Interview mit Sandie Gjørtz von Defacing God

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DEFACING GOD haben mit ihrem Debütalbum „The Resurrection Of Lilith“ eine der spannendsten Veröffentlichungen im melodischen Black/Death Metal der letzten Jahre vorgelegt. Nicht nur musikalisch ist die Mischung spannend, auch das gesamte Konzept um Dämonen, Beschwörungen und dunkle Magie ist sehr interessant. Mit Sängerin und Bandkopf Sandie Gjørtz sprechen wir daher tiefgehend über das Konzept, ihre Inspirationen und Parallelen der düsteren Geschichte zu unserer realen Welt.

Defacing God Logo

Euer Debütalbum “The Resurrection Of Lilith” ist kürzlich erschienen, daher werden viele Leser euch noch nicht kennen. Kannst du dich und die Band zu Beginn kurz vorstellen?
Na klar doch. Ich habe DEFACING GOD im Jahr 2015 mit einer genauen Vision gegründet. Ich war fast mein ganzes Leben lang Sängerin und wusste immer, dass dies der Weg ist, den ich gehen wollte, aber ich wusste auch, dass ich die richtigen Leute treffen musste, um meine Vision zu verwirklichen. Das ist passiert, als ich vor mehr oder weniger zehn Jahren meinen Schlagzeuger Michale Olson getroffen habe. Auch er atmet und lebt für die Musik und hatte immer die gleiche Einstellung zu den Dingen wie ich: „Wenn wir das machen, dann machen wir es richtig. Egal, was es erfordert, egal, was es kostet“.

Es hat allerdings einige Jahre gedauert, bis wir die richtige Konstellation an Bandmitgliedern zusammen hatten. Um 2017 herum hatten wir unser heutiges Line-up komplett. Es hat einfach klick gemacht und wir hatten auch Glück dabei.

Wir haben anfangs mit verschiedenen Stilen experimentiert, uns aber hauptsächlich auf Melodic Death Metal konzentriert, um einen Sound zu erschaffen, mit dem wir uns persönlich komplett wohlfühlten, und das war ein langer kreativer Prozess. Man kann eine Vision und ein Ziel haben, aber das Witzige an der Kunst ist, dass man nie genau weiß, wie sie sich entwickelt. Manchmal nehmen die Dinge eine unerwartete Wendung. Ich schätze, mein persönliches Interesse für das Dunkle und Okkulte scheint in unserem Sound und unseren Bildern durch, aber es ist schwer, uns in eine bestimmte Schublade zu stecken, da jeder in der Band einen anderen Geschmack und anderen Stil hat, aber ich denke, wir haben nach all den Jahren des Experimentierens eine mehr oder weniger gemeinsame Basis gefunden. Ich würde sagen, jeder hat seine eigenen Stärken, die durchscheinen.

Bei DEFACING GOD geht es nicht nur um die Musik, sondern um das Gesamtpaket. Der theatralische und filmische Aspekt ist für uns auch ein großer Teil davon, da ich dazu neige, Geschichten mit zusammenhängenden Konzepten zu schreiben, so dass eins nicht ohne das andere funktioniert.

Mit Napalm seid ihr direkt mit dem Debüt bei einem großen Label. Warum ist Napalm das richtige Label für euch und wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Nach der Veröffentlichung des Videos zu „Succumb the Euphoria“ haben wir mit Napalm Records Kontakt aufgenommen. Ihnen gefiel unser Konzept und sie fanden die Darstellung des Themas sehr gut und so begann unsere Zusammenarbeit. Wir sind sehr dankbar für diese Gelegenheit. Napalm Records haben uns vom ersten Tag an eine Professionalität gezeigt, die für einen Kontrollfreak wie mich genau richtig ist, daher weiß ich, dass sie das richtige Label für uns sind, um meine Visionen zu unterstützen.

