Interview mit Alex Webster von Cannibal Corpse

Man kann über sie denken, was man will, aber wenn es eine Band gibt, die auch abseits der Metal-Szene regelmäßig Aufsehen erregt, dann sind es die berühmt-berüchtigten CANNIBAL CORPSE. Das neue Album „Torture“ wird daran mit Sicherheit nichts ändern, bekommt man doch einmal mehr Gemetzger geboten, wie man es von den Amerikanern seit jeher gewohnt ist. Des Umstandes, dass CANNIBAL CORPSE weder in Sachen Musik, noch in Sachen Texte die innovativste Band aller Zeiten sind, ist sich Alex Webster ebenfalls bewusst. Lest hier, was der Bassist sonst noch zum Metal-Universum rund um die Band zu sagen hatte.

Grüß dich Alex, danke für den Anruf!
Hi Marius, kein Problem. Wie geht’s?

Läuft, danke. Selbst auch?
Ja, ich habe gerade ein bisschen Pause gemacht, damit ich mich jetzt weiter dem Interviewmarathon widmen kann.

Also immer noch mitten im Promostress?
Auf jeden Fall. Das ist natürlich eigentlich ungewöhnlich, weil das Album schon eine Weile draußen ist, aber wir wollten das diesmal so, weil wir ja auch erst vor kurzem von der Full Of Hate Tour zurückgekommen sind.

Würdest du sagen, dass das mediale Interesse diesmal größer ist, als etwa bei „Evisceration Plague”?
Definitiv. Und wir bekommen zu „Torture“ sowohl von Fans als auch von den Medien überwiegend äußerst positives Feedback. „Evisceration Plague“ mochten auch sehr viele Leute, aber da gab es auch einige, die fanden, dass es ein bisschen zu aufpoliert klang. Ich kann mich tatsächlich nicht erinnern, dass ein Album in jüngerer Vergangenheit so gut angekommen wäre, wie „Torture“. Vielleicht waren die Reaktionen sogar die besten überhaupt. Es gibt wirklich nur wenige Leute, die etwas negatives über das Album sagen, was uns natürlich sehr froh macht.

Woran, denkst du, liegt das? Habt ihr deiner Meinung nach ein besonders traditionelles Cannibal Corpse Album aufgenommen, das alle zufriedenstellt?
Es ist schwer, es allen recht zu machen, aber wir haben uns bemüht, sicherzustellen, dass nur hochqualitative Death-Metal-Songs auf der Scheibe landen. Bei „Torture“ treffen glaube ich die zwei Welten unserer Musik aufeinander. Es ist immer noch poliert und es ist immer noch tight dargeboten, aber es hat auch das rohe Feeling unserer älteren Alben. Und ich denke wirklich, dass mit diesem Kompromiss beide Fangruppen sehr gut leben können. Einerseits die traditionelle Fraktion, die vor allem auf die brutalen Sachen steht, und andererseits die eher progressive Fraktion. Denn, glaub’s oder nicht, wir haben Progressivität in unseren Songs, wenn auch wirklich nicht besonders viel.

Würdest du dann sagen, dass „Torture“ ein besseres Album als „Evisceration Plague“ ist?
Ich mag beide Alben, aber ich finde, dass „Torture“ technisch gesehen besser ist, soweit man Eigenschaften wie gut oder schlecht bewerten kann. Klar ist die Songwriting-Geschichte total subjektiv, aber ich glaube, wir haben auf „Torture“ die besseren Songs. Es ist alles etwas elaborierter, hör dir alleine mal Pauls Schlagzeug an, da passiert so viel mehr, als noch auf dem letzten Album. Ich denke, gerade da merkt man den Unterschied wirklich, das ist schon markant besser. Natürlich hat er auch auf „Evisceration Plague“ einen guten Job gemacht, aber diesmal bereichert er die Songs richtig, finde ich.

