Review Thy Catafalque – Geometria

THY CATAFALQUE, die ursprünglich als Black-Metal-Projekt angelegte Herzensangelegenheit des gebürtigen Ungaren Tamás Kátai, zeigt seit der letzten Platte eine Entwicklung, die womöglich nicht mehr adäquat die Vorzüge des Projektes repräsentiert. Dies mag ein harter Einstieg sein, aber wenigstens ein ehrlicher.

Denn stand die Musik zuvor für eine kreative Verflechtung von rauen Black-Metal-Anleihen mit sanften, elektronischen Melodien („Rengeteg„, 2011), die sich zu einem brausenden Sturm alias „Sgùrr“ (2015) entwickelte, wurde eben jener auf „Meta“ (2016) wieder gebändigt. Aber nicht nur das, wesentlich tragischer ist der Verlust des erkennbaren Vorgehens von Kátai: „Meta“ veranschaulichte zwar verschiedene, gute wie weniger gelungene Seiten von THY CATAFALQUE, fügte diese allerdings nicht zu einem Charakter mit Ecken und Kanten zusammen. Stattdessen wechselten sich verschiedene musikalische wie auch atmosphärische Motive ab, ohne im Zusammenhang zu stehen.

Zwei Jahre nach diesem Album legt Kátai mit „Geometria“ bereits die nächste Platte vor; der Wahlschotte scheint sich aktuell wohl auf einem peak seiner Schaffensphase zu befinden. Gespickt mit elf Songs und einer Spielzeit von knapp einer Stunde ist „Geometria“, zumindest quantitativ, ein Dienst an den Fan, immerhin veröffentlicht THY CATAFALQUE nicht nur regelmäßig, sondern auch genügend Material. Allerdings stellt sich die berechtigte Frage der Qualität. Dass diese nicht einen Schritt zurück zu „Rengeteg“ oder „Sgùrr“ geht, ist leider klar, denn THY CATAFALQUE steht für eine stetige Weitereinwicklung. Diese geht allerdings zu Lasten der guten Eigenschaften dieses Projekts: bereits auf „Meta“ begonnen, führt „Geometria“ den eingeschlagenen Weg in puncto relativ unspektakulärer Zusammenhangslosigkeit fort.

Die Lieder als solches münden ebenso wenig in eine Steigerung wie das Album als Ganzes; Kátai vergönnt dem Hörer keinerlei Spannungskurven, welche fesseln, stattdessen plätschern die Tracks lediglich auf ihr Ende zu. Da nützt es nichts, nach sechs Minuten Spielzeit die Gitarre an den Verstärker anzuschließen und eine Sängerin an das Mikrofon zu lassen („Hajnali Csillag“) oder sich mal verstärkt auf die Black-Metal-Wurzeln zu besinnen („Szamojéd Freskó“), ehe dann ein rein elektronischer Track („Töltés“) folgt. Vielleicht ist es der unzugänglichen Sprache geschuldet, die eventuell lyrisch aufgebaute Zusammenhänge für unser Ohr verschlossen hält, aber die Abfolge der Tracks bleibt ein Mysterium.

„Geometria“ ist schwierig zu greifen; nicht etwa, weil die Musik technisch zu komplex oder der Sound mit zu vielen Tonspuren überladen ist, sondern weil es einfach nicht berührt. Und zu allem Überfluss zum Großteil nur durchschnittliche Tracks aufweist. Die wenigen Songs, die eine gewisse Ausstrahlung besitzen, sind bezeichnenderweise die elektronischen („Töltés“, „Hajó“) oder Lieder, die im Verlauf an Strahlkraft verlieren („Sárember“), weil sie im letzten Drittel um ein Motiv bereichert werden, was genau das, eine Bereicherung, nicht ist. Ebenfalls als schwierig, da zäh und recht einfallslos, gestalten sich die Mid-Tempo-Nummer („Lágyrész“, „Ének A Búzamezokrol“), die weder mit starken Riffs noch einem spannenden Verlauf ausgestattet sind.

Vielleicht gelingt THY CATAFALQUE der Sprung zurück in die Riege der aufregenden Avantgarde Black Metal-Bands, sobald sich Kátai zurücklehnt und sich mehr Zeit für gute Riffs gönnt anstatt für zweckdienliche. Die einzige Abwechslung, die wirklich durchweg interessant ist, ist den verschiedenen Sängern geschuldet; instrumental hingegen legt THY CATAFALQUE mit „Geomtria“ ein eher dürftiges Album vor.

Wertung: 5 / 10

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