Interview mit Sophie Day von Alunah

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Mit ihrer eigenen Interpretation von Doom und Stoner Metal entführen uns die britischen Okkult-Metaller ALUNAH auf ihrer neuesten Platte „Solennial“ einmal mehr in die Tiefen der englischen Wälder. Für uns eindeutig Grund genug, um  Leadsängerin und Gitarristin Sophie Day zu Naturmystik, der Entstehung des Albums, ihrem neuen Labelzuhause bei Svart Records und ihrer Meinung zu britischem Humor zu befragen.

Ihr habt zwar inzwischen schon eine recht ansehnliche Fanbase, aber ein paar unserer Leser werden euch noch nicht kennen. Wie würdest du einem Neueinsteiger die Musik von ALUNAH beschreiben?
Wir werden von vielen als Doom Metal beschrieben, das haben wir früher auch, aber davon bewegen wir uns nun etwas weg, also denke ich, dass Heavy Earth Music eine gute Beschreibung wäre.

Eure Mischung aus Stoner und Doom Metal ist zwar nicht unbedingt bahnbrechend, hat aber einiges an Wiedererkennungswert. Welche Bands haben euch diesbezüglich beeinflusst?
Black Sabbath haben ganz offensichtlich großen Einfluss auf uns, aber wir mögen viele verschiedene Bands aus Classic Rock, Blues, Metal und sogar Pop. Während des Songwritings zu „Solennial“ habe ich hauptsächlich Ahab, Crippled Black Phoenix, Myrkur, Betty Davis, Empyrium und Joe Volk gehört… also ziemlich durchmischt.

Wo siehst du deine größte Stärke und Schwäche als Musikerin?
Ich habe mir das Singen und Gitarre spielen selbst beigebracht, also habe ich wohl viele Schwächen, wenn es um meine Technik geht, insbesondere wenn du einen Profi fragst. Ich denke, meine Stärke ist meine Fähigkeit, das Handwerk zu lernen und eingängige Songs zu schreiben, darum geht es mir auch. Ich will, dass den Leuten meine Songs im Kopf bleiben, unabhängig davon, ob sie traurig oder erbaulich sind.

Euer aktuelles Album heißt „Solennial“. Drei Jahre sind seit dem Vorgänger „Awakening The Forest“ vergangen, also etwas mehr als zwischen euren letzten Alben. Warum hat es diesmal etwas länger gedauert?
Eigentlich waren wir mit den Aufnahmen schon im September 2016 fertig, also waren es zwei Jahre, was wir auch beabsichtigt hatten. Der Grund für den Release im März 2017 waren Deadlines im Presswerk.

Wie fielen die Reaktionen von Kritikern und Fans aus?
Bis jetzt war das Feedback wirklich großartig. Ohne egoistisch klingen zu wollen, wir wussten, dass wir ein tolles Album geschrieben hatten, aber da es schon unser viertes war, waren wir nicht sicher, was die Leute von uns erwarteten. Es ist schön, dass die Kritiker es gut finden, aber uns ist es noch wichtiger, dass die Fans es mögen.

Kann man „Solennial“ als Konzeptalbum betrachten? Wovon handeln die Texte der Platte im Speziellen?
Es ist ein sehr loses Konzeptalbum, ja. Ich bin bisher immer sehr genau auf meine Texte eingegangen, aber diesmal möchte ich den Hörern die Möglichkeit geben, sich selbst eine Vorstellung davon zu machen. Die Texte, Songtitel und Themen hatten wir bereits festgelegt, bevor wir die Musik schrieben, denn es war wichtig, dass die Tracks in exakt dieser Reihenfolge stehen würden, damit die Geschichte Sinn macht und komplett ist. Deshalb spielen wir die Platte auf Tour auch immer in dieser Reihenfolge und in voller Länge.

