Review Thy Catafalque – Rengeteg

„Was zum Teufel ist das schon wieder?“ ist eine gar nicht abwegige Frage zum neuesten THY CATAFALQUE-Album. Die Band des Masterminds und inzwischen einzigen Protagonisten Tamás Kátai macht es einem nicht besonders einfach mit „Rengeteg“.

Der Ungar produziert auf diesem Album einen ziemlich anstrengenden Stilmix, angesiedelt irgendwo zwischen fiesen Industrial/Electro-Elementen, Black Metal-Feeling, ungarischer Folklore und Pop mit Klaviermelodien. Mit dieser Beschreibung kann man nichts anfangen? Genau, das ist das Problem. Fühlt man sich in einem Moment in der Gothic-Disco nicht schlecht aufgehoben, geht es im nächsten Moment vom Dimmu Borgir-Konzert direkt zum seligen Volkswaisen-Gröhlen in die Stammkneipe. Manchmal zuckt man angesichts dieser Verquickungen nur noch hilflos die Schultern, zumal die immer sehr lärmige, aufdringliche Produktion und die leider programmierten Drums es einem auch nicht unbedingt leicht machen. Ich würde auch nicht unbedingt behaupten, dass „Rengeteg“ unbedingt eine wirkliche Aussage hat, oder dass es immer wirklich konsequent zum Punkt kommt. Dennoch wirken die Songs meist doch so selbstbewusst vorgetragen, dass man sich auf sie einlassen kann. Selbst dann empfindet man zwar häufig nur fasziniertes Erstaunen über die ziemlich unorthodoxen Verquickungen, aber das scheint nach meinen bisherigen Erfahrungen auch primäres Ziel avantgardistischer Musik zu sein.
Einen guten Teil zum weitgehenden Gelingen des Experiments tragen mit Sicherheit die Session-Musiker bei: An erster Stelle steht hier wohl die Stimme von Attila Bakos, bei der man sich, nicht zuletzt bedingt durch die Sprache, nehme ich an, nur selten von der Vorstellung eines bärtigen Fellmützenträgers losreißen kann, der mit Tränen in den Augen und der Hand auf dem Herz inbrünstig seine Vaterlandsliebe bekundet. Die eindrucksvolle Stimme von Ágnes Thóth kennt man schon von The Moon And The Nightspirit, bleibt Cellist Mihály Simkó-Várnagy, der vor allem im bizarren „Ko Koppan“ mit einprägsamen Melodien zu punkten weiß. Gerade ihn hätte man allerdings gerne noch öfter einsetzen dürfen.

Obwohl ich es wirklich erstaunlich finde, dass man, wenn man die produktionsbedingten Ermüdungserscheinungen mal außen vor lässt, das Album wirklich gut durchhören kann, stehe ich am Ende eben doch vor dem bereits angedeuteten Problem: Worin besteht die Aussage, die dieses Album treffen will? Manchmal bekommt man doch das Gefühl, dass Kátai so beschäftigt damit war, diese irrsinnigen Genre-Kombinationen nicht völlig aus der Luft gegriffen klingen zu lassen, dass er nach dem Hinzufügen einiger cooler, eingängiger Melodien absolut keinen Platz für ein sinnstiftendes Gesamtkonzept mehr in den Songs hatte.

Wenn ich also von einem gelungenen Experiment spreche, ist das relativ zu sehen: Man kann sich „Rengeteg“ anhören, aber schlauer ist man danach nicht. Industrial Folk Metal, oder was das hier sein mag, eignet sich offensichtlich wenig, um irgendetwas zu transportieren.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert