Interview mit Jens Faber von Dawn of Destiny

Auch wenn es sich aller Verdachtsmomente zum Trotz nicht um das Christkind handelte, war es doch wieder eine Freude, im anniversarischen Turnus das Gespräch mit „DAWN OF DESTINY“-Mastermind Jens Faber zu suchen. Lest im Folgenden, was er über Zwieback, Kakao und das Eingreifen von Metal1-Redakteuren in das Songwriting der Band zu berichten hat.

Hy Jens, es ist mal wieder soweit, Dich erwarten einige Fragen zu Eurem neuen Output „Human Fragility“. Das Album ist schon ein paar Tage auf dem Markt, wie zufrieden seid Ihr mit einigem Abstand?
Mit dem Album sind wir hochzufrieden. Ich persönlich war nach Rebellion In Heaven mit selbigen nicht 100%ig glücklich, das ist nun anders. Songs, Sound und unsere Performance entsprechen genau meiner Vorstellung.

Gemeinhin gilt für eine Band, dass das dritte Album unter dem Motto „Make It Or Break It“. Hat Euch das in irgendeiner Weise beeinflusst, gab es dadurch zusätzlichen Druck?
Eigentlich nicht. Das Album klingt auch nicht so viel anders als die anderen beiden, von daher werden die Reviews vermutlich ähnlich gut oder ähnlich durchschnittlich werden. Wer uns bisher gut fand, wirds das wohl weiter tun, während wir andere, die uns ablehnen weiterhin nur schwer für uns gewinnen können.

Laut Booklet hast Du wieder alle Songs und Texte im Alleingang geschrieben. Haben die anderen Mitglieder keine Passion im Songwriting oder ergibt sich das aus anderen Gründen?
Es war einfach die Bandkostellation, dass ich der Songwriter bin, womit die anderen auch einverstanden sind. Das bedeutet aber nicht, dass eine Passion Songs zu schreiben nur bei mir vorhanden wäre. Veith schreibt auch gute Songs!

Überhaupt gehen die Arbeiten bei Euch reichlich zügig voran, nach „…Begins“ (2007), „Rebellion In Heaven“ (2008) habt Ihr nun schon Scheibe Nummer drei am Start. Dabei entnimmt man dem Booklet, dass es bei Euch in den letzten Monaten nicht wirklich rund lief.
Meine Ideen ruhen gottlob nicht, wenn wir eine schwere Zeit durchmachen. Wir haben mit Ansgar einen super Drummer und Freund in der Band verloren, was natürlich Spuren hinterlässt. Auch Patrick, seinen Nachfolger mussten wir nun leider die Zusammenarbeit kündigen und suchen daher wieder nach einem Schlagzeuger.

Einige Erlebnisse haben auch ihren Weg in die Texte gefunden. Eigentlich finde ich sie in den meisten Fällen ziemlich selbsterklärend, warum hast Du dennoch einige zusätzliche Angaben dazugeschrieben?
Ich war mir nicht sicher, ob die Texte wirklich selbsterklärend sind. Wenn man sich selbst dafür verantwortlich zeigt, denkt man das oft, aber vieles hätte man auch anders auffassen können. Daher lag mir was dran ein paar Kommentare dazu zu schreiben.

Ok, wer das Album nicht in den Händen hält, der kann sich vielleicht noch nicht so viel unter dem lyrischen Konzept vorstellen. Kannst Du ein paar Gedanken zu den Texten äußern?
Das Album unterliegt lyrisch nicht zwingend einem stringenten Konzept. Dass wir uns nicht mit Fantasygeschichten beschäftigen liest man schnell. Eher geht es generell um menschliches Handeln und dessen Auswirkungen, um Schicksale und Leidensgeschichten, die vermutlich jeder nachvollziehen kann.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber kann es sein, dass die neue Scheibe einen Tacken härter ist als der Vorgänger?!?
Ja, das liegt aber vermutlich auch am Sound, der meiner Ansicht nach wesentlich heftiger ausgefallen ist. Prinzipiell gucke ich da nicht nach, sondern versuche möglichst viele Stimmungen aufzunehmen und zu verarbeiten. Letztendlich höre ich nun mal auch gerne Bands wie Nile oder Keep Of Kalessin; das beeinflusst mich, aber mit einer weiblichen Stimme sind der Härte irgendwann Grenzen gesetzt :)

Gibt es wegen meiner gemeinen Frage aus dem letzten Interview eigentlich keine „wirkliche“ Ballade diesmal? Wenn ja, dann tut es mir leid ;-)
Genau deswegen!! Nein, ich hatte in der Zeit einfach keine Lust darauf, Balladen zu schreiben. Die ruhigen Passagen in For Love waren da schon eher ein Zugeständnis an das Verlangen der meisten Leute, was Ruhiges zu hören.

