BLECH Folge 33: Metal und künstliche Intelligenz

Kaum eine Sau wird derzeit so durch die Medienwelt getrieben wie generative KI. Und auch vor dem Metal machen ChatGPT, Midjourney & Co. nicht halt. In dieser Folge BLECH, die gleichzeitig ein Teil des Specials MetAI – Künstliche Intelligenz im Metal auf Metal1.info ist, diskutieren wir dieses kontroverse Thema.

So rollen wir die Augen über AI-generierte Plattencover und überlegen andererseits, ob die in Zeiten von Fließband-Streaming vielleicht nur noch konsequent sind. Ein weiteres Level sind Musikvideos, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erstellt wurden: Unterscheidet sich das noch von einem seelenlosen Bildschirmschoner? Unter Umständen ja, wenn man es richtig macht!

Die Königsklasse des Irrsinns ist dann aber KI-Musik, die sich heute schon auf Basis schmaler Prompts generieren lässt – zum Beispiel mit dem Text-to-Music-Tool Suno.ai. Wir haben uns durch einige Beispiele von KI-Metal gehört, damit ihr es nicht müsst. Da gefielen uns „10 Hours Of Procedurally Generated Djent“ oder automatisierter Death Metal mit Simlish-Lyrics doch noch ein bisschen besser.

Apropos Lyrics: Martina hat mit ChatGPT Maiden-Songs gebastelt und verrät euch, welche literarischen Sujets da funktionieren und welche nicht. Justus philosophiert über einen automatisierten Themenfundus für Sabaton und wir beide verraten, wo wir selbst ChatGPT in unserem Alltag einsetzen – und wo lieber nicht.

Wir lassen mit Philologin Jana vom Unklassisch-Podcast, der am 30.4. eine Folge zu KI und Latein veröffentlicht, und Software-Entwickler und Musiker Jakob außerdem zwei schlaue und erfahrene Menschen aus unserem Bekanntenkreis zu dem Thema Metal und KI sprechen. Doch so richtig Begeisterung über die Schwemme von generativer KI und ihren Einsatz in Kulturproduktion stellt sich nirgends ein.

Über die Bestandsaufnahme hinaus versuchen wir, unseren Kulturpessimismus über Bord und einen Blick in die Zukunft zu werfen: Ist das nicht alles ein bisschen wie damals in der industriellen Revolution? Und „echte“ Kunst jenseits der selbstreferentiellen Echokammer wird doch weiterhin wichtig sein, oder? In der Cyberpunk-Dystopie findet ihr uns dann auf jeden Fall Vinyl sammelnd und Bier trinkend auf dem analogen Underground-Konzert – wenn uns die Roboter bis dahin noch nicht ersetzt haben.

Shownotes:

Deicide: Cover-Kontroverse

Unser mit Canva AI generiertes Giger-Cover

Morbid Angel: Cover „Altars of Madness“ von Dan Seagrave

Unleash the Archers: KI-Video zu „Green & Glass“

Die Apokalyptischen Reiter: KI-Video zu „Adler Fliegen“

Mit Suno AI generierter Nordic Folk Metal

Mit Suno AI generierter Symphonic Metal

Deutschlandfunk: Podcastfolge zu Suno AI und KI-Musik

The Verge: Artikel zu KI-generiertem Delta Blues

100 Stunden KI-generierter Djent

Reaction Video zu AI Metal von Nik Nocturnal

KI-generierter Rumpel-Death-Metal 

The Verge: Artikel „AI is killing the old web“

„Enshittification of Tiktok“: Essay von Cory Doctorow

Twitter-Account „This Band isn’t real“

„There I ruined it“


Spannende Interviews zum Thema KI im Metal findest du in unserer aktuellen Serie:

MetAI – Künstliche Intelligenz im Metal


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2 Kommentare zu “BLECH Folge 33: Metal und künstliche Intelligenz

  1. Wieder eine super spannende Folge, auch wenn ich in einigen Punkten anderer Meinung bin.

    Eure Einschätzung zu den Covers und Musik finde ich etwas zu eng gefasst: Natürlich sind die Resultate da noch nicht perfekt, natürlich kommt, wenn man etwas reproduzieren will, ein schlechter Abklatsch heraus. Aber eine der spannendsten Entwicklungen ist aus meiner Sicht die Entwicklung der KI-Persona, beispielsweise für Video-KI, also einer reproduzierbaren Figur, die man etwa als Werbefigur reproduzieren kann. In diesem Sinne wäre es wohl durchaus auch denkbar, die Persona eines KI-Künstlers oder -Musikers zu kreieren, für die sich ein Stil entwickeln lässt und die sich entsprechend weiterentwickelt. Auch wenn der insgesamt limitiert ist, würde ich nicht dagegen wetten, dass darüber auf lange Sicht nicht auch etwas spannendes Neues entstehen kann.

