Interview mit Jens von Dawn Of Destiny

Ein gutes Pils braucht 7 Minuten, ein gutes Album 7 Monate. DAWN OF DESTINY, Power-Metaller mit Frontfrau aus dem Ruhrpott, verfahren beinahe so, werfen sie doch nur ein Jahr nach dem Debüt gleich das zweite Album auf den Markt. Was sozialeingestellte Straßenbahnfahrer dazu meinen, könnt Ihr dem folgenden Interview mit Bassmann und Songwriter Jens entnehmen.

Grüß Dich Jens, mit dem Wetter ist es nicht zum Besten bestellt, wie sieht es hingegen mit Deiner Laune aus?
Meine Laune ist gottlob nicht an das Wetter gekoppelt, sonst hätte ich wohl schon mittelschwere Depressionen. Es geht mir ganz gut, danke!

Veith hat jetzt einen richtigen Bart, ist es alles, was sich bei Euch seit dem letzten Jahr geändert hat?
Die wesentlichste Änderung hast du nun natürlich schon genannt. Ansonsten waren wir mit House Of Lords auf Tour und hatten die Möglichkeit erstmals außerhalb Deutschlands zu spielen, u.a. im legendären Z7 in Pratteln, was eine absolut tolle Erfahrung war.

Gerade mal ein Jahr ist seit Eurem Debüt vergangen, wie kommt es, dass Ihr so schnell bereits wieder eine Platte fertig habt?
Ich komponiere oft und gerne, so dass sich in kurzer Zeit viel Material anbietet, aus dem wir auswählen. Wir hätten auch mehr als 14 Songs aufnehmen können, aber man will ja auch nicht jeden Schrott für die Ewigkeit festhalten :)

Du hast neulich in einer Mail mal geschrieben, dass das neue Material etwas verzwickter ist als bei Eurem Debüt. Ich finde es ganz und gar nicht so, vielmehr habe ich das Gefühl, dass die Songs wesentlich eingängiger sind. Eigentlich wollte ich auch die Frage stellen, ob Ihr mit Absicht eher kürzere Songs geschrieben habt, um eben die Lieder zu „entsperren“.
Scheinbar wirken die Songs recht unterschiedlich, aber auffallend ist in der Tat die Kürze der Songs! Das ist jedoch Zufall, der Songaufbau ist schon vergleichbar mit dem ersten Album, nur dass Rebellion In Heaven wesentlich abwechslungsreicher ist.

Du hast die Platte augenscheinlich beinahe im Alleingang geschrieben; wie kann ich mir den Prozess vorstellen? Vermutlich wirst Du ja wohl nicht jedem einzelnen Musiker ein Notenblatt in die Hand drücken und los gehts!
Ich spiele und singe die Songs zu hause ein und präsentiere sie der Band, die sich ihre Parts alle heraushören können. Einzelne Stellen bedürfen dann noch einiger Erklärungen oder wir ändern gemeinsam Parts. Tanja ändert mal einige Gesangslinien, Ansgar einige Fills und viele Ideen ergeben sich auch erst gemeinsam im Proberaum.

Irre ich mich, oder ist der Anteil der harschen Männervocals diesmal deutlich höher? Ist dies dem Konzept geschuldet oder einfach nur, um etwas Abwechselung in die Lieder zu bringen?
Das unterliegt keinem Konzept, ich hatte eigentlich sogar gedacht, der Anteil wäre geringer. In manchen Passagen erscheinen mir diese Vocals stimmig oder sie erfüllen einen Zweck in der Thematik des Songs. Manchmal habe ich auch einfach nur Lust, herum zu schreien :)

Wo wir gerade dabei sind: erzähle doch bitte etwas über die Texte bzw. das Konzept der Platte; ich nehme an, es gibt ein solches, die Titel und Inhalte der Texte lassen darauf schließen, auch wenn ich den roten Faden bei Deinen Liner-Notes irgendwie nicht so recht wiederfinde ;-)
„Rebellion In Heaven“ ist kein Konzeptalbum, aber viele Songs handeln thematisch von einer kritischen Auseinandersetzung mit Gott. Ich bin natürlich nicht der erste, der auf idealistischen Pfaden wandelt und sich über das Unheil in der Welt beschwert, aber da man fast täglich damit konfrontiert wird, finde ich es legitim, darauf weiter hinzuweisen.

Verzeih bitte die Kritik, aber der Anfang von Heaven’s Falling Down klingt irgendwie nach ABBA und Where Are You Now könnte auch locker auf dem Titanic-Soundtrack stehen, oder?!?
Du Ketzer! Aber gut, ein Vergleich mit Abba wäre mir nie gekommen, gefällt mir aber! Where Are You Now ist halt die Standardballade, die nicht nur albumdienlich ist, sondern meiner Ansicht nach sehr emotional ist. Aber klar; das kann man von My Heart will go On auch sagen :)

Erfreut nahm ich zur Kenntnis, dass der Bass für eine (Power-) Metalproduktion reichlich viel Platz eingeräumt bekam. Ist dies ein Resultat daraus, dass Du als Mastermind dieses Instrument bedienst?
Ich fand das Instrument auch schon wichtig, als ich es selbst noch nicht in der Hand hatte, aber natürlich räume ich mir kompositorisch ein paar Freiräume ein, um den Bass auch präsent zu machen, solange es songdienlich ist.

