Review The Ruins Of Beverast – Rain Upon The Impure

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2006
  • Spielart: Black Metal

Nun liegt also der lang ersehnte Nachfolger von „Unlock The Shrine“ vor mir und wie das bei Alben, welche man gierig erwartet, so ist, gab es natürlich ein paar Probleme bei der Fertigung. Hier aufgrund des Booklets, was nicht verwundert, wenn man sich dieses Mal genauer ansieht. Der Farbenkontrast ist eher gering, wenngleich man durchaus in der Lage ist, alles zu erkennen. Wenn hier nun aber etwas falsch läuft, so kann man sich gut vorstellen, dass das Booklet nicht mehr zu gebrauchen ist. Doch wenden wir uns der Musik zu, „Rain Upon The Impure“ heisst dieses Werk, es beinhaltet eine Spielzeit von so ziemlich genau 80 Minuten und es wäre nur ratsam, sich auch währenddessen ausschließlich auf die – ja, Kunst – zu fixieren, das eigene Gusto wird es später danken.

Wie oft erlebt man folgendes? Man lauscht einem Album und weiß nicht, was man dazu schreiben soll. Gut, ein paar Worte kann man immer verlieren und obskur anmutende Sätze sind auch schnell formuliert, doch „Rain Upon the Impure“ bringt diese Sprachlosigkeit auf ein neues Niveau. Wohlüberlegter, ambienter bis bombastischer Black Metal, wie man ihn schon lange nicht mehr hörte, doch diese Beschreibung wird dem keinesfalls gerecht. Von Meilenwald intonierte hier etwas, was man nicht mehr als gängigen, noch nicht einmal verqueren Black Metal bezeichnen kann. Es ist, als wäre die Musik ein Portal, durch das man hindurchgeht und sich in fernen Welten wieder findet, wobei man freilich auf finsteren und kargen Ebenen landet. Wenn man also so will, handelt es sich bei dem zweiten Werk von THE RUINS OF BEVERAST um eine Art Erlebnisbericht, das wird dem Ganzen vielleicht sogar am ehesten gerecht. Auf jeden Fall ist ein Reinhören zwingend erforderlich.

Stiefel, die durch Wasser waten, Pferdegewieher und nur wenig später die beklemmende Atmosphäre eines Kanalisationsschachtes. Bis dann ein weltfremdes, monstereskes Geschrei die Szenerie verlagert. Bevor das Tempo abnimmt, dominiert erst einmal das Schlagzeug und erhabene Symphonien, die wie aus dem Jenseits klingen, mischen sich hinzu. Wie aus der morastigen Versenkung steigt der Gesang von von Meilenwald empor. Nun verlagert sich dieses Bild in ruhige, spannungsaufbauende Elemente, die Gitarren dümpeln in finstrer Erwartung vor sich hin und werden in dieser Lage auch noch ein gutes Stück verharren, dafür wechseln die umliegenden Klänge. Doch sobald das Leadriff gewechselt wird, intensiviert sich die morbide Stimmung. Nun ist es bekanntlich schwer, aus solch fast schon ambienten Klängen erneut mit einem Black Metal-Inferno aufzuwarten und dabei nicht die Stimmung zu lädieren. „50 Forts Along the Rhine“ ist dazu aber in der Lage, die Atmosphäre wird lediglich transportiert in eine etwas schnellere Gangart. Mitunter wird die Musik gen Ende etwas unübersichtlich beziehungsweise hektisch, doch selbst dieser Faktor wirkt hier bloß positiv. Nun wird der Hörer schon nach diesem Lied frohlocken, es wird aber noch besser, daran besteht kein Zweifel. „Soliloquy Of The Stigmatised Shepherd“ beginnt mit einer Wahnsinns-Gitarrenwand, welche alles niederreißt und schier vor Ehrfurcht erstarren lässt. Später kommt ein Gesang hinzu, wie er nicht von einem menschlichen Lebewesen stammen kann, es kommt einer Mixtur aus Wolfsgeheul und schrillerem Black Metal-Gesang einigermaßen nahe. Diese Kombination bildet gelinde gesagt eine homogene Einheit, zutreffender wäre aber zu sagen, dass der Hörer schlicht geplättet ist und sich an der Musik ergötzt, vielmehr labt. Hier mischen sich noch vielerlei Klangnuancen hinzu, doch darauf kann man kaum eingehen, es ist einfach unfassbar, was THE RUINS OF BEVERAST hier in ein einziges Lied gepackt haben. Wenn nach gut zehn Minuten dann noch klare Choräle hinzukommen, ist die Komposition schier perfekt oder eher gesagt unglaublich, man kann sich nur zurücklehnen, sich von der Musik überfluten lassen und die prickelnde Gänsehaut registrieren, welche einem im knappen Takt überkommt.
Das Interludium „Rapture“ wirkt wie ein Bewegen in einer Spektralwelt, man scheint verschleiert zu schauen, Geräusche eher dumpf wahrzunehmen. Das nachfolgende „Blood Vaults“ ähnelt vom Aufbau her „Soliloquy Of The Stigmatised Shepherd“, zumindest werden dieselben Elemente verwendet. Insofern ist eine Beschreibung des Liedes kaum mehr erforderlich, nur der Zusatz, dass „Soliloquy of the Stigmatised Shepherd“ hochwertiger und emotionaler ist, sei genannt. Zudem ragen die Mönchschöre wieder heraus, da sie authentisch aufgenommen worden sind.

Das erste Mal steht nun ein Sample im Vordergrund, es leitet nämlich „Soil Of The Incestuous“ ein. Darauf folgt eine schöne Melodie, welche unter anderem so klingt, als hätte man Claves hoch gestimmt, damit kann man es vielleicht einigermaßen sinnvoll umschreiben. Auf dieses Grundgerüst ergießt sich wie klebriger und zäher Teer der Gesang von Meilenwalds. Wie schon in „Blood Vaults“ wirkt die Melodieführung recht wirr, die Musik monoton und eindringlich. Man könnte nun leicht von Sinnesüberlastung oder Erdrückung sprechen, das wäre auch gar nicht so abwegig, aber selten wurde man mit solch einer Faszination und Begeisterung erschlagen. Nach einem weiteren Audiosample ertönt die mitzerrende Grundmelodie erneut und lässt den Hörer wenigstens psychisch fortreisen. Gen Ende von „Soil of the Incestuous“ notiert man noch immer gebannt von „Rain Upon The Impure“, wie effektiv Samples mit der Musik verwoben werden können, das genannte Stück wirkt wie aus einem Guss, Musik und Exzerpt bilden eine homogene Einheit. Darauf folgt wieder der mächtige Chor, welcher schon zuvor den Hörer des Willens beraubte. „Baalna-Kheil“ the Bleak“ rast zunächst auf den Hörer zu, bis dann der Namenszusatz im Titel des Liedes greift. Eine mysteriöse Stille (abgesehen von düster funkelnden Zwischenklängen), dann vernimmt man finster heischenden Sprechgesang. Es ist, als stände man inmitten einer kahlen Ödnis und eine Dämonengestalt spräche zum Protagonisten.
Nun dachte man, man könnte gar nichts Grandioserem mehr lauschen, doch welch fataler Irrtum! Der Titeltrack führt diesen Verdacht respektive die Vermutung, welche man hegte, ad absurdum. Ich nannte ja diverse Male zuvor, dass hier und da eine Melodie den Hörer fassungslos zurücklässt. Die dazugehörige Klimax findet sich in dem letzten Lied, wie auch viele andere Ingredienzien hier ihren Höhepunkt haben. Mehr kann man dazu gar nicht sagen; es ist, als hätte man schon alles oder nichts gesagt, darum belasse ich es hierbei.

Wenn ich ganz ehrlich bin, ich habe ja schon verdammt viele Alben gehört, aber DAS hier noch nie. Einfach nur der pure Wahnsinn. Um mal die Worte eines Freundes zu zitieren: ich bin unwürdig. Ganz so extrem verhält es sich wohl nicht, doch es drückt schon sehr gut aus, wie umwerfend und perfekt dieses Album ist. Darüber viel schreiben zu wollen, ist leicht problematisch, denn innere Empfindungen adäquat in Worte zu kleiden ist nicht gerade das Simpelste. Meiner Meinung nach wäre alles andere als die Höchstnote lächerlich; nicht zuletzt, weil sich immer mehr Klangdetails beim x-ten Durchgang auftun und diese Stimmung selbst dann noch wächst, was schon mehr als bemerkenswert ist.

Wertung: 10 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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