Defacing God The Resurrection Of Lilith Coverartwork„The Resurrection of Lilith“ war nur als EP und für einen viel früheren Release geplant, oder? Haben sich die Pläne aufgrund der Pandemie geändert und wie sehr hat sich das Songmaterial seit den ursprünglichen Plänen verändert?
Ja, wir hatten vor, „The Resurrection of Lilith“ als EP zu veröffentlichen, aber da wir während der Pandemie mit Napalm in Kontakt kamen, haben sich die Pläne geändert und wir haben uns entschieden, an einem Full-Length-Debütalbum zu arbeiten, was ich nicht eine Sekunde bereut habe. Dieser Prozess war für uns als Band extrem bereichernd.

Der ursprüngliche Plan mit „The Resurrection Of Lilith“ war allerdings, 2-3 EP’s kurz nacheinander mit einem zusammenhängenden Konzept zu veröffentlichen, mehr oder weniger wie das Konzept von Anthologie-Filmen mit 4 oder 5 kleinen Geschichten, die aber alle irgendwie durch ein paar Elemente verbunden sind. Vielleicht machen wir das ja in der Zukunft so.

Musikalisch klingt „The Resurrection Of Lilith“ für mich wie eine Mischung aus Dimmu Borgir und Arch Enemy mit ein wenig Naglfar und Satyricon – obwohl das echt schwer zu sagen ist, denn das Album hat einen sehr eigenen Charakter. Was waren deine wichtigsten musikalischen Einflüsse beim Songwriting?
Vielen Dank für Ihre netten Worte. Das weiß ich zu schätzen!

Ganz am Anfang haben wir überhaupt nicht mit symphonischen Elementen oder Orchestrierungen experimentiert. Wir haben nur hier und da ein paar organische Chorparts gemacht, um sozusagen etwas mehr „Erhabenheit“ hinzuzufügen, aber wir waren von dieser Idee begeistert und wollten mehr damit experimentieren, also kamen die Versuche mit Orchestrierungen erst später. Wir haben das nicht aufgrund der Inspiration durch andere Bands gemacht. Wir haben uns dafür entschieden, weil ich das theatralische oder besser gesagt, das filmische Element liebe, das die Erzählung abrundet. Meistens werden diese symphonischen Elemente im modernen oder der zweiten Welle des Black Metal verwendet und nicht so sehr im melodischen/schwedischen Death Metal (was unser Hauptgenre ist), und das macht unsere Musik vielleicht ein bisschen ungewöhnlicher. Wenn du mich fragst, denke ich auch, dass dieses orchestrale oder symphonische Element da draußen ein bisschen zu viel verwendet wird. Es kann leicht „zu viel“ werden und dann gehen all die tollen Gitarrenlinien in anderen Sounds unter.

Ich mag es, das Gleichgewicht zwischen zu viel und zu wenig Orchestrierung zu finden, ohne die Gitarre vollständig zu übertönen, um es mal so auszudrücken. Wenn die symphonischen Elemente oder die Orchestrierung übertrieben eingesetzt werden, dann verliert die Musik irgendwie die ganze Essenz und den Groove des Tracks und die Gitarren sind und bleiben immer noch das Wichtigste für unseren Sound. Es ist wirklich ein schmaler Grat und auch schwer, diese Balance zu finden, aber irgendwie glaube ich, dass wir es wirklich geschafft haben, die richtige Dosis von allem zu haben. Die Orchestrierungen sind nur ein zusätzliches Gewürz für unsere Musik und nicht das tragende Element.

Und nein, damit will ich nicht sagen, dass wir die Verwendung von symphonischen Elementen in der extremen Musik revolutioniert haben. Ganz und gar nicht. Ich sage nur, dass wir uns entschieden haben, einige Genres und Stile auf eine eher untypische Art und Weise zu verbinden, so dass es nicht der übliche symphonische Black Metal ist, den man normalerweise bekommt. Wir mögen es, unkonventionell zu sein, aber gleichzeitig lieben und verehren wir das traditionelle schwedische/skandinavische Genre, nämlich den melodischen Death Metal, und das wird immer eine Inspiration für uns sein, auch wenn das normalerweise nicht das Genre ist, das man mit Symphonien verbinden würde. Ja, wir haben auch einige Black-Metal-Einflüsse, weil sie die düstere Atmosphäre unterstreichen und die okkulten Themen noch deutlicher herausstellen. Was ich damit sagen will: Nein, wir haben kein komplett neues Genre erfunden – das war auch nie die Absicht). Aber ja, ich würde definitiv sagen, dass wir viel experimentiert haben und daher bestehende Genres auf unsere eigene Art und Weise interpretiert haben und es auf diese Weise viel persönlicher oder vielleicht sogar einzigartig gemacht haben.

