Review Turisas – Turisas2013

Da ist es also: „Turisas2013“.
Was? „Turisas2013“.
Wer? TURISAS! 2013!
Aha. Und wie heißt das Album? „Turisas2013“.

Doch wo man zunächst eine Anekdote a là „Wie soll das Album noch gleich heißen?“ – „Keine Ahnung, aber auf der Master-CD steht ‚Turisas2013’“ erwartet, lässt Bandkopf Nygård keinen Zweifel daran, dass der Titel nicht nur absichtlich, sondern auch mit Bedacht gewählt ist: „Er ist einfach die perfekte Schnittmenge aus einem selbstbetitelten Album und einem Hauch von Black Sabbaths ‘Vol. 4‘ und ‘1984‘ von Van Halen.“ Nun ja.

1997 in Hämeenlinna (Finnland) gegründet, gehören TURISAS heute zu den wohl bekanntesten Bands der vor einigen Jahren ach so gefeierten Party-Pagan-Szene. Während andere Bands sang- und klanglos verschwunden sind oder stur (und trotzdem erfolgreich) ihren Weg weitergehen, haben sich TURISAS bereits mit dem letzten Album dazu entschieden, ihren Sound umzukrempeln. Nun, nach diversen Lineupänderungen, soll „Turisas2013“ vor allem die aktuelle Band repräsentieren: „Es soll nicht nach den TURISAS von 1998 klingen – das hier ist, wofür TURISAS heute steht: das 2013er Lineup, die 2013er Songs, der 2013er Sound.“ Die TURISAS von 1998 dürften für diese Klarstellung wohl sehr dankbar sein.

Denn mit den epischen, pathetischen und vor allem authentischen TURISAS, wie man sie noch auf „Battle Metal“ oder gerade „The Varangian Way“ zu hören bekam, haben TURISAS 2013 nicht mehr das Geringste gemein. Stattdessen verfolgt die Band den bereits mit dem letzten Album eingeschlagenen Weg des poppigen Klamauks weiter – auch wenn dieser musikalisch stetig bergab führt. Hatte beispielsweise der Vorgänger („Stand Up And Fight“) wenigstens noch unbestreitbare Ohrwurmqualitäten, ist es auf „Turisas2013“ dem Opener „For Your Own Good“ vorbehalten, im Gedächtnis zu bleiben – als so astreine wie gesichtslose Pop-Nummer, mit der bei entsprechender Inszenierung auch ganz ohne Exoten-Bonus der Eurovision Song Contest gewonnen werden könnte.

Schlimmer ist jedoch, was folgt: Denn wo bei TURISAS früher aus der durchschnittlichen Masse einzelne Songs positiv hervorstachen, stechen hier aus der ansonsten eher durchschnittlichen Menge nur noch die negativen Extreme heraus. So düdelt „Turisas2013“ über weite Strecken belanglos vor sich hin; exemplarisch sei hier nur „We Ride Together“ genannt, welches mit Pferdegalopp-Rhythmus und schnulzigem Refrain an Abgedroschenheit kaum zu überbieten ist. Dazwischen sind es mittlerweile die pseudo-folkloristischen Schunkelnummern wie „Into The Free“ oder die Folk-Punk-Rock-Nummer „No Good Story Ever Starts With Drinking Tea“, die wirklich peinlich berühren – und das nicht nur, weil in letzterem scheinbar sogar Die Schlümpfe als Gastsänger eingeladen wurden.

Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern ist die CD dabei thematisch an kein Konzept gebunden. Wie gut die neu errungene lyrische Freiheit dem Werk wirklich getan hat, lässt sich an Reimen wie „Rude awakening, No more bathing, Public erection, Gives little affection“ oder dem Porno-Sample im „von durchgeknallten Drogengeschichten aus ‘Tausend und einer Nacht‘ inspirierten“ „Run Bhang-Eater, Run!“ lediglich abschätzen…

Am Ende bleibt vor allem eine Frage: Wen wollen TURISAS mit diesem Album erreichen? Dass man mit dieser stilistischen Neuausrichtung viele Fans dazugewinnen kann, darf angezweifelt werden. Ebenso fraglich ist jedoch, wie glücklich die Fanbasis mit den Entwicklungen von TURISAS ist. Denn auch wenn das Pagan-Publikum gemeinhin viel verzeiht und musikalisch als relativ schmerzfrei gilt, ist irgendwann wohl dennoch der Punkt erreicht, an dem auch ein noch so ruhmreiches „Battle Metal“ eine Show nicht mehr zu retten vermag.

Wertung: 4 / 10

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3 Kommentare zu “Turisas – Turisas2013

  1. Ich gehöre zu jenen die „viel verzeihen“ aber auch ich hab hier ein wenig den Eindruck als würde Turisas mit diesem Album auf Teufel komm raus auch die treuesten Fans zu vergraulen.
    Nach Stand Up and fight war zumindest ich noch begeistert von denen…

  2. Was Generelles: Ich fände es besser, wenn bei Aufrufen eines ALBUM-Reviews die TRACKLIST aufgeklappt ist und die Bandbesetzung nur bei Bedarf sichtbar wird.

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