Review The Dark Tenor – Symphony Of Light

(Symphonic Metal / Gothic Metal / Oper / Avantgarde) Ein ziemlich interessantes Projekt erblickt im Oktober 2014 das Licht der Welt. Betitelt ist es nach dem Protagonisten, THE DARK TENOR, der mit „Symphony Of Light“ sein Debütalbum veröffentlicht. Beworben wird es als Mischung aus Gothic, Klassik und Pop, eine Einordnung, die man so stehen lassen kann. Dennoch erweist sich die Scheibe als ganz anders, als man es möglicherweise vorstellt.

Ebendiese Attribute haben schon ganz andere Künstler bekommen und auch bei ihnen waren sie sicher nicht ganz falsch, THE DARK TENOR zeigt aber eine erstaunliche Konsequenz in seinem Treiben. So nimmt er für jedes der 14 Stücke (das kurze Intro einmal ausgenommen) ein Stück der klassischen Musikgeschichte und baut es in seine eigenen Kompositionen um und ein. So entsteht nicht wirklich ein vollkommen eigenes Werk, aber auch kein Cover-Album im herkömmlichen Sinne.
THE DARK TENOR gibt sich weitgehend geheimnisvoll. Das Artwork ziert er in einer an Zorro erinnernden Pose (ohne Maske, dafür mit Kapuze), die Facebook-Seite nennt ihn ebenso wenig beim Namen, gibt aber immerhin Atlanta und Berlin als Herkunftsort an. Ersteres dürfte dabei der Geburtsort sein, denn die Aussprache bei „Ode an die Freude“ (natürlich unterlegt von van Beethovens „Freude schöner Götterfunken“) entlarvt ihn als Nicht-Muttersprachler.

Das angesprochene „Ode an die Freude“ ist ein gutes Stichwort, denn dieses erkennt man sofort. Dabei kann man sich durchaus den Spaß gönnen und auf den Blick ins Booklet, in dem sämtliche Inspirationsquellen aufgeführt sind, zunächst verzichten. Manche sind leicht zu erkennen, wie das Allegro Molto aus Mozarts 40. Sinfonie, Ack Värmeland, welches bereits Smetana für den böhmischen Exportschlager „Die Moldau“ verwendete und natürlich das unvermeidliche Schwanensee-Hauptthema von Tschaikowsky.
Weniger bekannt ist sicher das „Miserere“ von Gregorio Allegri, welches aufgrund der interessanten Hintergrundgeschichte eine eigene Rezension verdient hätte. Freunden des genialen Autors Jean-Christophe Grangé ist es möglicherweise bekannt aus „Choral des Todes“, ansonsten handelt es sich aber eher nicht um ein Mitglied des Who-Is-Who der Musikhistorie. Fraglich, ob sich durch THE DARK TENORs Einsatz daran etwas ändert.

So viel zu den nicht unwichtigen Hintergründen, die Frage ist nun, wie ist „Symphony Of Light“ letztlich umgesetzt? Zunächst einmal nicht mit anderen Instrumenten, als man es von vergleichbaren Veröffentlichungen kennt. Bis auf das einprogrammierte Schlagzeug (Minuspunkt!, Ausnahme „Miserere“) findet man alles, was eine Band beinhaltet, dazu massig authentische Streicher (Pluspunkt!) und diverse Gastsänger bis hin zu einem Chor, an dem auch der ehemalige Superstar Thomas Godoj teilnimmt.
Die Songs sind weitgehend ziemlich elegisch gehalten, was dem Naturell der klassischen Stücke sehr entgegenkommt. THE DARK TENOR präsentiert sich dabei einfallsreich und stimmgewaltig, er weiß um seine Stärken am Mikrofon und setzt diese selbstbewusst um. Wie es sich für einen ausgebildeten Opernsänger gehört, beherrscht er ein großes stimmliches und vor allem stimmungsvolles Spektrum. Schmachtet er bei der d-Moll-Kadenz in „River Of Life“ oder im sehr langsamen, fast sakralen „Miserere“ regelrecht dahin, legt er beim hymnischen „Ode an die Freude“ und vor allem dem mitreißenden „After The Nightmare“ richtig los. Ein wahrhaft polarisierender Frontmann.
Ein paar Haare findet man allerdings in jeder Suppe, wenn man lange genug danach sucht. Die E-Drums wurden bereits erwähnt, daneben macht sich „Symphony Of Light“ ein wenig zu sehr zum Sklaven der eigenen Vorlieben in Sachen klassischer Musik. Unterschiedliche Stimmungslagen fängt die Platte noch ganz gut ein, letztlich klingen die 53 Minuten aber doch etwas uniform, weil die meisten Lieder ein sehr ähnliches Grundtempo haben. Dies schmälert ein wenig den Hörgenuss, den die ansonsten sehr abwechslungsreiche Klassik zu bieten hat.