Woher kommt diese Verbesserung? Seid anders als Songwriting rangegangen, oder hattet ihr mehr Zeit dazu?
Wir hatten etwa genau so viel Zeit, wie für „Evisceration Plague“. Meistens schreiben wir an die acht Monate und nehmen dann nochmal ein bis zwei Monate auf. Ne, das war es denke ich nicht, sondern eher der Umstand, dass das Songwriting diesmal sehr gut zwischen den Leuten aufgeteilt war. Rob hat drei geschrieben, ich fünf, Pat vier, das ist sehr ausgeglichen. Der Umstand, dass ich diesmal nicht so viele Songs geschrieben habe, hat mir mehr Zeit gegeben, mich auf andere Dinge zu konzentrieren, zum Beispiel, mit Paul an den Schlagzeugparts zu arbeiten. Pat und Rob haben sich auch sehr reingehängt, dass alles so kraftvoll wie nur möglich klingt, und insgesamt war das Songwriting diesmal einfach sehr energetisch. Ich finde, das hört man. Das ist nicht nur tight eingespielt, sondern da steckt auch eine Menge Kraft drinnen.

Wie schreibt eine Band wie Cannibal Corpse denn generell Songs? Früher lief das alles im Proberaum, aber nutzt ihr auch die Möglichkeiten, die Internet und Computer da eröffnen? Schickt ihr euch eure Songs online zu?
Sicher. Früher habe ich die Songs zuhause geschrieben und manchmal mit einem Vierspur-Rekorder aufgenommen, um mich daran zu erinnern, aber normalerweise habe ich es mir einfach so gemerkt und es den Jungs im Proberaum vorgespielt. Jetzt merke ich mir die Sachen oft zwar immer noch, aber bringe dann oft Tabs in den Proberaum mit. Das ist ganz praktisch, weil ich sehr gut darin bin, Musik zu lesen und zu transkribieren. Und das hilft natürlich sehr, wenn ich Pat und Rob konkret zeigen kann, was ich meine, und ihnen dann direkt meine Tabs zum Üben mit nach Hause geben kann, damit sie eine Gedächtnisstütze haben, falls sie was vergessen. Ich würde das nicht machen, wenn es nicht so einfach wäre, das in ein Tab-Programm schnell einzutippen. Solche kleinen Dinge sind es, die uns heutzutage schon weiterhelfen. Man macht eigentlich nicht so viel anderes, als früher, aber es ist einfach komfortabler, keine Schreibmaschine verwenden zu müssen um Worte zu Papier zu bringen. Und wo ich früher meinen Vierspur-Rekorder verwendet habe, ist es heute eben ProTools. Wenn mir was cooles einfällt, kann ich ganz schnell eine mp3 machen und sie Pat und den anderen schicken. Also, die Technologie hat schon vieles vereinfacht.

Aber ihr nutzt definitiv immer noch den Proberaum, um den letzten Schliff an die Songs zu legen?
Ohja. Wir proben viermal die Woche. Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, jedesmal um die drei Stunden. Weißt du, so neugierig wir sind, was neue Technologie uns für Möglichkeiten eröffnen kann, gehen wir die Sachen alles in allem doch immer noch ziemlich traditionell an. Wir proben tagein tagaus ohne Pause, sogar, wenn wir gar keine Songs schreiben. Wir wollen die Nummern perfekt beherrschen, um dann auch für Liveshows immer auf der Höhe zu sein.

