Review Winterfylleth – The Mercian Sphere

England bzw. das Vereininigte Königreich ist nicht gerade als Mutterland des folkgeladenen Metal bekannt, wenn man mal von den Pionieren Skyclad absieht. Ob es an der vergleichsweise frühen Christianisierung der britischen Inseln liegt, damit würde man sich wohl weit aus dem Fenster lehnen, jedenfalls schwappt selbst in den Hochzeiten des Pagan Metal nicht gerade viel von dort herüber. WINTERFYLLETH, eine altenglische Bezeichnung des Monats Oktober, sind mit ihrer zweiten Platte „The Mercian Sphere“ eher die Ausnahme.

Nicht nur von der Herkunft her, auch musikalisch lassen sich die Angelsachsen dabei schwerlich in eine Schublade packen. Den Klang kann man bestenfalls als eher dröhnenden (nicht wertend gemeint) Black Metal, durchaus im höheren Geschwindigkeitsbereich, mit seltenen Klargesang-Einschüben und vereinzelten Folkanleihen beschreiben. Letztere bestehen beispielsweise aus den üblichen Akustikgitarren oder aber auch einem längeren Cello-Interlude („Children Of The Stones“). Gelegentliche stilistische Nähe zu Primordial oder Norwegern wie Helheim lässt sich nicht von der Hand weisen, lässt sich aber nicht durchweg beobachten, so dass man schon von einem recht eigenständigen Klangbild der erst drei Jahre alten Band sprechen kann.

Das, was die vier Herren aus Manchester so spielen, tönt insgesamt sehr geschmackvoll. Die Platte ist mit der nötigen Ungeschliffenheit produziert, die Instrumente und der Gesang machen in jedem Fall etwas her und nennenswerte „Fehler“ lassen sich nicht ausmachen. WINTERFYLLETHs Idee von „EHBM“ („English Heritage Black Metal“, auch der Albentitel verweist schon auf das frühmittelalterliche Königreich Mercia) erzeugt zweifellos Stimmung und dürfte in seiner düsteren und giftigen Form gerade den Hassern von Spaß- und Partymetal gefallen.

Das Haar in der Suppe findet sich aber natürlich auch auf „The Mercian Sphere“. Denn trotz der erwähnten Folklore-Auflockerungen erscheint die Arbeit der Rhythmus-Fraktion recht einseitig. Allzu oft wird das Gaspedal weit durchgetreten, starke Ausbrecher in Backbeats wie bei „The Fields Of Reckoning“ oder „The Honour Of Good Men On The Path To Eternal Glory“ (was für ein Songtitel!) sind da eher überraschend. Der Gerechtigkeit halber muss man sagen, dass es sicher nicht allein Schuld von Schlagzeuger und Bassist ist, dass sich auf der Spielzeit von 68 ½ Minuten manches mal Monotonie einschleicht, denn genauso geht die erwähnte dröhende Gitarrenarbeit ohne erkennbare Leads irgendwann ins Ohr und wieder hinaus. Ähnlich verhält es sich mit der eigentlich sehr guten Krächzstimme . Die Verbindung dieser Elemente mit der eigentlich vorbildlichen langen Dauer von „The Mercian Sphere“ sorgt dafür, dass im späteren Verlauf die Aufmerksamkeit des Hörers flöten gehen kann.

Das ist schade, denn das letzte Drittel der Platte fällt qualitativ keineswegs ab. So hat „To Find Solace… Where Security Stands (The Wayfarer Pt III)“ einen sehr schönen, melodischeren Mittelteil und auch „A Valley Full Of Oaks“ kann nochmal so richtig abräumen, was einem nicht entgehen sollte. Mit etwas mehr rhythmischer Variation und ein wenig mehr Melodie wäre „The Mercian Sphere“ nicht weit von Höchstnoten entfernt. Kurzum, WINTERFYLLETH stehen für die Sorte Pagan Metal, die auch noch nach dem Ende des Booms zurecht Bestand haben dürfte.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert