Review Veil Of Secrets – Dead Poetry

  • Label: Crime
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Doom Metal

Vibeke Stene und Asgeir Mickelson kann man ohne Übertreibung als Koryphäen der Metal-Musik bezeichnen. Während Erstere Tristania auf ihren bahnbrechenden Frühwerken als gesangliche Galionsfigur anführte, hat Letzterer als Multiinstrumentalist bereits an zahlreichen hervorragenden Alben namhafter Bands wie Borknagar, Ihsahn und Sarke mitgewirkt. Dass die zwei Musiker sich unter dem Namen VEIL OF SECRETS inzwischen in einer neuen Doom-Metal-Band zusammengefunden haben, dürfte wohl für beide etwas Besonderes sein: Ihr Debüt „Dead Poetry“ ist nicht nur Mickelsons Einstand als federführender Songwriter, sondern außerdem Stenes erste neue Veröffentlichung seit ihrem Ausstieg aus Tristania im Jahr 2007.

Ein fader Abklatsch der früheren Projekte des Duos ist „Dead Poetry“ keineswegs, aber auch nichts besonders Überraschendes, wenn man um Mickelsons Hauptinspiration Bescheid weiß: die Candlemass-Klassikeralben „Epicus Doomicus Metallicus“ (1986) und „Nightfall“ (1987). Stenes sanftere Gothic-Metal-Wurzeln lassen VEIL OF SECRETS sich folglich ebenso selten anmerken wie den Black-Metal-Hintergrund ihres Mitmusikers. Stattdessen spielt die Band auf der eine gute Dreiviertelstunde lang laufenden Platte klassischen Metal der verhängnisvollen, bleiern schweren Sorte.

Wuchtige Gitarrenriffs schleppen sich mühevoll dahin, gesäumt von trostlosen Leadmelodien („Sear The Fallen“), und das Schlagzeug – über viele Jahre Mickelsons primäres Instrument – wird eher bodenständig als ausgelassen gespielt. Die bedrohlichen Screams und elegischen Geigen, die über das Album hinweg immer wieder in Erscheinung treten, rufen zudem Assoziationen mit den frühen My Dying Bride hervor. Dass VEIL OF SECRETS mit ihrer Musik nichts fundamental Neues machen, kompensiert das norwegische Zweigespann recht gekonnt mit kleinen Besonderheiten wie den teils schrägen Melodien in „Remorseful Heart“ und der melancholischen Akustikgitarre in „The Lie Of Her Prosperity“.

Was die solide Instrumentierung und die organische und kraftvolle Produktion hingegen leider nicht ganz wettmachen können, ist Stenes furchtbar enttäuschende Gesangsperformance. So eintönig, ideen- und lustlos wirkt der wehklagende Stimmeinsatz der einstigen Gothic-Ikone, dass man kaum glauben möchte, dass VEIL OF SECRETS für die Sängerin eine Herzensangelegenheit und nicht bloß ein Mittel zum finanziellen Zweck darstellen – was bei einem Underground-Release wie diesem freilich absurd wäre.

Obwohl „Dead Poetry“ mit seiner handfesten, bisweilen sogar ergreifenden, wenn auch nicht sonderlich visionären Instrumentierung einiges zu bieten hat, ist das Album vor allem wegen des Gesangs letztlich doch eine herbe Enttäuschung. Was Stene in VEIL OF SECRETS abliefert, ist derart nichtssagend, dass man gar geneigt ist, sich zu fragen, ob ihre Glanzzeiten mit Tristania wirklich so glorreich waren, wie man sie in Erinnerung hat, oder ob einem die Nostalgie da bloß einen Streich spielt. Eines ist jedoch gewiss: Einen Meilenstein wie „Beyond The Veil“ (1999) haben VEIL OF SECRETS mit ihrem Debüt eindeutig nicht geschaffen.

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Wertung: 6 / 10

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