Martin von Drunen von Asphyx sagte mir letzten Monat, dass es kein Problem ist, wenn man auf der Bühne mal ein Riff verschludert oder mal nicht 100% in der Zeit ist, solange man auf der Bühne Party macht und Spaß hat. Gilt das auch für Cannibal Corpse, oder habt ihr den Anspruch einer technische perfekten Show?
Naja, wir versuchen schon, sie perfekt zu machen, aber ich verstehe total, worauf Martin hinaus will, und der Anspruch, den er hat, ist vermutlich angemessen für eine Liveshow. Du musst entspannt darauf gehen und dir keine Sorgen über irgendwas machen. Ich meine klar, mach die beste Show, die du kannst, aber hab vor allem Spaß. Wenn du dich nämlich zu sehr darum kümmerst, dass du dauernd alles perfekt machst, hast du mit Sicherheit überhaupt keinen Spaß und das merken auch die Leute. Hast du die Songs ausreichend geübt, klappt das dann auch. Und wenn du doch mal aus dem Takt fliegst, ist die Kunst, den Fehler Fehler sein zu lassen, und danach wieder in den Song einsteigen zu können, was wiederum nur klappt, wenn du genug geübt hast. Meistens merkt es sowieso kein Mensch.
Die große Übung erlaubt uns also, da relativ entspannt raufzugehen und Spaß zu haben. Die Songs zu spielen ist nunmal ziemlich einfach, wenn du sie davor monatelang vier Tage die Woche geprobt hast. So steht uns nichts dabei im Weg, auf der Bühne auszurasten. Geht doch mal was schief, mei, das gehört halt dazu und ist alles in allem kein Problem.

Wir haben schon kurz über den musikalischen Unterschied von „Evisceration Plague“ zu „Torture“ gesprochen. Wie siehts mit den Texten aus, gibt’s hier was Neues, eventuell besondere Themen, die ihr einbringen wolltet?
Mmmhhhh, nichts weltbewegend Neues. Ich meine, es ist kein Geheimnis, dass alles, über was Cannibal Corpse singen, irgendwas mit Gore und jedenfalls extrem brutalen Inhalten zu tun hat. Alles fiktive Geschichte natürlich, wir denken uns das Zeug immer selber aus und haben es denke ich auch geschafft, da was auf die Beine zu stellen. Im Wesentlichen ist das auf „Torture“ dasselbe, die konkreten Szenarien sind halt etwas anders. Tatsächlich haben viele Songs irgendetwas mit Folter oder Exekution zu tun, was ja auch zum Albumtitel passt. Das ist so ein bisschen der rote Faden, der alles zusammenhält, dass es oft um Todesstrafe geht.

Ich habe die Texte zum Album leider nicht vorliegen, insofern muss ich doch nachfragen, ob ein Song wie „Followed Home Then Killed“ einen tieferen Sinn hat, als der Titel suggeriert… Geht es tatsächlich nur darum, dass man nach Hause geht und da getötet wird?
Das ist, alles in allem, der ganze Inhalt des Lieds, ja. Paul hat den Text für den Song geschrieben und ich vermute, dass er den Inhalt auch besser erklären könnte, aber ja, es geht wohl um einen Serienmörder, der sein Opfer lange Zeit stalkt und auf den richtigen Moment wartet, der Person nach Hause zu folgen und sie umzubringen. Unsere Songtitel sind vielleicht ein bisschen weniger subtil als die von anderen Bands (lacht). Im Prinzip weißt du vorher schon, was im Text stehen wird. Ich meine, „Hammer Smashed Face“, es geht um einen Typen, dessen Gesicht mit einem Hammer bearbeitet wird, „Fucked With A Knife“, ich denke, auch da bedarf es keiner großen Erklärungen. Was auch oft vorkommt, ist, dass irgendwem mit der Kettensäge der Kopf abgeschnitten wird. Das ist denke ich schon ein Markenzeichen von Cannibal Corpse, dass wir sehr platte, offensichtliche Songtitel haben, das gehört zu unserem Stil.