Und wenn wir schon dabei sind, kann ich auch erzählen, dass wir tatsächlich mehrfach von ein paar Leuten gehört haben, dass wir nichts Neues erschaffen haben… Ich weiß gar nicht, warum sich einige Leute, die wahrscheinlich nicht einmal ein Instrument spielen, damit auseinandersetzen, ob eine Band ein neues Genre erfunden hat oder nicht? Ich würde sagen, diese Leute können gerne ein Instrument lernen und dann der Welt dieses neue Genre zeigen, das ihnen so vorschwebt. (lacht) Es gibt die Genres, die es da draußen gibt, und das war’s. Die Kunst dabei ist, kreativ zu sein und es individuell zu gestalten! Aber ja, es ist teilweise wahr, dass wir kein neues Genre erfunden haben, da symphonische Elemente in extremer Musik schon oft von anderen Musikern verwendet wurden. Das Gleiche gilt für den Melodic Death Metal, Thrash Metal, Black Metal oder „Whateverthefuck“-Metal – wie auch immer! Aber gleichzeitig können sich einige Leute, die das sagen, auch nicht entscheiden, ob wir z.B. Satyricon, Arch Enemy, Dark Tranquility, Cradle Of Filth oder Dimmu Borgir ähneln – die hast du ja auch erwähnt – und einige haben sogar gesagt, wir klingen nach Amon Amarth! Nun ja … schau dir das an. Wir werden mit so vielen Bands verglichen, die sich in Bezug auf Stil und Art so sehr voneinander unterscheiden, und doch kann niemand wirklich festlegen, in welche Schublade wir gehören oder wo wir wirklich reinpassen, weil wir so viele verschiedene Elemente mischen, aber gleichzeitig versuchen, sie zu bündeln und mit einer okkulten und dunklen Atmosphäre und Ausdruck auszudrücken. Ich denke, so ist es auch bei den Menschen, oder? Wir müssen die Dinge einfach vergleichen, um sie zu verstehen.

Also ja, eigener Sound … oder nicht? Ich überlasse die Entscheidung den Hörern, da die Wahrnehmung von Kunst auf einer individuellen Ebene stattfindet, aber unter Berücksichtigung der oben genannten Tatsache weiß ich, was meine Antwort ist. Ich meine, wir müssen etwas richtig gemacht haben, da sich niemand wirklich sicher ist. (lacht) Wie auch immer, eine Sache ist sicher: Unser Sound ist meine persönliche Interpretation eines alten, geliebten Genres. So einfach – oder komplex – ist das, und das ist es, was es einzigartig macht, würde ich sagen.

Wie auch immer, jetzt bin ich etwas abgedriftet … mein abschließender Standpunkt dazu ist, dass Filme, Geschichten und das Thema selbst uns dazu inspiriert haben, mit all diesen extra Elementen zu arbeiten, die Stile zu mischen und auszubalancieren. Wir mögen es, uns selbst herauszufordern, also haben wir andere Bands nicht als Referenz genommen, weil es einfach so viele da draußen gibt, dass es schwer ist, mitzukommen, und jeder von uns in der Band ist sowieso sehr unterschiedlich, was den Geschmack und den Musikstil angeht. Diese zusätzlichen Elemente schaffen einfach eine tiefgründigere und dunklere Atmosphäre, die dem Hörer hilft, stärkere Emotionen beim Anhören einer Geschichte hervorzurufen. Das war mein Ziel, und ich bin noch lange nicht fertig mit dem Experimentieren und der Entwicklung unseres Stils. Mal sehen, was die Zukunft bringt!

