Albumcover VISCERA

Review Viscera – Carcinogenesis

Osiah und VISCERA teilen sich nicht zwangsläufig die gleiche Fanbase, womöglich aber den gleichen Zeichner des Artworks ihrer aktuellen Platten. Denn einen Monat nachdem Osiah auf dem Cover ihrer neuen EP einen See mit Leichen vor schneebedeckten Bergen in violetten Tönen zeigen, veröffentlicht die britische Supergroup VISCERA ihre zweite Platte „Carcinogenesis“ mit einem Artwork, das genau das auch zeigt. Ob Berge mit Schnee im violetten Anstrich nun das für Deathcorer sind, was neblige Wälder in Schwarzweiß für Black-Metaller sind, wird sich zeigen. Dass VISCERA mit ihrer neuen Platte aber mächtig punkten, steht bereits früh im Albumverlauf fest.

Die UK-Metal-Band, die sich aus ehemaligen Bandmitgliedern von Heart Of A Coward, Abhorrent Decimation, Martyr Defiled, Nervecell und Surfaces zusammensetzt, debütierte beinah genau zwei Jahre zuvor mit dem Album „Obsidian“. Dass die Modern-Metal/Deathcore-Platte stilecht bei Unique Leader Records veröffentlicht wurde, ist vor allem Sänger Jamie Graham zu verdanken, seines Zeichens auch CEO des besagten Szenelabels. „Carcinogenesis“ darf sich erneut der Rückendeckung seines Labels gewiss sein, was angesichts der Stärke dieser Platte durchaus gerechtfertigt ist. Bereits im Titeltrack fahren VISCERA Geschütze auf, die genau dorthin treffen, worauf sich der Name der Band bezieht, nämlich direkt in die Eingeweide (englische Übersetzung: viscera).

Die neun Tracks belegen einmal mehr die Vormachtstellung der Briten innerhalb eines Genres, das sich aus melodischen Metalcore-, brachialen Deathcore- und modernen Prog-Metal-Anleihen zusammensetzt. Dieser Mix an sich ist nicht unüblich und bildet im breitgefächerten Bereich des Modern Metal sogar den Konsens ab. VISCERA sticht das Gros an Bands aus diesem Genre allerdings durch Vielseitigkeit aus, denn die Tracks der Briten klingen selten ähnlich.

Während in einem Song Grahams Klargesang von Blastbeats angetrieben wird („Carcinogenesis“), pfeffert einem das Gitarren-Duo Michael und Bell im nächsten Track vertrackt-verspielte Soli in bester, schwer zugänglicher Prog-Metal-Manier um die Ohren („Omnipotence“). Dazwischen streuen VISCERA Straight-forward-Nummern wie den Moshpit-Garanten „Layers Of Skin“ oder die Metalcore-Reminiszenzen „Resolver“ und „Lex Talionis“ ein, sodass die 40 Minuten Spielzeit von „Carcinogenesis“ dank der oben genannten Genre-Mixtur kurzweilig und abwechslungsreich sind. Vereinendes Merkmal der neun Tracks ist ein Trademark, das Heart-Of-A-Coward-Fans sprichwörtlich noch gut im Ohr sein dürfte, nämlich Grahams Talent für starke Leads im Refrain.

VISCERA veredelten damit schon ihr Debüt-Album, aber ähnlich wie auf „Obsidian“ gelingt ihnen auch auf dem Nachfolger „Carcinogenesis“ nicht mit jedem Track ein Ohrwurm. Sowohl „Demon Queen“ als auch „On Earth As It Is In Hell” kranken an schwächeren, da wenig dynamischen Refrains. Anders sieht es bei „Rats With Wings“ oder dessen wesentlich mächtigerem Bruder „Sungazer“ aus, dem atmosphärischsten Track der Platte. Wer den sich aufbauenden Gänsehaut-Moment von VISCERAs erster Single-Auskopplung „Lamb To The Slaughter“ noch gut im Ohr hat, wird „Sungazer“ in Dauerrotation laufen lassen.

VISCERA sind eine Marke für sich. Die Kombination aus dem Besten verschiedener Metal-Welten lässt „Carcinogenesis“ zu einem Lichtblick des Modern Metal heranwachsen, der eine erfrischende Abwechslung für diejenigen unter uns ist, die nicht nur Metalcore, nicht nur Deathcore und nicht nur Prog Metal auf einem Album hören wollen. Abgerundet mit einer druckvollen Produktion und den fantastischen Leads von Sänger Graham mausert sich „Carcinogenesis“ schnell zum neuen Lieblingsalbum für aufgeschlossene Hörer.

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Wertung: 8.5 / 10

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