Generell findet sich in euren Texten immer viel Naturmystik und Okkultismus. Was ist dein persönlicher Bezug zu diesen Themen?
Ich habe eine tiefe Verbindung zur Natur, ich lebe in einer schönen Gegend in England, wo ich durch verzaubernde Wälder gehen oder mit dem Auto innerhalb einer Stunde in die walisischen Berge fahren kann. Ich gehe mit offenen Augen umher, nehme die Schönheit und den Zerfall in mich auf und es inspiriert mich sowohl in meiner alltäglichen Lebensführung als auch in der Musik. Mein Interesse für das Okkulte rührt daher, dass ich als Kind in den Ferien an Orten wie Boscastle oder Tintagel war, außerdem kommt man in England einfach nicht an okkulten Volkserzählungen vorbei. Meine verstorbene Schwiegermutter, der wir im Booklet unseren Respekt zollen, war eine Kartenleserin, sie lebte in einer Hütte auf dem Land, als ich anfing, mit meinem jetzigen Ehemann (unserem Gitarrist Dave) auszugehen, als ich noch ein Teenager war. Sie hat mein Interesse für das Heidentum geweckt und ich habe mit den Jahren noch viel mehr darüber gelernt.

Das Artwork ähnelt dem von „Awakening The Forest“ stilistisch, es wirkt sehr okkult, aber auch detaillierter. Was kannst du uns darüber erzählen?
Ich wurde vor zwei Jahren auf die Artworks von Adrian Baxter aufmerksam und sprach ihn an, ob er an unserem nächsten Album arbeiten wolle. Ich hatte zu der Zeit bereits ein paar Songs und das Konzept der Platte geschrieben, also schicke ich ihm alles und ein paar Wochen später kreierte er das Artwork. Es ist eine visualisierte Kombination meiner Texte und seine Umsetzung des Konzepts. Mit Adrian zu arbeiten war ein Vergnügen, was man sieht, ist ziemlich genau das, was er ursprünglich geschaffen hat, denn es entsprach so genau dem, was ich im Sinn hatte, dass kaum etwas daran geändert werden musste.

Wo siehst du die größten Unterschiede zwischen „Solennial“ und euren bisherigen Releases?
Ich denke, es ist das Album, vor dem wir uns zuvor ein bisschen gefürchtet hatten, es zu schreiben, das wir aber schon immer umsetzen wollten. Meiner Meinung nach hebt es uns von gewöhnlichen Stoner- und Doom-Metal-Bands ab und es spricht hoffentlich auch Fans anderer Genres an. Wir haben uns auch als Musiker mehr angestrengt, es ist offener und erfordert mehr Geschick, um es live zu spielen, aber das treibt uns nur noch mehr an.

Ihr habt das Album zum ersten Mal mit einem Intro („The Dying Soil“) eingeleitet. Warum?
Wir hatten schon Intros, aber das waren eher Instrumentals oder Soundeffekte denn richtige Songs. „The Dying Soil“ sollte eigentlich ein eigenständiger Song werden, aber uns ging der Platz aus und wir wollten ein Intro, also komprimierten wir es, damit wir es trotzdem einbauen konnten. Es war der erste Track, den wir für die Platte schrieben, die Texte habe ich schon kurz nach unserem letzten Album verfasst und ich hatte ich schon zwei Jahre mit Ideen dafür gespielt. Ich finde, das Intro funktioniert so sehr gut, wir verwenden eine Instrumental-Version davon als Auftakt zu unseren Live-Shows.

Im Gegensatz zum letzten Release setzt ihr diesmal auch Geige und Männergesang ein. Was ist der Grund dafür und inwiefern findet ihr, dass euren musikalischen Ausdruck erweitert hat?
Ich wollte schon immer mit Charlotte Nicholls, die das Cello spielt, zusammenarbeiten, aber zuvor schien in meinem Kopf nichts so richtig zu funktionieren. Sobald wir mit dem Schreiben zu „Solennial“ anfingen, wussten wir, dass ein Cello perfekt dafür wäre. Männlichen Gesang wollte ich auch schon früher einfügen, aber jeder, den ich dabeihaben wollte, war entweder zu berühmt, tot oder lebte im Ausland! Eines Tages sah ich mir Oily Toys an, in denen unser Freund Rich Harris Frontmann ist, ich hatte ihn schon zuvor singen gehört und er war gut, aber diesmal war es etwas anderes. Es war wie eine Mischung aus Peter Steele und Jim Morrison, was perfekt zu den Songs passte, die ich im Kopf hatte, also fragte ich ihn gleich nach dem Gig, ob er für uns singen wollte. Er wird sogar mit uns in Birmingham auftreten, da seine Band dort als Support spielen wird.

