Review Veitstanz – Aive

Mittelalter goes Switzerland! So oder zumindest so ähnlich kann man sich VEITSTANZ vorstellen. Als eine der ganz wenigen Bands haben die vier Jungs rund um die Brüder Flückinger die mittelalterlichen Klänge in der Schweiz entdeckt und sind nun bestrebt, diese Musik in ihrer Heimat weiter bekannt zu machen.Ob dies allerdings an Hand ihres aktuellen Werkes „Aive“ gelingen wird, darf heftig bezweifelt werden. Während der Bandname noch auf die verrückten Tänze des Mittelalters anspielt, wo Veitstänze gespielt wurden, um verlorenen Seelen zur Läuterung zu verhelfen, stellt man sich spätestens zur Hälfte des Albums die Frage, ob der Pesttod nicht die bessere Alternative gewesen wäre.

Während sich im ersten Song, der gleichzeitig der Titeltrack ist, die Instrumente noch auf angenehm indianisch/orientalische Weise vorstellen, gleicht der Gesang vom ersten Ton an einem schweren Autounfall im Gehörgang und man wundert sich, dass niemand dem Sänger gesagt hat, dass er unbedingt einen anderen Beruf ergreifen soll. „Erwacht“ hat meiner Meinung nach etwas von Bonanza, bevor im dritten Song der Gesang endlich schweigt und die Musik erträglicher – wenngleich ohne jegliche erwähnenswerte Höhepunkte – bleibt. In den kommenden beiden „Liedern“ erreichen der schräge Gesang und das völlig unrhythmische, schnelle Spiel der Instrumente ihren absoluten negativen Höhepunkt und ich war drauf und dran das Album unrezensiert ins Regal zu packen, um es nie wieder hören zu müssen. Wer diese beiden Lieder am Stück ganz und ohne Pause anhört, verdient meinen höchsten Respekt.Hat man diesen musikalischen Totalausfall hinter sich gebracht, zeigen Veitstanz, dass sie doch in der Lage sind, anständige Musik auf CD zu pressen: „Chorn“ gleicht einem musikalischen Frühlingsregen und der gänzlich andere Gesang inklusive ausnahmsweise harmonischem Flötenspiel lässt zum ersten Mal frohlocken. Auch die anschließenden Stücke kann man in der Kategorie „ganz ok“ einordnen, wobei man sich teils gedanklich immer noch am grottigen Anfang des Albums wiederfindet und inständig hofft, dass der eingeschlagene Kurs beibehalten wird.

Tut er allerdings nicht, denn spätestens ab „Anam Cara“ treffen alle genannten Kritikpunkte wieder zu: Zu schnell, zu unharmonisch und einfach störend ist alles arrangiert, so dass man sich folglich nicht einmal die Mühe machen will, auf die einzelnen Instrumente zu achten. „La Nina“ erzählt schließlich auf Spanisch die Geschichte eines Mädchens, doch rein musikalisch hat man das schon x-mal (besser) gehört und ist dementsprechend desinteressiert gegenüber den Inhalten.Lediglich das Intro zu „Salomons Garten“ und die klassischen Elemente hierin verdienen noch eine kleine positive Würdigung. Bei „Freiheit sei!“ gerät das eben noch anmutige Flötenspiel völlig außer Kontrolle und man wundert sich, ob da zwei unterschiedliche Musiker am Werk waren. Wie es richtig funktioniert, beweisen mittelalterliche Kapellen wie die Irrlichter. Zu „Chanes Piethe“ fällt mir dann endgültig nichts mehr ein und ich kann nur hoffen, dass niemand und damit meine ich wirklich niemand über die CD zum ersten Mal in Kontakt mit mittelalterlicher Musik gerät, denn der- oder diejenige wird für immer bleibende Schäden davontragen und vieles verpassen, das weit besser ist als diese in weiten Teilen musikalische Bankrotterklärung.

Wertung: 3 / 10

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