Defacing God Bandfoto
DEFACING GOD; © Nikolaj Bransholm / Bransholm Photography

Welche Themen sind dir zudem eine Inspiriationsquelle beim Schreiben von Songs und Texten?
Im Allgemeinen lasse ich mich nicht nur von Musik inspirieren, sondern auch von Filmen, Büchern, Geschichte, Folklore, Okkultismus, Hexerei usw. Ich reise auch viel und besuche gerne Orte mit einer düsteren Atmosphäre: verlassene Orte, Friedhöfe, Museen mit einem finsteren oder grotesken Thema und ich liebe es, nach gotischer Architektur zu suchen. Fast jede Stadt oder jeder Ort hat seine eigene dunkle oder okkulte Geschichte, und das greife ich gerne auf. Die Art und Weise, wie ich Songs schreibe oder Ideen für das Komponieren entwickle, ist meistens eine Idee, die von Bildern und den Gefühlen kommt, die ich durch diese Bilder bekomme. Meine Gedanken wandern überall hin, auf eine chaotische Art und Weise, und manchmal machen mir meine eigenen Gedanken sogar Angst.

Auch die Menschheit und das Leben im Allgemeinen inspirieren mich in meinem Alltag. Alles, was mit Dunkelheit, Trauer und Horror zu tun hat, inspiriert mich ebenfalls. Ich kann nicht genau sagen, warum, aber so bin ich eben als Mensch, denke ich. Ich finde die dunkleren Seiten von allem faszinierend.

Und welche Bands haben dich ursprünglich zum Metal gebracht und dich persönlich am meisten beeinflusst?
Ich bin mit Rock und Heavy Metal aufgewachsen. Vor allem Black Sabbath/Ozzy, Judas Priest und Testament haben mich in meiner Kindheit geprägt. Später habe ich dann Sepultura, Morbid Angel, Slayer und Cannibal Corpse entdeckt. Ich glaube, diese Bands haben mich damals am meisten beeinflusst. Heutzutage stehe ich auch auf Bands wie Lord Belial, Nile, Marduk, Deicide usw.

DEFACING GOD als Bandname suggeriert, dass du persönlich schlechte Erfahrungen mit Religion oder der Figur oder Darstellung göttlicher Bilder gemacht hast. Ist das der Fall oder wie hast du dich für den Bandnamen entschieden?
Der Name DEFACING GOD ist bei mir einfach hängen geblieben. Man kann ihn auf viele Arten analysieren. Vor allem als Beleidigung, denke ich. Für mich bedeutet es, dass wir dem so genannten „Gott“ die Maske abnehmen und hinter dieser Maske die Menschheit zum Vorschein kommt. Es ist, als würde man das Bild Gottes verunstalten, die Maske abnehmen und sie an die Wand schlagen, um quasi freizulegen, was dahinter ist. Zerstören oder darüberschreiben, weißt du.

Religion und der Begriff „Gott“ wurden von Menschen geschaffen, und der Name Gottes wurde in vielen Kulturen benutzt, um Angst zu verbreiten, eine bestimmte Gruppe von Menschen zu manipulieren oder zu kontrollieren, und die Menschheit hat im Laufe der Geschichte sogar viele Male im Namen des so genannten Gottes getötet und es gerechtfertigt. Der Name DEFACING GOD ist für mich ein Synonym dafür, diese Beschönigung zu zerschlagen, die Menschen bloßzustellen und sie für ihre eigenen Taten und ihr Verhalten verantwortlich zu machen und sich nicht hinter einem himmlischen Wesen oder einer Kreatur zu verstecken. Das ist es, was der Name für mich bedeutet. Ich habe kein Problem mit den Religionen selbst. Es kann sogar interessant sein, über all diese Ideologien zu lesen und sich dann zu fragen, wer das eigentlich festgelegt hat. Ich verstehe auch irgendwie die Idee, sein Leben nach bestimmten Regeln zu leben. Ich glaube, manche Menschen fühlen sich sicher, wenn sie etwas haben, dem sie gerecht werden müssen. Ich will aber einfach frei sein und tun, was immer ich verdammt noch mal tun will. Man lernt, wächst und entwickelt sich im Laufe des Lebens, so dass man nicht vermeiden kann, sich im Laufe der Zeit ein wenig zu verändern, so dass es für mich wie ein Leben in einem Gefängnis wäre, wenn ich mich an solche Vorschriften halten müsste.