Habt ihr da nicht manchmal Probleme, noch neue Themen zu finden? Ich meine, denkt man sich nicht irgendwann „Hm, eigentlich habe ich mich mit dieser und jener Todesart jetzt schon an die fünfmal auseinandergesetzt, jetzt reicht es mal…“?
Ja, schon. Wir müssen immer versuchen, uns neue Wege auszudenken, wie Leute sterben können. Da muss man dann eben immer recht spezifisch werden. Klar haben wir eine Menge Songs, die von Serienmördern handeln, aber deshalb versuchen wir auch, dass die eben immer etwas geringfügig anderes machen. Würden wir uns nur sehr allgemein mit Serienmördern an sich beschäftigen, wäre das sicher schnell langweilig. Aber so tut der Serienmörder in „Evidence In The Furnace“ eben etwas anderes als der in „Followed Home Then Killed“. Dasselbe gilt für das Zombie-Ding, da schauen wir, dass wir immer neue Szenarien finden. Da haben wir auch schon eine ganze Menge. Insgesamt würde ich wirklich sagen, dass es darum geht, spezifisch zu sein, dann kann man da auch immer noch was machen.

Ihr habt also keine Probleme damit, dass euch demnächst die Textideen ausgehen?
Nein, es findet sich schon immer was. Es kommt so viel Inspiration rein, zur Zeit leider vor allem aus der realen Welt, aber natürlich auch aus fiktiven Welten, Horrorfilme und sowas. Ne, ich denke, die nächsten Jahre werden uns die Texte auf jeden Fall nicht ausgehen.

Habt ihr je darüber nachgedacht, neue Themen anzuschneiden?
Nunja, es ist alles in Ordnung, was irgendwie düster und furchterregend ist, es muss gar nicht mal zwingend gory sein. Zum Beispiel „Scourge Of Iron“ von der neuen CD, der handelt im Grunde von der Hölle. Davon, in der Hölle gefoltert und ausgepeitscht zu werden. Das mutet vielleicht ein bisschen seltsam an für einen Cannibal-Text, würde an sich ja besser zu einer Black-Metal-Band passen. Außer Paul sind wir alle nicht religiös, aber trotzdem fasziniert mich die Frage, wie genau es sich eigentlich anfühlt, in der Hölle zu sein, und was da konkret passiert. Klar schreiben viele Leute über die Hölle, aber dieses Gefühl, bis in alle Ewigkeit die ganze Zeit geschlagen, gepeitscht und gefoltert zu werden, das fand ich interessant. Das ist vielleicht ein „neues“ Element an „Torture“. Aber natürlich ist das immer noch ein Horror-Song, und darum geht es bei den anderen Nummern ja auch, nur eben etwas traditioneller.

Wie wichtig sind die Texte für eine Band wie Cannibal Corpse generell und für wichtig sollen eure Fans sie nehmen? Ola Lindgren von Grave meinte ja mal, dass er manchmal einfach nur Texte schreibt, damit er was hat, was er singen kann. Trifft das auf Cannibal Corpse auch zu, oder findet ihr, dass die ganzen Splatter- und Gore-Texte essentiell für die Atmosphäre der Musik sind?
Wie gesagt, ich glaube, das Horror-Element ist das wirklich wichtige. Es muss nicht immer Splatter und Gore sein, obwohl ich rück- und wohl auch vorausblickend sagen muss, dass solche Texte doch einen Großteil unserer Lyrics ausmachen. Aber, obwohl die Texte die Atmosphäre der Musik denke ich doch geringfügig beeinflussen können, hat die Musik selbst bei uns klar Priorität. Andererseits arbeiten wir an dieser so hart und versuchen, sie so gut zu machen, dass wir dann nicht wollen, dass es an den Texten scheitert. Sie sollen auf jeden Fall so gut sein, wie die Musik. Das ist für uns nicht immer ganz einfach, denn weißt du, Musik schreiben ist das eine, das machen wir schon immer und das sollten wir als Musiker auch alle können. Dennoch nehmen wir das extrem ernst, obwohl unsere Geschichten alle fiktiv sind und wir Gewalt in keiner Form verherrlichen wollen, was ich mit Sicherheit in Hunderten von Interviews erzählt habe. Aber das, was wir machen, wollen wie gut machen, unsere Horrorgeschichten sollen atmosphärisch, finster, unheimlich und ernstzunehmen sein.