    Weiterhin ist natürlich klar, dass es für die Anwendung von KI genauso Erfahrung und Wissen braucht wie für jedes andere Tool: Dass ein Profi, gerade wenn er KI nur für Details einsetzt (wie Metastazis) aus der KI eine echte Verbesserung herhausholen kann, steht wohl nicht in Frage. Kann ich das deswegen auch? Nicht unbedingt. Aber das ist ja nicht der Fehler des Tools.

    Demokratisierung: Ich finde, ihr unterschätzt hier den Faktor der Kostenreduktion. Kunst ist leider längst ein Hobby der Privilegierten, gerade Musik machen ist aus unzähligen Gründen extrem kostenbehaftet (Instrumente, Verschleißteile, Proberaum, Produktion etc.). Lasse ich mir als Band von einem Künstler ein Cover malen, bekomme ich für mein Geld EIN Bild, vielleicht mit der einen oder anderen Überarbeitungsschleife – aber irgendwann wird der Künstler sauer und wenn mir das Resultat nicht zusagt, muss ich trotzdem zahlen. Bei einer KI kann ich so lange weiterprompten, bis das Bild exakt meiner Vorstellung entspricht – ohne zusätzliche Kosten. Gleiches gilt hypothetisch für den Bereich Soundengineering (der durchaus auch noch relevant werden dürfte). Weiterhin: Klar kann jeder lernen, Kunst zu machen … aber es kann nicht jeder ALLES können. Als Musiker möchte ich aber vielleicht trotzdem zu 100% selbst bestimmen, wie mein Output aussieht. Insofern finde ich, dass die „Befähigung“, durch KI als Musiker Visualisierungen selbst erschaffen zu können, durchaus ein Demokratisierung ist.

    Sehr treffend fand ich tatsächlich dir Analyse des „Beleidigt seins“, weil Kunst vielleicht doch oft nur Handwerk ist und der Mensch seine Fertigkeiten mal wieder zu hoch gehängt hat (aus dem Gastbeitrag). Das scheint mir leider in vielen Fällen zu 100% zuzutreffen. Und genau diese Form der Dienstleistung wird wohl der Modernisierung zum Opfer fallen, wie das im Rahmen der Industrialisierung eben immer der Fall war. Was ja nicht heißt, dass diese Leite nicht mehr malen dürfen – nur zahlt dafür halt vielleicht niemand mehr. Die Musiker haben das ja im Kontext des aufkommenden Streamings schon durchexerziert (wobei die natürlich das Glück haben, mit Konzerten noch einen anderen Geschäftszweig zu haben).

    Spaßvernichtungsmaschine: Ich denke, hier vermischt ihr, wer was macht. Künstler, die Spaß am Schaffen haben, werden weiter erschaffen (egal, ob Musik oder Bilder). Aber wer das nicht kann oder sich nicht leisten kann oder eben einfach nur Spaß am Schaffen mit KI hat, wird sich entsprechend behelfen. Von den großen Konzernen, für die es schlicht billiger ist, KI zu nutzen, ganz abgesehen.

    Damit wären wir beim qui bono: Da muss man natürlich vorsichtig sein, aber vielleicht auch nicht fatalistischer als in allen anderen Bereichen des Lebens. Gerade im Bereich KI gibt es viele Startups, Open-Source-Projekte und ähnliches (zu gewissem Grad ja sogar OpenAI). Da sehe ich ehrlich gesagt keine größeren Probleme als in allen anderen Bereichen des Lebens … ansonsten müsste man wohl zuerst aufhören, Spotify, Google, Facebook oder YouTube zu nutzen.

    Just my 2Cents 😊 und danke nochmal für die Anregungen.

    1. Musik ist heutzutage m. E. viel weniger ein Hobby der Privilegierten als noch vor einigen Jahren: Man denke an die gewaltigen Möglichkeiten, die Home Recording heute schon für einen schmalen Taler bieten. Natürlich sind dadurch auch die Ansprüche der Hörenden gestiegen, klar. Aber einen echten Durchbruch sehe ich da durch KI nicht. Es wird ja z. T. argumentiert, jetzt können auch Menschen Musik oder Kunst erschaffen, denen es bisher verwehrt geblieben wäre – ja, weil sie wenig Talent besitzen oder sich nicht auf den Arsch setzen und üben wollen. Wenn diese nun die Federführung in Kulturproduktion übernehmen, sehe ich nicht positiv in die Zukunft.
      Den Aspekt, Künstler*innen wollen alles zu 100 Prozent unter Kontrolle haben: Tja, dann schaff dir Singen, Instrumente spielen, Texten, Komponieren, Audio-Engineering, grafische Gestaltung und Videoproduktion drauf. Oder gib halt was aus der Hand.
      Da bin ich altmodisch.

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