Welche Erfahrungen habt Ihr seit Eurem Plattendeal im vorletzten Jahr gerade auf dem Livesektor gemacht? Spielt Ihr inzwischen „richtig große“ Festivals oder heißt es immer noch jede Woche, ab ins Jugendheim und vor 14 Zuschauern spielen?
Natürlich hat sich unser Bekanntheitsgrad vergrößert, so dass wir auch größere Gigs spielen können. Aber es wäre vermessen zu denken, dass kleinere Auftritte vor wenigen Leuten komplett der Vergangenheit angehören.

Apropos live: stehen irgendwelche aktuellen Termine an?
Wir haben im Oktober einen Auftritt mit Axxis in Bredenborn und die Wochen danach noch weitere Termine in unterschiedlichen Ecken des Landes.

Noch mal live: mit wem würdet Ihr denn gerne mal zusammenspielen (seien es nun Eure persönlichen Faves oder Bands, bei denen Ihr vermutet, dass es einfach gut zusammen passen würde)?
Ich persönlich würde extrem gerne mit Savatage, Helloween oder auch Dimmu Borgir spielen, auch wenn das musikalisch alles nur bedingt passen mag, aber so gäbe es eine Menge Abwechslung.

Hast Du schon in die neue CD von Metallica reingehört? Ich frage deshalb, weil ich gerne eine Einschätzung von Dir hätte, wie wichtig (gute) Releases der „großen“ Bands wie Metallica oder Iron Maiden für die Szene an sich sind.
Ich habe nur ein paar Brocken des Metallica Albums gehört, die mich eher erschreckt haben, aber darüber kann ich mir noch kein Urteil erlauben. Die Popularität dieser Bands reißt ja nicht ab und immer noch werden viele Newcomer durch Bands wie Maiden, Priest oder Metallica zu Recht inspiriert.

Mal was ganz anderes, würdest Du die folgende These unterstützen: Metaller sind unter dem Strich sehr soziale Wesen (immerhin haben wir beide ja in etwa den gleichen beruflichen Background, zumindest hatten wir mal den gleichen Studiengang – und wir sind beileibe ja nicht die Einzigen). Wenn Du das bestätigen kannst, hätte ich auch gerne noch eine Erklärung dafür :)
In meinem Studiengang der Sondererziehung habe ich nicht viele Männer gesehen, aber die wenigen, die da waren, hatten oftmals lange Haare und trugen Metal Shirts. Das belegt die These der sozialen Ader unter Metalern zwar nicht empirisch, gibt aber vielleicht doch eine Tendenz wieder. Vielleicht ist es immer noch so, dass viele Metalheads als Außenseiter betrachtet werden und deswegen feinfühliger für Menschen sind, denen es ähnlich geht (schau an, die gleiche Theorie vertrete ich auch, Anm. d. Red.).

Verfolgst Du weltpolitische Themen? Die Wahl in den USA steht an und die Republikaner scheinen ja entschlossen, nach der Marionette Bush diesmal echte Hardliner aufzustellen. Wieviel Sorge ist angebracht, auch unter dem Gesichtspunkt, dass einzelne Strohfeuer des kalten Krieges wieder aufflackern.
Laut Experten könnte es sowohl mit Obama als auch mit McCain niemals schlimmer werden als in der Bush Ära. Ich denke, dass es keinen neuen kalten Krieg geben wird, aber die neue US Regierung wird wesentlich sensibler mit der russischen umgehen müssen, denn deren Regime wird sich leider nicht ändern. Für den Normalbürger wie mich dürfte eh sehr vieles nicht einsichtig sein. Was man unter mangelndem Verständnis für andere Kulturen oder Mentalitäten ansehen kann, verbirgt meist mehr wirtschaftliches und kapitalistisches Interesse, als es unser einem bewusst ist.

Ohne Wortspiel kommst Du auch diesmal natürlich nicht davon, jeweils ein kurzes Statement zu den folgenden Begriffen:
Kochen: habe ich immer anderen überlassen – aus gutem Grund…
Paralympics: als Sonderpädagoge sollte ich da eigentlich mehr Interesse für aufbringen :)
Hustenbonbons Wildkirsche: Bonbons sind nichts für mich, nicht mal Schokobons.
Che Guevara: sieht man auf jedem dritten T-Shirt von Jugendlichen, die vermutlich überhaupt nicht wissen, wer das eigentlich war.
Straßenbahnfahren: ganz gern, aber mein eigentliches Hobby ist Bus fahren, das schaukelt mehr!

Wer hätte es gedacht, jetzt sind die Fragen aus und ich kann Dir lediglich noch die letzten Worte anbieten. Vielen Dank für das Interview und gutes Gelingen mit Euren neuen Album!
Vielen Dank für das Interview. Auch wir hoffen auf gutes Gelingen und neue Zuhörer, die unsere Emotionen bezüglich des Albums nachvollziehen können.

Publiziert am von Jan Müller

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