Ich würde auch sagen, dass Menschen an genau das glauben können, was sie wollen (das ist genau ihre Freiheit), aber in dem Moment, in dem sie es anderen aufzwingen oder die Religion dazu benutzen, über andere zu urteilen oder sie zu ihren eigenen Gunsten zu manipulieren, dann wird es toxisch und das ist einfach nicht in Ordnung.  Jeder hat das Recht, sein Leben nach seinen eigenen Bedingungen zu leben, und es gibt nichts, was ich mehr verachte als fanatische religiöse Menschen, die soziale Kontrolle über andere ausüben, um sie als Gefangene zu halten oder sie zu unterdrücken.

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Das Cover-Artwork zeigt eine unterdrückte Frau, die unter anderem von Dienern der Kirche festgehalten wird. Was ist die Idee hinter dem Artwork und inwiefern steht es für die Geschichte des Albums?
Du liegst vollkommen richtig. Wir haben mit Peter Sallai von Mortpaintgraphics an dem Cover-Artwork gearbeitet und es symbolisiert einfach eine Frau, die von Menschen, höchstwahrscheinlich von Dienern der Kirche, aber auch von all den Erwartungen der Gesellschaft, die sie umgibt, festgehalten wird. Aus ihrer Brust bricht die Hand ihrer inneren Lilith hervor, die sich von ihren Ketten befreit. Was tatsächlich geschieht, ist eine Art Revolution in ihrem Inneren. Sie befreit sich von den unsichtbaren Ketten, die sie festgehalten haben, von ihren eigenen negativen Gedanken und Selbstbeschränkungen, und sie wird sich als eine neue, stärkere Version ihrer selbst erheben, und das wollten wir im Gesamtbild des Albums visualisieren.

Die einleitenden Worte „Zi Kia Kanpa, Zi Anna Kanpa“ aus „The Invocation Part II „Jezebel“ sind aus dem Necronomicon. Was fasziniert euch daran und generell am Cthulhu-Mythos bzw. der Welt von HP Lovecraft und welchen Einfluss hatte das alles auf eure Musik und die Gestaltung der Band?
Ja, ich verwende die Worte „Zi Kia Kanpa, Zi Anna Kanpa“ in den Beschwörungssongs. Ansonsten haben HP Lovecraft und der Cthulhu-Mythos in meinen Gedanken überhaupt keine Rolle beim Album gespielt.

Ich habe diese Worte zufällig entdeckt, als ich vor Jahren das Necronomicon las, und sie wurden verwendet, um einige der Dämonen zu beschwören, die darin vorkommen. So wurde ich automatisch inspiriert, sie ebenfalls als Teil der Beschwörungen zu verwenden. Die Worte haben ihren Ursprung in der sumerischen Mythologie und werden üblicherweise für magische Zwecke verwendet.

Abyzou ist in der Dämonologie und in anderen Geschichten und Erzählungen als weiblicher Dämon bekannt, der mit dem sumerischen Mythos vom Urmeer verbunden ist, aus dem die Welt im sumerischen Glaubenssystem entstanden ist. Sie wird mit fisch- oder schlangenähnlichen Attributen dargestellt, mit einem grünlichen Gesicht und schlangenartigem Haar, und ihr Körper ist in Dunkelheit gehüllt. Sie schläft nie, sondern wandert seelenverloren allein durch die Wüste, um Frauen zu finden, die kurz vor der Geburt stehen, damit sie das Kind erwürgen kann. Sie selbst ist nicht in der Lage, ein Kind zu gebären, und ich frage mich, ob das der Grund ist, warum sie so dargestellt wird.

