battle“ mit einer großartigen Gesangsperformance, die zu keinem geringen Teil von schier beeindruckenden Screams lebt – das verdient Respekt. Was die Produktion anbelangt, so lebt das neueste STRYPER-Album von zeitgemäß fettem Sound, der in seiner breiten Wuchtigkeit dafür sorgt, dass die ansonsten sehr traditionell gehaltenen Songs nie altbacken klingen. Besonders gut zu hören ist das in mächtigen Midtempo-Stampfern wie „The Way, The Truth, The Life“ oder „Same Old Story“.

Es wäre bigott, STRYPER ihr christliches Image zum Vorwurf zu machen, so lange man den ach so harten „Bad Boys“, welche die Szene ansonsten bevölkern, ihr Macho-Gehabe nicht genauso ankreidet. Ungeachtet irgendeiner Message – die auf dieser Platte übrigens angenehm im Hintergrund gehalten ist – liefern die Amis mit „The Final Battle“ ein grundsolides Heavy-Metal-Album ab, das traditionelles Songwriting mit moderner Produktion verbindet. Angesichts einer solch starken Leistung wird schnell deutlich, warum sich auch STRYPER so lange im Geschäft halten konnten.

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Wertung: 8 / 10

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2 Kommentare zu “Stryper – The Final Battle

  1. „Falls die einzige wirklich erfolgreiche christliche Heavy-Metal-Band qua dieser Tatsache noch nicht peinlich genug ist…“

    Was genau ist an dieser Tatsache peinlich?

    1. Moin Elder,

      wie Du als aufmerksamer Leser ja bestimmt schon bemerkt hast, habe ich diese Aussage bereits in der Einleitung selbst als Polemik entlarvt und sowohl im Text als auch im Fazit noch einmal relativiert.

      Dennoch: Heavy Metal ist jetzt nicht unbedingt als Kirchenmusik bekannt geworden (schon gar nicht in den 80ern) und wenn sich eine Band – ausgerechnet in dieser Zeit – dann christliche Werte (wie auch immer die genau aussehen mögen) auf die Fahne schreibt bzw. diese so explizit vor sich her trägt (siehe auch Interviews von Michael Sweet und Rauswurfgrund für ehemaligen Bassisten), dann hat das ähnlichen Gimmick-Charakter wie die Holzhammer-Moral der Batman-Serie aus den 1960ern oder von „Captain Planet“. Alles nicht weiter wild, aber doch auch ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen und darf durchaus belächelt werden. Genauso wie das Rumgedeible der Satansjünger eben auch.

      Ist aber mein persönlicher Eindruck und zum Glück sind Reviews äußerst subjektiv :)

      Ich wünsch‘ einen tollen Tag!

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