Schreibt ihr dann auch immer die Musik vor den Texten oder greift das zum Teil ineinander?
So gut wie immer kommt die Musik zuerst. Wenn der Song fertig ist, merken wir intuitiv, welches Thema zu ihm passen würde. Bei „Scourge Of Iron“ wusste ich, dass der Song davon handeln muss, lange Zeit gefoltert zu werden. Der Song forderte das einfach. Man kann da dann auch keinen Text aufzwingen, dass die Texte, die Paul schreibt, viel aggressiver sind, liegt nicht zuletzt daran, dass die entsprechenden Songs viel heftiger sind.

Wenn du auf den Backkatalog von Cannibal Corpse blickst, würdest du sagen, dass jedes Album seine eigenen charakteristischen Komponenten hat, oder ist schlussendlich alles einfach nur heftigster Death Metal?
Och, ich denke schon, dass die alle ein bisschen anders sind. Also klar, das ist alles Death Metal, da brauchen wir nicht reden. Und alle Alben sind vom frühen Thrash Metal, der dem Death ja sehr nahe stand, beeinflusst. Alte Slayer, alte Kreator, alte Sodom, Dark Angel… Diese Bands haben uns definitiv beeinflusst, aber generell würde ich sagen, dass es purer Death Metal ist. Aber innerhalb dieser Grenzen gibt es denke ich schon viele Nischen, wo man eine Menge Abwechslung schaffen kann. Schau dir alleine „Torture“ an, da gibt’s es durchaus eine große Bandbreite an Riffs, rhythmischen Ideen, Geschwindigkeit usw. Ich finde, Death Metal limitiert gar nicht so sehr, wie viele Leute immer denken.

Welches Album wäre denn deiner Meinung nach dann das beste, um einem Neuling Cannibal Corpse nahezubringen? Ist es tatsächlich „Torture“?
Ich würde „Torture“ sagen, das sollte ich aber auch, immerhin muss ein Musiker immer denken, dass das neue Album das beste ist (lacht). Nein, auch so denke ich, dass das ein guter Anfang ist, ganz einfach deswegen, weil wir uns aktuell wirklich in Höchstform befinden, als Musiker und Songwriter. Was das Songwriting angeht, ist das natürlich extrem subjektiv, aber als Musiker haben wir auf diesem Album definitiv unsere beste Leistung abgeliefert, wir haben nie besser gespielt. Deshalb, und wegen dem großen Abwechslungsreichtum, würde ich „Torture“ nennen. Die anderen beiden Alben, die ich empfehlen würde, sind „The Bleeding“ und „The Gallery of Suicide“. Was diese Alben gemeinsam haben, ist, dass sie alle viel Abwechslung haben. „The Bleeding vielleicht noch weniger, weil es so alt ist, und wir da halt doch überwiegend mit Vollgas unterwegs waren, aber es gibt schon auch auf diesem Album langsamere Sachen.
Wenn jemand diese drei Alben ancheckt und auf heftigen Shit steht, dann denke ich, ist das ein guter Einstieg.

Und welches Album wäre nicht so ein guter Einstieg, d.h. wo gibt es weniger Variation?
Das ist schwer zu sagen, ich bin auf alle diese Alben stolz. Jedes Album, das wir aufgenommen haben, repräsentiert die beste Leistung, die die Band zu dieser Zeit zu bringen im Stande war. Am wenigsten Abwechslung hat vermutlich „Butchered At Birth“, aber das ist trotzdem ein gutes Album, viele Leute bezeichnen die Platte als ihr liebstes Cannibal-Corpse-Release. Jemandem, der sich gerade mit uns vertraut macht, würde ich es aber sicher nicht empfehlen, dafür ist es zu eindimensional. Ich meine, es ist ein verdammt brutales und heftiges Album.