Jezebel ist seit jeher ein kulturelles Symbol für Täuschung, Manipulation und Verführung. Seit mehr als zweitausend Jahren hat Jezebel den Ruf, das böse Mädchen der Bibel zu sein, die verruchteste aller Frauen, die als Mörderin, Prostituierte und Feindin Gottes angeprangert wird – in Wirklichkeit die am meisten verfluchte Königin Israels und Ehefrau von König Ahab von Israel. Es heißt, dass sie sich durch die Propagierung von Hexerei und die rücksichtslose Verfolgung der biblischen Propheten durch ihren Ehemann durch eine Form der Rebellion gegen Gott auszeichnete. Weil Jezebel beharrlich an ihren eigenen Überzeugungen festhielt, fand sie einen grausamen Tod, angeführt von Elia, dem Propheten des Gottes Jahwe. Es kam zu einem Wettstreit zwischen Jezebel und Elia, der als Kampf um die religiöse Zukunft des Volkes von Samaria bezeichnet wird. Am Ende wurde Jezebel von ihrem eigenen Volk aus dem Fenster geworfen. Sie zerschellte an den Wänden und wurde von Pferden zertrampelt und von streunenden Hunden gefressen.

Ursprünglich wollte ich die Bannwörter nur für Abyzou verwenden, entschied mich dann aber, sie für die Beschwörung beider zu verwenden, um die Verbindung zwischen ihnen beizubehalten.

In Anbetracht der Geschichte von Jezebel und Abyzou und der Art und Weise, wie die Gesellschaft sie darstellte, bin ich der Ansicht, dass sie aus demselben Material wie Lilith bestehen. Man findet Ähnlichkeiten zwischen diesen weiblichen Dämonen, ganz gleich, von welcher Geschichte oder Erzählung man sich inspirieren lässt. Ich wollte klare Linien ziehen, weil ich sie einfach als eins betrachte, und das ist ja auch die Geschichte, die hinter der Anwendung des Zaubers steht.

Allerdings, und soweit ich aus einigen Nachforschungen weiß, dachten viele Praktizierende, dass die Begriffe „Zi kia kanpa, Zi anna kanpa“ sich auf das beziehen, was das „Simon Necronomicon“ als „Geist des Himmels, erinnere dich. Geist der Erde, erinnere dich“ definiert, und das ist auch ein Grund, warum ich dazu inspiriert wurde, die Worte zu verwenden, aber anscheinend ist diese Definition laut anderen, die das Zauberbuch viel tiefer studiert haben als ich, völlig anders. Die Definition der Begriffe findet sich anscheinend in einem anderen Buch, das in der Bibliographie des Necronomicon aufgeführt ist, mit dem Titel „Chaldäische Magie“, geschrieben von Francois Lenormant. Das Buch soll in den späten 1800er Jahren geschrieben worden sein und ist eine Untersuchung einiger der assyrischen magischen Texte, die in Ninive gefunden wurden und auf das 7. Jahrhundert vor Christus zurückgehen. Ich habe mich trotzdem für die Definition des Zauberbuchs entschieden, aber es ist sehr interessant, tiefer in die Materie einzusteigen, und man kann sich leicht völlig verlieren, wenn man sich darauf einlässt. Alle Dämonen, alle magischen Begriffe und die gesamte Mythologie lassen sich aufgrund ihrer Ähnlichkeiten immer mehr oder weniger miteinander verbinden.

Zusätzlich zum Albumtitel trägst auch du den Beinamen „Lilith“. Was bedeutet dir der Dämon Lilith und inwieweit ist er der Fokus der Band oder des Albums?
Es gibt viele Botschaften von der Band und vor allem auf unserem Debütalbum, die man persönlich definieren oder analysieren kann, wie man will, aber vor allem behandelt das Album viele Aspekte von dem, was in meinem Herzen brennt und wofür ich als Mensch stehe. Jeder Song auf dem Album erzählt eine Geschichte und zieht Parallelen zur alten, aber auch zur heutigen Welt, in der viele Menschen (aus Liliths Sicht Frauen) immer noch für ihre Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen müssen. Eine Welt, in der es immer noch Menschen gibt, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihrer persönlichen Überzeugung unterdrückt und festgehalten werden.

Lilith steht für mich für Kraft und Unabhängigkeit. Die stärkste Botschaft hier ist also, dass man sich selbst immer treu bleiben sollte. Sei immer standhaft und lass deinen Träumen und Visionen nichts im Wege stehen.

