Review Alunah – Violet Hour

  • Label: Heavy Psych
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Hard Rock

Je tiefer man im Musikunderground schürft, desto obskurer wird nicht nur die Musik der Bands, auf die man stößt, sondern auch deren Inhalte. Ob nun im Retro-Doom-Rock, im Black Metal oder im Pagan-Folk: Mystizismus erfreut sich in diesen und vielen anderen Nischengenres höchster Beliebtheit. Auch ALUNAH, deren Mischung aus Doom und Stoner Metal seit jeher mit einem charmanten Oldschool-Touch daherkommt, haben sich in ihren Texten stets mit Vorliebe den vorchristlichen Volksmythen und Riten ihrer insularen Heimat gewidmet. Mit dem Weggang ihrer Mitbegründerin und Sängerin Sophie Day haben die Briten jedoch offenbar ihr Interesse an diesem Themengebiet verloren, was wohl auch ein Grund für den Image-Wechsel ist, den das Quartett auf seinem neuen Album „Violet Hour“ vollzieht.

Die naturverbundene, beinahe schon feierliche Erhabenheit, die ALUNAH noch auf ihrem 2017er Album „Solennial“ auszeichnete, hat die Band, die nunmehr von Siân Greenaway am Mikro angeführt wird, gegen eine lässig-fetzige, spröde und auch ein wenig verstaubte Okkult-Rock-Attitüde eingetauscht. Daran ist grundsätzlich freilich nichts auszusetzen, schließlich fahren vergleichbare Gruppen wie Brimstone Coven oder Sabbath Assembly auf dieser Schiene ausgesprochen gut. Während sich die Band zuvor dank ihrer naturmystischen Ästhetik in Ton, Text und Optik zumindest innerhalb der Grenzen ihres Genres eines gewissen Wiedererkennungsmerkmals sicher sein konnte, fehlt davon auf „Violet Hour“ jedoch jede Spur.

Von dem trendigen, neuen Bandlogo über das freilich ansehnliche, aber allzu stereotype Artwork bis hin zu den kompakteren und tendenziell schwungvolleren Songs selbst – alles schreit hier förmlich nach gruftigem Vintage-Rock, wie er von Dutzenden anderen Bands ohne nennenswerte Eigenheiten gespielt wird. Ein beachtliches Mindestmaß an Kompetenz kann man ALUNAH an diesem Punkt ihres Werdegangs natürlich nicht mehr absprechen. Die schlendernden Gitarren, der brummende Bass und die lässigen Drums wurden allesamt gekonnt eingespielt, die Produktion ist wunderbar griffig und mit Greenaway haben sich die Stoner-Doomer eine durchaus fähige Gesangskünstlerin vorangestellt.

Ein paar der neuen Tracks wie beispielsweise das leicht hypnotische, in weiterer Folge überraschend dynamische „Hunt“, in dessen Refrain Greenaways Vocals reibungsvoller abgemischt und damit eindringlicher gemacht wurden, können sich durchaus auch einigermaßen zufriedenstellend an dem früheren Material der Band messen lassen. Die meiste Zeit über vermisst man in den Songs jedoch das Besondere. Dass sich ALUNAH beim Arrangieren irgendeine Mühe gegeben haben, ist bei austauschbaren Nummern wie dem uninspiriert vor sich hin bummelnden Titeltrack schwer vorstellbar. Gewitzte, fließende Melodiebögen mit Höhen und Tiefen, wie sie auf „Awakening The Forest“ noch in Hülle und Fülle vorhanden waren, findet man auf „Violet Hour“ weder in der Instrumentierung noch in Greenaways zwar fehlerlosem, aber weitgehend eintönigem und pseudogruseligem Gesang.

Obwohl ALUNAH ihr bisheriges spielerisches und soundtechnisches Niveau auf „Violet Hour“ halten konnten und die Neuausrichtung der bereits auf der Vorgängerplatte leicht unspektakulär gewordenen Musik der Band neues Leben einhauchen hätte können, handelt es sich dabei fraglos um ihre bis dato langweiligste Platte. Handzahm und gänzlich frei von aufhorchen machenden Überraschungen kommen die neuen Songs allzu bieder daher, sodass es de facto nichts mehr gibt, das die Briten von den Unmengen an gleich klingenden Okkult-Rock-Bands unterscheidet. Ein paar gefällige Nummern finden sich auf dem Album zwar schon, dennoch drängt sich insgesamt das Gefühl auf, dass ALUNAH derzeit in einer Abwärtsspirale feststecken.

Wertung: 5 / 10

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