Review Tankard – Vol(l)ume 14

Eine Band, die fast 30 Jahre und mittlerweile 13 Alben auf dem Buckel hat, sollte wohl jedem, der auf Musik aus dem entsprechenden Genre steht, ein Begriff sein. TANKARD jedoch haben es trotz der Tatsache, dass ich seit vielen Jahren Thrash Metal höre, geschafft, mich irgendwie nie so richtig zu interessieren. Live immer wieder mal ein netter Zeitvertreib, verspürte ich nie das Bedürfnis, mich dieser Band weiter anzunähern – was sicher nicht zuletzt dem Bandkonzept, sich nahezu ausschließlich mit Bierhumor auf Wirtshausniveau durchzuschlagen, geschuldet ist.

Diesem fröhnt man auch beim 14. Studioalbum, wie sollte es anders sein, eifrig – bereits der Titel „Vol(l)ume 14“ spielt ja mäßig elegant mit Alkohol-Assoziationen. Doch wollen wir uns nicht an derartigen Äußerlichkeiten stören – ist es doch die Musik, die zählt… und diesbezüglich erwartet mich auf „Vol(l)ume 14“ eine echte Überraschung.

Zunächst jedoch beginnt das Album, wie es bereits Destruction, Exodus, Death Angel und zuletzt Sodom mit ihren neuesten Werken vorgemacht haben, und wie, demnach zu urteilen, die Thrash-CD 2010 zu beginnen hat, mit einem melodiösen Cleangitarrengeplänkel. Wirklich von Nöten ist das, meiner Meinung nach, für ein waschechtes Thrash Metal-Album zwar nicht, aber gut, „nutzt’s nix, schads nix“, wie man bei uns im schönen Bayernlande zu sagen Pflegt… warum also nicht.

Beachtlich ist eher, was danach folgt: Wo sich andere nämlich in multiplen Lagen Gitarrenspuren, Effekten und sonstigem Schnickschnack ergehen, ist das, was hier aus den Boxen kommt, überraschend trocken, um nicht zu sagen – TANKARD, bitte die Ohren zuhalten – nüchtern. Statt auf Bombast und opulenten Ami-Thrash-Sound setzen die Frankfurter, wie zuletzt Kreator mit „Hordes Of Chaos“, auf einen ehrlichen, bodenständigen Gitarrensound, der klingt, als käme er direkt aus einer alten, ehrenwerten Amp. So wirkt „Vol(l)ume 14“ vielleicht etwas dünner als beispielsweise die letzte Destruction-Scheibe, dafür jedoch auch transparenter, prägnanter und auf das Wesentliche reduziert – eine Tatsache, die den Riffs nur zu Gute kommt: In bester Thrash-Manier bewegen sich diese irgendwo zwischen genannten Kreator, Exodus und (ganz) alten Slayer, um auf die populärsten Vergleiche zurückzugreifen.
Gerade im Bereich der Soli und melodiöserern Parts wissen TANKARD dabei wirklich zu gefallen, verlässt man sich hier doch nicht nur auf die Darbietung technischen Könnens in Form von unsäglichem Gefrickel, sondern stellt neben Talent an den Instrumenten auch ein gutes Händchen in Sachen Komposition unter Beweis.

Während mir die Musik also ohne Vorbehalte zu gefallen weiß, bleibt beim Gesang auch nach unzähligen Durchläufen ein kleiner Rest Zweifel bestehen, ob Andreas „Gerre“ Geremia schlicht die „Cooler Hund“-Stimme schlechthin hat oder ob die Vocals halt doch nur wie eine nicht immer überzeugende Kreuzung aus Schmier und Mille Petrozza klingen. Weiß Gerre bei vielen Passagen wirklich zu begeistern, kommen bisweilen doch Zweifel auf, ob der Gesang wirklich astrein oder nicht doch bisweilen etwas daneben liegt. Aber who cares, am Ende ist es halt doch „nur“ Thrash Metal, der Ärsche treten muss. Und das tut „Vol(l)ume 14“, und zwar kräftig.

Vergleiche mit früheren TANKARD-Werken sind mir aus eingangs genannten Gründen nicht möglich – die Tatsache jedoch, dass „Vol(l)ume 14“ wohl nicht mein letztes TANKARD-Album bleiben wird, sagt aber eigentlich alles: Wer deutschen Thrash Metal mag, wird „Vol(l)ume 14“ lieben – ganz egal, ob er bereits 13, erst drei oder noch gar keine TANKARD-CD sein Eigen nennt.

Wertung: 8.5 / 10

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