Ich habe Lilith deshalb als mein „Ding“ und mein Alter Ego in DEFACING GOD ausgewählt, aber im wirklichen Leben ist sie für mich keine Person an sich. Ich habe sie nur in eine solche verwandelt und sie in unserer Erzählung personalisiert. In Wirklichkeit ist „sie“ für mich eher eine Philosophie, aber ich habe mich entschieden, ihr ein Gesicht und einen Charakter in unserer Handlung zu geben, damit die Leute sich mit etwas identifizieren können. „Sie“ ist eher die Art und Weise, wie ich die Welt sehe und wie ich handle und interagiere. „Sie“ ist das, was ich tue, was ich denke, was ich will und die Art und Weise, wie ich mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen lebe. Das ist ein großer Teil meiner Persönlichkeit.

Die Erwartungen der anderen sind mir völlig egal, und Lilith ist ein reines Symbol für diese Unabhängigkeit, weibliche Macht und auch Ermächtigung. „Sie“ ist pure Rebellion, hat eine starke Meinung und glaubt fest an Schwesternschaft. Lilith ist speziell in DEFACING GOD, eine Stimme für diejenigen, die im Laufe der Zeit nie eine bekommen haben, und ich habe immer gesagt, dass, wenn du auch eine Lilith in dir hast, nicht an dir zweifeln sollst! Sie ist eine starke Kraft, eine Macht und eine Muse, die dir im Leben Leidenschaft und Stärke verleiht.

Auf dem Album geht es unter anderem um die Beschwörung von Dämonen, Hexenverbrennungen und den Teufel. Welchen Bezug haben diese Themen zu unserer realen Welt und dem, was derzeit in der Welt passiert, und inwieweit repräsentieren die Texte das?
Man kann so viele Parallelen zwischen der Vergangenheit und der heutigen Welt ziehen. Unterdrückung gibt es immer noch überall auf der Welt, und deshalb empfinde ich so viel Wut auf unsere Spezies. Ich habe mich entschieden, mich durch die oben genannten Themen auszudrücken, um die Geschichte interessanter zu machen, und ich mag generell Horror, Okkultismus und Dunkelheit, so dass ich gerne die Verbindungen finde, die alle unter der Oberfläche stecken. Die Hexenverfolgung war (und ist) sehr real, und sie ist ein äußerst dunkler und unrühmlicher Punkt in unserer Menschheitsgeschichte. Wir verbrennen heute niemanden mehr auf dem Scheiterhaufen, aber wir tun so viele andere schreckliche Dinge, die damit verglichen werden können. Macht einfach eure Augen auf und seht euch um. Die Antwort liegt direkt vor uns. Die Elite, die „Großen“ oder einfach die Menschheit SIND die Dämonen, wenn nicht gar Parasiten. Das hängt davon ab, wie man die Welt sieht. Ich kann auch viel Schönheit und Hoffnung erkennen, wenn ich will, und deshalb glaube ich, dass wir als Menschen die Verantwortung haben, die Veränderung zu sein, die wir in der Welt sehen wollen, aber ja, obwohl ich auch Schönheit in dieser Welt sehe, kann ich die Tatsache nicht verleugnen, dass das Böse tatsächlich existiert. Der einzige Weg, diese Frustrationen abzubauen, ist, mich durch Musik auszudrücken. Musik und Kunst haben in der Regel eine positive Wirkung auf uns. Wir brauchen sie unbedingt, um in dieser Welt zu überleben.

Eure Videos haben einen sehr coolen Stil und passen mit ihrem düsteren Look perfekt zur Musik. Wie wichtig sind die Videos für euch und wie viel Spaß macht es dir, sie zu planen und zu drehen?
Danke! Ich liebe es, an neuen Setups zu arbeiten, aber es ist auch anstrengend und mit viel Leid verbunden, solche Videos zu drehen, wenn man sich dafür entscheidet, die Dinge authentisch und nicht in einem gemütlichen Studio zu machen.

