Interview mit Darc Arts

Die YouTube-Szene im Metal-Bereich wächst stetig und bringt immer wieder neue Kanäle hervor. Den Personen dahinter und ihrer Arbeit möchten wir in unserer Interviewreihe etwas mehr Aufmerksamkeit schenken und Hintergründe erfahren. Flo von DARC ARTS berichtet im Interview, welche Musiker er durch sein Hobby mittlerweile zu seinen Freunden zählt, was er mit der Deutschen Bahn zu tun hat und was ihm für seinen Kanal wichtig ist.

Stell bitte dich und dein Format kurz unseren Lesern vor, die dich eventuell noch nicht kennen.
Hallo, ich bin Flo von Darc Arts. Ich bin 33 Jahre alt und im Bereich Metal- und Mittelalter-/Viking-Videos auf YouTube unterwegs.

Was waren deine Beweggründe, Videos für YouTube zu drehen? Welche Leute möchtest du damit erreichen?
Ich habe als ganz normaler Festivalgänger angefangen, Videos vom Campground auf YouTube hochzuladen. Doch irgendwann wollte ich das alles professioneller angehen, da meine Videos eine schöne Erinnerung für mich und die Besucher waren, also beschloss ich, Aftermovies zu drehen. Nach einer Weile kamen dann auch Interviews dazu, denn wenn es eine Sache gibt, die ich kann, dann ist es labern. (lacht) Mittlerweile sind auch CD-Vorstellungen und Produkttests dazugekommen. Mir liegt es auch am Herzen, kleinen Underground-Bands eine Plattform zu bieten, um gehört zu werden.

Wie ist der Name für deinen Kanal entstanden?
Ganz einfach, es ist eine kleine Anlehnung an Bands wie Mötley Crüe, denn anders ist besser.

Welche Vor- und Nachteile siehst du bei YouTube im Vergleich zu einem (Online-)Magazin?
Eigentlich sehe ich da gar keine Nachteile, denn Menschen sind schon immer faul gewesen und mittlerweile ist der Konsum neuer Medien einfach so groß wie noch nie.

Wie schnell vergrößert sich denn die Reichweite? Wie viel Potenzial siehst du für die Metal-Szene?
Da ich nur das bewerbe, hinter dem ich auch selbst stehe und nicht wie ehemalige „Metal-YouTuber“ meine Meinungen und Ideale über Bord werfe, relativ schleppend. Ich habe auf großen Festivals zwar bis zu 16 000 Klicks, aber es bleibt gering, was okay ist.

Die YouTuber-Szene ist heutzutage sehr schnelllebig. Was muss man deiner Meinung nach tun, um weiterhin interessant zu bleiben?
Wie schon gesagt, ich mache immer das, wo ich auch dahinterstehe. Was dabei rumkommt, nehme ich dankend an. Ich werde genau so weitermachen wie bisher, es werden nur mehr Themen und Formate dazukommen.

Natürlich ist auch in diesem Bereich nicht alles Gold, was glänzt. Welche Grenzen bringt das Format für dich mit sich?
Man merkt doch sehr schnell, wie groß die Reichweite wirklich ist. Es gibt Festivals, da zahlst du den vollen Preis, obwohl du für sie Werbung machst, aber das ist zum Glück eher selten. Denn eigentlich bringt es eher Vorteile, da ich schon so viele wundervolle Menschen als „Freunde“ bezeichnen kann, wie z. B. Jen Majura von Evanescence oder Robse von Equilibrium und viele mehr.


Wie siehst du das Thema Datenschutz? Hier war der YouTube-Mutterkonzern Google schon öfter in der Kritik.
Mit Artikel 13 wird es gerade für mich in der Zukunft sehr schwierig, den Content zu liefern, den ich bisher mache, also sehe ich eher unsere lieben Politiker kritisch und nicht Google.

Welches Equipment nutzt du für deine Videos und wie viel Geld hast du bereits investiert?
An Kameras habe ich die Canon D750, eine GoPro, eine Panasonic V-Log Cam und neu das Huawei P30 mit Gimbal. An Mikros verwende ich das Zoom H1 und das Rode Cam Mic. Als Schnittsoftware verwende ich Adobe Premiere Pro CC. Alles in allem würde ich sagen um die 1000 €.

Wie lange dauert es, bis ein Video bereit zum Upload ist? Übernimmst du alles vom Schneiden, Bearbeiten usw. selbst?
Ja, ich mache alles selbst. Es kommt darauf an, welches Format es ist. Ein Interview braucht je nach Länge ein bis zwei Stunden, ein Aftermovie hingegen ein bis drei Tage.