Natürlich hat THE DARK TENOR weitgehend ohnehin schon sehr eingängige, sehr bekannte Melodien zu Grunde gelegt und nicht nur deshalb ist fraglich, wie eigenständig „Symphony Of Light“ tatsächlich zu bewerten ist. Dennoch kann man sich das Album definitiv zu Gemüte führen, denn hier wird Innovation wirklich mal groß geschrieben. Auch wenn im Zusammenhang mit dem Artwork der Kitsch-Vorwurf nicht zur Gänze entkräftet werden kann, wird man hier auf der Suche nach dem Hauch Extravaganz fündig. Im Übrigen auch dann, wenn man keine Affinität zu den „gecoverten“ Komponisten hat. Geeignet für alle, die sich im Spannungsfeld zwischen Rhapsody (Of Fire) und Gregorian beheimatet fühlen.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

3 Kommentare zu “The Dark Tenor – Symphony Of Light

  1. ich bin durch RTL auf TDT aufmerksam geworden, habe mir dann viele seiner Lieder auf youtube angeschaut und habe mir am gleichen Abend noch ein VIP-Ticket für eines seiner Konzert besorgt. Und ich muss sagen ich bin von seiner Persönlichen Art wie auch von seiner musikalischen Gabe sehr begeistert. Und ich würde immer wieder auf ein Konzert geben.

  2. Also als „Müll“ würde ich keine Musik bezeichnen! Es ist und bleibt Geschmackssache! Ich komme aus dem klassischen Bereich, ich finde leider auch, dass die Grundmelodien der einzelnen Lieder sehr ähnlich klingen. Hab gerade das Album gehört… Der Tenor hat eine super Stimme weswegen es Spaß macht das Album zu hören. Und ja, die Texte, alle hab ich jetzt noch nicht übersetzt, gedanklich, aber selbst wenn diese nicht 100% perfekt sind… Mir fallen durchaus deutsche Pop Sänger ein bei denen man sich durchaus auch fragt was sie sich bei diesem oder jenem Text gedacht haben… Verlockend fände ich eine Mischung aus komplett selbst geschriebenen Stücken (inkl Musik) und Stücken von alten Komponisten. An sich finde ich den Grundgedanken Leute wieder mehr für Oper zu begeistern gut! Fraglich ist ob einer der diese CD hört dann in eine Oper geht, weil das dann ja ohne Schlagzeug und Popelement dort ist. Vielleicht sollten Opernhäuser aber auch einmal solche Mischungen anbieten! Warum nicht mit der Zeit gehen? Und ich finde was manchmal Bühnenbildner alte Opern meinen neu Inszenieren zu müssen und man dies sich kaum anschauen kann, weil z.B eine Traviata an Krebs stirbt mit Tropf auf einer Autobahn bzw Bushaltestelle (oder was auch immer es darstellen sollte) dann darf man auch die Musik mit modernen Elementen mischen! Fakt ist, es sollte nicht nur noch modern geben aber in der Moderne ist alles erlaubt. Ein Album mit Klassischen-Werken und Modern von Ihm, wäre vielleicht auch toll. Zumindest würde man in den klassischen Opernwerken ohne Popelemente sein Können besser hören! Es ist das 1. Werk warten wir ab wie er sich entwickelt. Ansich finde ich es nicht schlecht aber dass ist Geschmackssache! Wie oben erwähnt! Ich würde dem Album aber auch keine vollen Punkte geben. Aber würde z.B gerne auf ein Konzert gehen weil ich glaube, dass die Show gut wird und die Stimme des Sängers einfach gut ist. Und ich finde den Grundgedanken gut, Klassik allen näher zu bringen. Es gibt etliche Geiger die dieses schon lange praktizieren und hoch gefeiert werden. Vanessa Mae, David …

  3. 8 Punkte für diesen musikalischen Müll????? Bei allen nötigen Respekt Hr. Müller aber das kann ich nicht mal ansatzweise ernst nehmen, genauso wie Gregorian hat das hier mit Gothic, geschweige den mit Symphonic Metal, herzlich wenig zu tun, mein Beileid an diejenigen die auf diesen Schwachsinn reinfallen…

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