Im Winter stundenlang mit nackten Füßen durch einen skandinavischen Wald zu laufen, ist schmerzhaft. 15 Stunden am Stück draußen in der Kälte zu performen, ist auch ziemlich schmerzhaft! Den Rauch einzuatmen und in der Hitze der großen Fackeln in einer kalten, verlassenen Kirche zu stehen, ist auch recht unangenehm. Blut aus einem alten, rostigen Metallkelch zu lecken, ist ebenfalls ziemlich eklig und unangenehm! Ich meine, es gibt einfach eine Menge unangenehmer Dinge, die man machen muss, um das zu erreichen, was man sich visuell vorstellt. Meistens frieren wir uns beim Drehen von Videos den Arsch ab und verfluchen uns bis in die Hölle und zurück. Ein vierminütiges Video zu drehen, kostet locker bis zu 15 Stunden, und das ist die ganze harte Arbeit, die dahinter steckt und die die Leute nicht sehen. Sie sehen nur das Ergebnis. Ich bin mir sicher, dass die Menschen Kunst ein bisschen mehr schätzen würden, wenn sie wüssten, was manche Künstler manchmal durchmachen, um etwas zu erschaffen. (lacht) Aber wenn wir als Band dann das Ergebnis sehen, vergessen wir immer den ganzen Schmerz und das Leid. Wenn man das Ergebnis sieht, wird man sofort daran erinnert, warum man das macht. Ganz einfach, weil es aufregend ist, zu sehen, wie die harte Arbeit zum Leben erwacht. Ich werde es wieder tun… wieder… Und wieder, um meiner Leidenschaft willen, und die Bilder und Videos sind ein sehr wichtiger Teil von DEFACING GOD. Sie komplettieren die Geschichte.

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Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum:
Keine Ahnung.
Bestes Buch-/Film-/Serien-Universum: Da kann ich nicht nur eines nennen. Da gibt es so viele. Einer meiner Lieblingsautoren ist Dean Koontz. Sein Schreibstil ist einfach großartig. Du kannst seine jedes Wort, das er schreibt, riechen, schmecken und fühlen und ich habe die meisten seiner Bücher gelesen. Ich mag auch den Geist von Stephen King , aber mir gefällt sein Schreibstil nicht so sehr wie der von Dean Koontz. Wenn es um Filme geht, stehe ich total auf die „Alien“-Filme. Ich liebe auch „Creepshow“ von 1982! Da kommen tolle Kindheitserinnerungen wieder hoch. Auch die „Texas Chainsaw Massacre“-Filme liebe ich – Serienmörder im Allgemeinen sind ein interessantes Thema für mich, ich bin großer Fan! Einige der alten Zombie-Klassiker sind ebenfalls auf meiner Topliste – ich stehe auch Zombies! Nun, was noch? „Poltergeist“, „White Noise“ und Filme wie „The Others“ haben eine wunderschöne, dunkle Gothic-Atmosphäre. Ich bin auch süchtig nach Horrorspielen. Die ganzen alten „Resident Evil“-Spiele, „Silent Hill“, „Outlast“, „Phasmophobia“, „Silent Blood Curse“ und erst kürzlich habe ich das neuere Spiel „Home Sweet Home“ durchgespielt. Unglaublicher Horror aus Thailand! Verdammt, es gibt so viel da draußen, dass ich liebe und Dinge, die mich über mein ganzes Leben lang inspiriert haben.
Natur: Hmm… Berge und Bäume. Im Herbst. Der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit.
Zukunft: Hoffentlich trefft ihr mich irgendwo auf dem Weg zu einem Konzert.
Etwas, das jeden schlechten Tag besser macht: Musik. Die Menschen, die ich liebe.
Beste Möglichkeit zum Entspannen: Lesen oder im Wald wandern.
DEFACING GOD in zehn Jahren: Wie schon erwähnt. Hoffentlich damit beschäftigt, zu reisen und Konzerte auf der ganzen Welt zu spielen.

Danke nochmal für deine Zeit, Sandie! Die letzten Worte gehören dir.
Vielen Dank für das Interview. Es war mir ein Vergnügen. Passt auf euch auf. Ich hoffe, wir sehen uns bald da draußen. Ich wünsche euch alles Gute!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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