Wie viel Geld wirft YouTube für dich ab? Kannst du davon leben? Oder hast du nebenbei noch einen anderen Job?
(lacht) Nein, leben kann ich davon noch lange nicht. Im Schnitt bekomme ich 80 € im Jahr. Also ja, ich arbeite hauptberuflich als Metallbauer/Instandsetzer bei der DB.

Wie sind die Reaktionen der Leute auf deine Videos? Gerade bei YouTube gibt es viel Hate Speech. Warst du davon schon betroffen?
Ganz, ganz selten verirrt sich mal so ein unnötiger Kommentar, aber wie oben schon erwähnt bediene ich keine breite Sparte, also habe ich zumeist nur die Leute bei mir, die auch gezielt danach suchen.

Und wie ist das Verhältnis unter euch YouTubern? Gibt es freundschaftliche Verbindungen, kollegialen Respekt oder vielleicht sogar „Beef“?
Wir sind in einer wundervollen YouTube-Metal-Community, in der jeder jeden mit Respekt und Achtung behandelt. Die Größeren geben den Kleinen auch ab und an noch Tipps.

Wirst du auf der Straße mittlerweile erkannt? Hat dich schon jemand um ein Autogramm gebeten?
Ja, ab und an wird man erkannt, aber das liegt dann eher an Instagram, denn dort habe ich eine größere Reichweite und ja, das war zwar ungewohnt, aber ich habe auch schon mal Autogramme verteilt.

Du hast bereits vom Field Invasion oder Summer Breeze berichtet sowie Jinjer oder Die Apokalyptischen Reiter interviewt. Bekommst du Unterstützung von Veranstaltern oder Labels?
Klar, die meisten Festivals und Bands sind sehr dankbar und freuen sich über Werbung. Ich verstehe mich eigentlich immer mit allen gut.

Mit Videos zu Taylor Swift, Jennifer Rostock oder der Bierbörse Koblenz hast du auch metalfremde Themen im Repertoire. Wieso beschäftigst du dich damit? Gedenkst du damit auch andere Zielgruppen zu erreichen?
Das Taylor-Swift-Video war ein Clickbait-Test und wie oben schon erwähnt mache ich viel, was mich auch beschäftigt, wie z. B. auch das Thema Depression. Mein allgemeines Ziel ist es, mit dem, was ich mache, anderen etwas zu geben. Egal ob Spaß, Tipps, Unterhaltung oder Aufklärung.

Vor allem ist mir dein Beitrag „Depression hat mehr als ein Gesicht | Stay Alive You’re Not Alone“ aufgefallen. Du behandelst dort das Projekt Valo, das sich mit der Krankheit beschäftigt und in der Öffentlichkeit für mehr Verständnis sorgen möchte. Wieso ist dir das Thema wichtig? Warst du selbst schon davon betroffen?
Ich war und bin davon betroffen. Ich behandle es, da viele Menschen nicht verstanden haben, was Depressionen überhaupt sind. Ich habe selbst schon Sätze wie „Stell dich nicht so an.“, „Du willst ja nur Aufmerksamkeit.“ oder „Haha, stürzt du dich jetzt vor den Zug?“ hören müssen. Depression ist eine Krankheit, die (krasse Überleitung) auch in der Musikszene jeder Dritte hat.

Wie kam der Kontakt mit Sollena zustande? Habt ihr diesen auch nach eurem Treffen noch aufrechterhalten?
Sollena (Sandra) und ich kannten uns schon vor Valo, da ich oft mit ihr geshootet habe. Ich bin nebenbei auch Model (siehe Instagram), aber darüber hinaus verstehen wir uns auch so super. Sie ist einer der Menschen, die ich leider viel zu selten sehe, da wir beide immer beschäftigt sind.

Kennst du Ron Paustians Organisation „Inklusion muss laut sein“, die Menschen mit körperlichen Behinderungen oder psychischen Krankheiten die Teilnahme an Festivals und Konzerten möglich machen möchte? Wie stehst du zu diesem Ansatz?
Kannte ich bisher noch nicht, aber ich habe auch schon oft Rollis als Crowdsurfer gesehen und ich finde es gut. Wieso sollte man da auch einen Unterschied machen? Jeder sollte das Recht haben Festivals zu besuchen, denn es ist ein Stück Freiheit, außerdem ist Musik Seelenheil!

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Publiziert am von Christian Denner

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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