Meine persönliche Meinung ist, dass „Human Fragility“ vielleicht zwei oder drei Songs zu viele hat. Einige Nummern finde ich – ehrlich gesagt – ein wenig langweilig. Waren 15 Songs aus konzeptioneller Sicht notwendig?
Das kann ich logischerweise so nicht bestätigen. Wir finden alle Songs super und ich würde keinen weglassen. Wir haben sogar noch 2 weitere Songs aufgenommen, die in Japan veröffentlicht werden. Man muss das Album als ganzes aufnehmen und bewerten. Schnappt man sich einen Song wie Blown Away um ihn einzeln zu bewerten, mag er vielen nicht gefallen, aber es geht auch darum, unterschiedliche Stimmungen und Atmosphären drauf zu packen. Es ist aber auch so, dass dieses Album mehr Durchläufe braucht, als das letzte. Die Zeit muss man sich nehmen! Wir wollen nicht, dass jeder Song sofort im Ohr ist und nach 3 Wochen langweilt, viele entwickeln sich mit der Zeit.

Ihr habt einige Gastmusiker für das Album gewinnen können, Ian Perry und Bernhard Weiß sind in der (Power-) Metalszene sicher bekannte Größen. Was hat euch dazu bewogen, die Jungs mit an Bord zu nehmen, ketzerisch könnte man ja sagen, dass Tanja doch ganz gut singt ;-)
Ja, sie singt schon ganz gut :) Aber ein paar männliche Stimmen erzeugen nun mal auch wieder andere Emotionen, außerdem tut es der Abwechslung gut, mal hin und wieder ein paar andere Stimmen bei einer so langen Spielzeit wahr zu nehmen. Vielleicht habe ich deswegen auch selbst etwas mehr Vocals übernommen.

Auch ansonsten hat sich das Besetzungskarussell ein wenig gedreht, Ansgar hat den Schlagzeugschemel geräumt, Patrick Klose heißt der neue Mann an den Fellen und er hat auch schon einen Song auf dem Album eingespielt. Wie kam es dazu und wie beurteilt Ihr in dieser Sicht die aktuellen Aussichten?
Tja, aktuell bedeutet, dass auch Patrick nicht mehr zur Band gehört, daher möchte ich die Frage auch nur bedingt beantworten. Mit Ansgar hatten wir eine lange Zeit, menschlich und musikalisch, und es tat weh, ihn zu verlieren. Patrick ist ebenfalls ein guter Drummer und sehr netter Mensch, aber es hat einfach nicht mit uns funktioniert.

Aktuelle Aussichten sind ein ganz gutes Stichwort, natürlich muss die Frage nach anstehenden Live-Aktivitäten gestellt werden, mit dem letzten Album seid Ihr ja doch recht weit rum gekommen.
Wir konnten jetzt mit Primal Fear und Brainstorm spielen, was ein tolles Erlebnis war, spielten vor ein paar Wochen mit Freedom Call und hoffen, dass sich nächstes Jahr noch ein bisschen mehr tut. Jetzt müssen wir allerdings erst mal schnell einen Drummer finden und ihn schnell einarbeiten.

Bevor es ans Wortspiel geht, muss ich eine kombinatorische – und vielleicht nicht ganz ernst gemeinte – Frage aus den letzten beiden Brainstormings loswerden. Hausputz stand 2007 bei Tanja nicht auf dem Zettel und 2008 hast Du selbiges vom Kochen zu berichten gehabt. Nun kann es ja mal sein, dass man ein paar Tage nicht auf Tour ist, wo derartige Dinge vielleicht für einen erledigt werden. Wie überlebt man diese schwere Zeit im Lager von DAWN OF DESTINY?
Ich esse seit rund 25 Jahren jeden Tag Zwieback, warm gemacht mit Kakao. eine schöne Pampe, die mich sättigt und mir nicht zum Halse raushängt :)

So, der Begriff Wortspiel fiel gerade schon, also hauen wir das noch raus und dann ist auch gutt, ok.

Zimmer frei: habe ich nur beim Zappen mal geguckt
Namenstassen: als Kind findet man so was toll, als Erwachsenen und gerade als Mann sehe ich es eher pragmatisch und freu mich, wenn ich gut draus trinken kann :)
Schlafcouchs: Oach, so was hatte ich auch und mir hat regelmäßig der Rücken weh getan, aber es gibt vermutlich auch angenehmere.
Saure Gurken: Ich hasse Gurken! Egal ob sauer oder nicht
Büroklammern: stelle ich mir sinnvoll vor, ich brauchte nur selten welche :)

So, genug für heute, magst Du vielleicht dem einen oder anderen noch was Nettes mit auf den Weg geben?
Ich hoffe, dass jeder, der sich für melodischen Metal begeistert, Human Fragility eine Chance gibt, denn es steckt unheimlich viel in dieser Scheibe.
Und des weiteren trauere ich gerade um Robert Enke. Das fand ich sehr schockierend!

Publiziert am von Jan Müller

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