Nach dem vergangenen Festival-Sommer war klar: Accept sind wieder da! Und zwar genau so gut, wie in den 80ern. Nach der erfolgreichen Festival-Tour legte sich Udo Dirkschneider jedoch keinesfalls auf die faule Haut, sondern zimmerte mit seinen Mannen das zehnte Studioalbum seiner zweiten Band U.D.O. ein. Und was den Hörer hier erwartet dürfte wohl jedem klar sein: Bester deutscher Heavy Metal in 80er Tradition.
Die Scheibe beginnt mit einem anderthalbminütigen Gewitterintro, das nahtlos in den Titeltrack übergeht. Und dieser Track erfüllt nun wirklich alle Erwartungen: marschierene Drums, doppelläufige Gitarren in bester Accept-Manier, ein großartiger Groove und zur Krönung noch die Reibeisenstimme des „German Tank“, die sich zu einem großartigen Singalong-Chorus steigert. Geht’s noch klassischer? Die Antwort muss ganz klar lauten: Nein!
Das anschließende „24/7“ ist von ähnlich hoher Qualität. Ein flottes Stück, das zum Feiern einlädt, aber sicherlich auch für keine Überstrapazierung der Nackenmuskeln sorgen sollte. Was bereits hier mal wieder auffällt ist Udos tolles Händchen für eingängigen Gesangsmelodien und eingängige Riffs.
Mit „Mean Streets“ folgt dann die erste Single der Platte, die etwas experimenteller daher kommt. Abgehackte Riffs und ein dezent eingesetzter Stimmverzerrer tun da ihr Bestes. Im Refrain wird dann allerdings wieder deutscher Metal vom feinsten Geboten. Mitsing-Attitüde und eine satte Portion Heavy Metal!
„Eye Of The Eagle“ ist eine wunderschöne Habballade, die zwischen Gänsehaut-Atmosphäre und hymnischer Erhabenheit hin und her pendelt. Dabei verlassen die Gitarren schon mal das traditionelle Riff-Territorium und zaubern die ein oder andere schöne Melodie.
„Shell Shock Fever“ ist wohl die schnellste Nummer auf der Platte. Stefan und Igor reiten ganz schön auf ihren Gitarren, während sich Fitty und Francesco im Hintergrund durch den Song stampfen, den Udo erneut mit einem hymnischen Chorus ausgestattet hat.
Der eindeutig bester Track auf dem Silberling ist für mich jedoch „Breaking Down The Borders“. Eine stampfende Nummer im angehobenen Tempo. Die doppelläufigen Gitarren kommen hier in bester Accept-Manier daher und Udo zaubert mal wieder eine metalhaltige Atmosphäre, wie wohl nur er sie hinbekommen kann. Das ist Heavy Metal in Reinkultur!
Mit „Cry Soldier Cry“ hat der kleine Mann mit der großen Stimme zudem eine wunderschöne Ballade geschaffen, die gleichzeitig ein kraftvolles Statement gegen den Krieg ist. Das hervorstechende Element ist natürlich auch in diesem Stück Udos Stimme, die jedoch vom Sänger von ihrem Reibeisen befreit wurde und somit sonor und wohlklingend daher kommt.
Der letzte erwähnenswerte Titel ist dann „Way Of Life“. Das Stück ist ein Bekenntnis zur Lebenseinstellung „Heavy Metal“, wobei Udo auch mal mit einem Augenzwinkern auf die Szene sieht. Dafür spricht auf jeden Fall die Textzeile: „We always dress in black/To be unkind“. Ansonsten erfüllt der Song wohl jedes Metal-Klischee. Marschierende Drums, schwere Gitarrenriffs und eine markante Stimme. Metal Herz, was willst du mehr!
Die anderen Stücke „Primecrime On Primetime“, „Stone Hard“ und „Mad For Crazy“ bieten ebenfalls nicht spektakulär Neues. Das ist 80er Metal der Spaß macht, aber mittlerweile leider nicht mehr besonders spektakulär ist.
Das gilt im Überigen für das ganze Album. U.D.O. zelebrieren hier klassischen Heavy Metal der Marke Accept. Die Innovation hält sich dabei stark im Hintergrund. Aber mal ganz ehrlich: Wer hätte bitte schön was anderes erwartet? Ich denke niemand. Immerhin macht es Spaß auch im 21. Jahrhundert hin und wieder mal soliden Heavy Metal zu hören. Spektakulär ist das sicherlich nicht mehr, aber immerhin hübsch eingängig und vor Allem technisch perfekt umgesetzt.
Wertung: 7 / 10