Wo wir schon bei neuen Hörern sind: Ihr scheint eure Facebook-Seite ja ziemlich regelmäßig zu verwenden. Denkst du, diese Art der Promotion ist ein guter Weg, neue Fans zu gewinnen?
Ähhhhm, vermutlich, ja. Das ist keine einfache Frage für einen 42jährigen (lacht). Was moderne Technologie angeht, bin ich dann doch nicht so Up to Date wie viele jüngere Leute das sicherlich sind. Aber ich versuche mein bestes, auf dem Laufenden zu bleiben. Aktuell ist Facebook mit Sicherheit das populärste soziale Netzwerk. Ich habe auch einen Twitter-Account und nutze sowas, um mit den Fans in Kontakt zu bleiben, wenn ich die Chance dazu habe. Es ist einfach ganz nett, auf Tour mal einzuchecken und zu sagen „Hey Leute, wir machen grad Soundcheck“, oder mal ein Foto vom Equipment zu posten. Ich weiß nicht, ob das der Band irgendwas nützt, ich mach das nur, weil es mir persönlich Spaß macht. Keine Ahnung, was das hilft.

Wie alt denkst du denn, sind eure Fans so im Durchschnitt? Sind noch Hörer der ersten Stunde dabei?
Ich glaube, es gibt durchaus Hörer, die so alt sind wie wir. Ich glaube, wenn man Death Metal einmal gehört hat, dann gewöhnt man sich das auch nicht so schnell ab. Es kommen auch noch viele alten Fans zu unseren Shows. Cannibal Corpse unterscheiden sich da von etwa Immolation, Malevolent Creation, Incantation oder Vital Remains, die nie riesige Erfolge feiern konnten, vermutlich, weil sie zwischendurch immer mal wieder pausiert haben. Wir dagegen touren seit jeher Non-Stop. Es wäre schwierig für mich zu sagen, wie alt ein Fan im Durchschnitt ist, weil die Bandbreite da einfach riesig ist. Unsere Fans sind durchaus 14 bis 50 Jahre alt, und natürlich eine Menge zwischendrin. Wenn ich meine Facebook-Page anschaue, gibt es da eine Kategorie „Wie alt sind deine Fans?“, die meisten sind in ihren Zwanzigern. Ich glaube, das liegt wirklich daran, dass wir immer unterwegs waren und den Leuten dadurch keine Chance gegeben haben, uns zu vergessen.

Wie du ja schon erwähnt hast, seit ihr erst kürzlich von der Full Of Hate Tour zurückgekehrt. Fab es neben den sicherlich überwiegend positiven Erfahrungen auch negative Aspekte?
Nein, die Tour war in allen Belangen schlicht fantastisch. Jede einzelne Band war cool, und weißt du, vor allem Behemoth sind eine Gruppe, die wir absolut respektieren und auf künstlerischer und persönlicher Ebene sehr bewundern. Es war ein Genuss, mit ihnen zu spielen, die sind die besten. Aber dasselbe gilt für alle anderen Bands, mit Misery Index haben wir ja auch den Tourbus geteilt. Und wir hatten so viel Spaß auf dieser Tour. Eine wirklich professionell hochgezogene Tour, Tonnen von Fans auf allen Shows und eine tolle Bandkombination. Alles war Metal pur, aber es wurden mit Death, Thrash und Black Metal auch wirklich viele Genres abgedeckt. Die Chemie hat gestimmt. Der einzige Nachteil war für uns vielleicht, dass das Publikum manchmal müde war, was man ihnen wohl nicht verdenken kann, nach fünf Stunden Metal. Für uns bedeutete das aber nur, noch härter daran zu arbeiten, den Laden trotzdem nochmal abzufackeln.