Eine Besonderheit ist außerdem das Cover von The Cures „A Forest“, das ihr davor schon live umgesetzt habt. Was fasziniert euch an dem Song und weshalb habt ihr das Cover nun auch auf einem Album veröffentlicht?
Wir hatten uns entschieden, dass die Zeit für uns gekommen war, ein Cover zu machen und Jake schlug „A Forest“ vor. Ich liebe The Cure, aber ich war nicht so erpicht auf den Track. Ich wollte „Willow’s Song“ aus dem The Wicker Man Soundtrack covern, aber rückblickend betrachtet wäre das wohl zu offensichtlich gewesen. Wir spielen „A Forest“ schon seit Jahren, also war es naheliegend, das Cover auf „Solennial“ zu releasen.

Welcher Track auf „Solennial“ ist dein persönlicher Favorit und warum?
Ich liebe „Reckoning Of Time“, das hat einfach alles – Härte, Sanftmut, Emotion, tolle Leas und einen einprägsamen, kleinen Gesangspart zum Schluss. Man sieht wohl, warum ich keine Album reviewe. (lacht)

„Awaking The Forest“ erschien noch auf Napalm Records, „Solennial“ nun hingegen auf Svart Records. Wie kam es zu dem Labelwechsel?
Svart ist ein Label, das wir bewundern und respektieren und wir hatten das Gefühl, dass man uns dort auf dieselbe Art behandeln würde. Außerdem würde man dort wohl nicht versuchen, uns zu Kompromissen zu drängen. Viele meiner Lieblingsbands fingen bei Svart an, zum Beispiel Hexvessel, und ich habe immer nur Gutes von dort gehört. Wir sind sehr froh, dass wir auf beiden Labels Alben veröffentlicht haben, aber ich fühle, dass „Solennial“ einfach auf Svart gehört.

Was steht nun als Nächstes für ALUNAH an?
Wir bereiten uns auf die Tour durch Großbritannien vor, die diese Woche beginnt, dann geht’s auf Tour durch Europa, die im Mai anfängt.

So, dann kommen wir langsam zum Ende. Zum Schluss noch unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming:
Brexit: Bullshit
Heidentum: Inspirierend
Stadt – Land: England
Britischer Humor: Der beste und der schlimmste (auf eine gute Art!).
Tee: Mit Sojamilch und Süßstoff, bitte.
ALUNAH in zehn Jahren: Desillusionierte Folk-Gruppe

Super, danke nochmal für deine Antworten. Möchtest du unseren Lesern noch etwas mitteilen?
Danke vielmals, schaut mal auf www.alunah.co.uk und www.facebook.com/alunah.doom vorbei, um auf dem neuesten Stand zu bleiben und trefft uns doch bei den folgenden Terminen:
The Flapper, Birmingham (UK): 06/04/17
Bannermans, Edinburgh (UK): 07/04/17
Rebellion, Manchester (UK): 08/04/17
The Lounge, London (UK): 09/04/17
Metal Front, Coevorden (NL): 06/05/17
Route 66, Düsseldorf (DE): 07/05/17
Music City, Antwerp (BE): 08/05/17
Kurzbar, Mannheim (DE): 09/05/17
Immerhin, Würzburg (DE): 10/05/17
Coq d’Or, Olten (CH): 11/05/17
Bloom, Mezzago (IT): 12/05/17

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