Review The Psyke Project – Dead Storm

Es ist immer mehr oder minder eine Qual ein Review über eine Band zu schreiben, die bei den Metal Archives nicht eingetragen ist (Tracklist von Hand abtippen, das Internet nach einer Besetzungsliste durchforsten, Jahr der Gründung in Erfahrung bringen und irgendwie auf den Trichter kommen, was die Knaben denn eigentlich schon so alles gemacht haben, so Kram fällt dann eben an), aber was will man gegen deren Snobismus tun, wenn sie sagen, dass diese oder jene Band „nicht Metal genug“ ist? Vor Allem in solchen Fällen, in denen eine Band verdammt noch mal Metal ist. In Fällen wie THE PSYKE PROJECT eben. Die rotteten sich 2001 in Kopenhagen, Dänemark zusammen und entschieden sich nunmehr Musik zu machen, die ihre Einflüsse aus Projekten wie Will Haven, Neurosis, Old Man Gloom oder frühen Isis zieht. Ich kenne all diese Bands nicht (oder sagen wir mal „ihre Musik nicht“), betrat mit dem vierten Album von THE PSYKE PROJECT mit dem Titel „Dead Storm“ also ziemliches Neuland.

Und war erst mal etwas verstört ob der Reizüberflutung, die die CD auf mich losließ. Dabei fängt der Opener „Fire Blizzards“ noch so ruhig an, mit merkwürdigen Geräuscheffekten, einer akustischen Gitarre und sehr akzentuiertem Drumming. Doch schon nach wenigen Augenblicken schwenkt die ganze Soundkulisse um. Heftig verzerrte Gitarren, die mich ein wenig an P.H.O.B.O.S.‘ zweite CD erinnern mischen sich mit heftigem Gekeife aus der Kehle von Martin Nielskov. Das Tempo ist niedrig, fast ein wenig doomig, das Riffing monoton, kalt, für Melodie oder Frohsinn ist hier kein Platz. Ein wenig schwingen auch die Kollegen von Callisto mit, denn ähnlich wie sie bieten THE PSYKE PROJECT in einer etwas durchwachsenen Produktion (das Schlagzeug hätte einen Tick lauter sein können, dafür ist der Bass gut zu hören) recht sludgiges Zeug, ohne sich jetzt aber an Genregrenzen zu klammern. Doch den zweistimmigen Gitarrenarangements zum Trotz bin ich noch leicht skeptisch. Brutalität und klirrende Kälte schön und gut, aber etwas mehr Melodie hätte es doch sein dürfen und auch klingt das alles etwas zu kontrolliert, kalkuliert, obwohl die Band versichert, dass das Album live im Studio aufgenommen wurde.

Glücklicherweise ist diese Monotonie aber nicht von großer Dauer. Zwar ziehen THE PSYKE PROJECT sich bei Gelegenheit wieder in brutale, fast Beatdown-artige Gefilde zurück, allerdings finden sich zwischen diesen Parts immer wieder melodische, emotionale, teilweise völlig unkontrollierte und epische, vielleicht sogar majestätische Ausbrüche, die das Thema des Albums, die ungezügelte Natur des Nordens, gut durchklingen lassen.
Und in diesen Gegensätzen liegt ein ziemlich großer Reiz. Die monotonen Parts lassen ihre melodischen Gegenstücke noch intensiver erscheinen und umgekehrt genau so. Man kann in so gut wie jedem der 10 Songs eine richtig wuchtige Steigerung vom Anfang zum Ende hin ausmachen. Fangen die meisten wie recht gewöhnliche Sludge-Metal-Nummern an, so entwickeln sie sich zum Ende hin zu musikalischen Todesstürmen, die einfach nur ohne Ende blasten. Und so ist „Dead Storm“ eine extrem intensive Angelegenheit, die den Hörer packt und nicht mehr loslässt.
Andererseits ist das vierte Album der Dänen aber mit Sicherheit kein einfaches Album, sondern eher eins, das erarbeitet werden will. Glücklicherweise gibt es aber auch für Quereinsteiger genug große Momente auf der CD (der Mittelteil von „Stockholm Bloodbath“ zum Beispiel, oder der ruhige, aber irgendwie epische Anfang von „Storms Of The North“), so dass man nicht vollends von dem bockschweren Ding hier abgeschreckt wird. Und wenn man erst mal den Zugang gefunden hat, dann reißt „Dead Storms“ auch sehr ordentlich mit.

Ich weiß jetzt wie gesagt nicht, wie sich das vierte Album von THE PSYKE PROJECT im Kontext des Genres macht (falls man da überhaupt von einem einheitlichen Genre sprechen kann), da ich mich da nicht auskenne, aber mir persönlich gefällt die Scheibe sehr, sehr gut. Ein intensiver Genremix irgendwo zwischen Chaos und Ordnung, brachialer Gewalt, filigraner Momente und allem, was sonst noch so dazu gehört. Ein wahrer Sturm von einer CD eben. Nicht ganz perfekt (der Klargesang klingt hier und da komisch und die Produktion hätte etwas besser sein können), aber doch eine ganz klare Empfehlung für jeden Freund der etwas abgedrehteren musikalischen Unterhaltung.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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