Würdest du dir selbst sechs Stunden extremen Metals am Stück reinziehen, kannst du da was damit anfangen?
Ich hab das schon mal gemacht, aber ehrlich gesagt bevorzuge ich es, zu Shows mit drei oder vier Bands zu gehen, da kann ich besser drauf klarkommen. Selbst da stehst du dann an die fünf Stunden rum, aber bei so einem großen Konzert werden das dann schnell sieben oder acht. Da ist man dann danach einfach ziemlich im Eimer. Wir würden uns riesig freuen, wieder auf so eine Festivaltour mitkommen zu dürfen, aber Konzerte mit drei bis vier Bands funktionieren glaube ich besser.

Werdet ihr also versuchen, in Europa als nächstes eine eher kleine Tour zu fahren?
Absolut. So etwas großes macht auch nur Sinn, wenn es so eine extrem starke Kombination ist, wie bei Full Of Hate, wo alle Bands gut zusammenarbeiten und die Sache gut organisiert ist, sodass man viele Shows in einer kurzen Zeitspanne spielen kann. Wenn du sechs Bands hast, wo dann zwei davon zu lange spielen und die letzte Band dann auf einmal erst um ein Uhr in der früh anfängt zu spielen, dann ist das ein riesiges Problem. Full Of Hate war großartig und es war toll, mit den ganzen Bands zu spielen, aber wenn wir unsere eigenen Touren machen, bevorzugen wir es doch, wenn insgesamt drei oder vier Gruppen spielen. Alle Bands können ein bisschen länger spielen und der Abend ist trotzdem noch kürzer.

Als nächstes steht für euch ja eure US-Tour auf dem Plan, wo ihr meines Wissens drei Supportbands habt. Was denkst du über das Package und was erwartet ihr von der Tour?
Das wird eine tolle Tour. Das Package ist purer Death Metal und ich weiß, dass das Zeug unseren Fans gefallen wird, auch, wenn sie sich mit den anderen Bands vielleicht nicht so auskennen. Speziell an dieser Tour ist vielleicht, dass wir mehr in kleineren Städten spielen, weil wir die ganzen großen Dinger auf der Summer Slaughter Tour im Juli und August mitnehmen. Wir freuen uns, an Orten zu spielen, wo wir sonst nicht so oft hinkommen oder noch nie waren, weil die Leute da einfach sehr froh sind, uns auch mal zu Gesicht zu bekommen und entsprechend ausrasten.

Da unsere Interviewzeit leider abläuft, nur noch eine letzte Frage: Neben Cannibal Corpse spielst du ja bei Blotted Science. Inwiefern unterscheidet es sich für dich, mit CC bzw. Blotted Science zu arbeiten, und was gibt es da Neues zu berichten?
Oh, es ist etwas komplett anderes mit Blotted Science, weil es einfach ein reines Studioprojekt ist. Hannes sitzt in Deutschland und Ron in San Antonio, da ist es vollkommen klar, dass wir nur aufnehmen und nicht vorhaben, Liveshows zu spielen. Bei Cannibal Corpse dagegen, habe ich ja schon vorher gesagt, proben wir viermal die Woche und wohnen einigermaßen nah zusammen. Ehrlich gesagt, so beschäftigt wie ich mit CC bin und Hannes mit Obscurity ist, ist das im Moment auch am besten so. Vielleicht kommt ja irgendwann die Zeit, wo die Hauptbands nicht mehr so viel Zeit schlucken, aber aktuell ist Blotted Science definitiv ein reines Studioprojekt. Ich bin sehr froh und sehr stolz, dass ich da dabei bin und ich hoffe, dass wir bald etwas Neues aufnehmen können, obwohl bis jetzt nichts geplant ist. Bis jetzt genießen wir einfach die Reaktionen auf die EP.

Okay, dann möchte ich dir sehr für das Interview danken, war cool, mit dir zu reden.
Ok, hey, danke auch dir sehr für das Interview und man sieht sich auf jeden Fall mal auf Tour, tschüß!

Klar. Tschüß!

Publiziert am von Marius Mutz

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