Interview mit Diana Leah von Delain

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Alles neu bei DELAIN: Nach „Apocalypse & Chill“ hatte sich die Band schon aufgelöst, Martijn Westerholt konnte nun aber doch eine ganz neue Truppe um sich versammeln. Als Nachfolgerin von Charlotte Wessels und neue Sängerin ist Diana Leah dabei, die zum ersten mal bei einer Metalband singt. Wir sprechen mit ihr über ihre musikalische Vergangenheit, warum DELAIN die richtige Band für sie ist und darüber, ob „Dark Waters“ eher Neuanfang oder Weiterentwicklung ist.

Hi Diana, danke für deine Zeit. Wie geht es dir dieser Tage?
Hi, danke für die Interviewmöglichkeit! Mir geht es gut, ich bin nur immer viel zu beschäftigt. Wenn ich nicht irgendwas mache, dann denke ich nach. Ich muss echt langsamer machen! (lacht)

Ihr habt mit dem neuen Line-up bereits ein paar Shows zusammen gespielt. Wie war es, mit den Jungs auf die Bühne zu gehen und wie hat die DELAIN-Fanbase dich aufgenommen?
Es war eine intensive Erfahrung. Anfangs hat es mir Angst gemacht, aber dann habe ich es geschafft, mich darauf einzulassen und es einfach zu genießen. Die DELAIN-Fanbase hat mich unglaublich unterstützt, mehr als ich es erwartet hätte. Dafür bin ich wirklich dankbar!

Wie bist du mit Martijn in Kontakt gekommen und bei DELAIN gelandet? Warum ist DELAIN für dich persönlich jetzt gerade die richtige Band?
Nachdem ich die News von der Auflösung gelesen hatte, habe ich einen DELAIN-Post auf Social Media gesehen, dass Sander Schlagzeug für ein neues Album einspielt. Daraufhin wollte ich mich melden und habe in einem Kommentar gefragt, ob ich vorsingen darf. Ein paar Tage später hat Martjin mir geschrieben und gesagt, dass ich eh schon auf seiner Liste war, seit er mich durch meinen YouTube-Kanal gefunden hatte. Er hat mir also ein paar Songs geschickt, sowohl alte DELAIN-Songs als auch neue vom kommenden Album, an denen er gerade gearbeitet hat. Meine Stimme und die Art, wie ich die Lieder gesungen habe, haben ihm wirklich gefallen und so haben wir uns in den Niederlanden mit Ronald und Sander getroffen, um uns gegenseitig kennenzulernen. Eine Woche, nachdem ich wieder zu Hause war, hat Martijn mich angerufen und gesagt, dass sie wirklich gerne mit mir arbeiten möchten.
DELAIN ist die richtige Band für mich, weil ich schon immer in so einer Band sein wollte. Warum es jetzt die richtige ist? Weil ich endlich bereit bin, ich bin erwachsen geworden und habe gelernt, zu akzeptieren was ich will und brauche.

Delain Bandfoto
DELAIN; © Andrea Falaschi

Du bist nicht nur neu bei DELAIN, sondern auch neu in der Metal-Szene, vorher hast du verschiedene Sachen wie Trance-Musik gemacht. Kannst du uns von deinem musikalischen Hintergrund erzählen, was dich zum Metal gebracht hat und welche Rolle Metal in deinem bisherigen musikalischen Werdegang und deinem Leben gespielt hat?
Ich habe mit Gesangsunterricht begonnen, als ich 17 Jahre alt war. Wie jede andere Sängerin hatte ich verschiedene Phasen in meinem Leben. Ich arbeite mich gerne in neue Dinge ein, weil ich vielseitig sein möchte. Angefangen habe ich mit Rockmusik, das war immer mein Ding, als ich Teenager war – zuerst Punk Rock, dann bin ich mehr zu härterem Metal und Metalcore gekommen und danach zum Symphonic Metal, das war dann so richtig meins. Ich mochte alles daran: Den Gesang, die instrumentalen Parts, alles, es hat einfach mit mir und meinem Stil geklickt.
Und irgendwann bin ich dann zum Dance gekommen, weil ich Musik generell liebe – seit ich ein kleines Mädchen war, singe ich einfach alles mit – und ein Freund von mir Dance und Trance gemacht hat. Er hat mich einem anderen Freund von sich vorgeschlagen, wir haben Kontakt aufgenommen und er sagte “Du kannst versuchen, dazu zu singen und sehen, ob es dir gefällt”. Und ich habe es geliebt, weil Trance-Musik diesen magischen Vibe hat, es ist wirklich cool.

Also habe ich gesagt “Weißt du was? Ich mache das einfach”. Ich mache es als Solo-Ding ganz alleine und versuche nicht, eine Band zu finden, weil es manchmal sehr ermüdend sein kann, die richtigen Menschen zu finden und alles und jeden zu managen. Ich habe das gemacht und es war tatsächlich wirklich gut.
Ich hatte ein paar Releases, die in coolen Radioshows wie “A State Of Trade” von Armin van Buuren gespielt wurden und wenn du jetzt nach meinem Namen auf Spotify suchst, findest du diese ganzen Songs. Wenn du nach mir suchst, bin ich in Dance- und Trance-Bereich definitive bekannter, mein Herz gehörte aber schon immer dem Rock und Metal.
Ich bin tatsächlich zu meinen Wurzeln zurückgekehrt und habe damit angefangen, auf meinem YouTube-Kanal Coversongs von Symphonic-Metal-Bands wie Within Temptation oder Nightwish zu veröffentlichen. Wirklich nur zum Spaß, ich wollte einfach diese Musik wieder in mein Leben integrieren, weil ich sie gebraucht habe.

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Verfolgst du die Symphonic-Metal-Szene auch selbst? Welche Bands oder Sängerinnen und Sänger sind hier deine Favoriten?
Ehrlich gesagt verfolge ich das alles nicht so wirklich. Meine Favoriten sind Nightwish und Within Temptation, aber meine musikalischen Einflüsse sind so weit verstreut, dass ich von Armin van Buuren über The Weeknd bis Killswitch Engage und Tesseract oder einer dreistündigen “Warcraft”-Playlist alles hören kann.

Delain Apocalypse & Chill CoverartworkDu steigst in die großen Fußstapfen von Charlotte Wessels, immerhin war sie 16 Jahre bei DELAIN. Wie ist es für dich, diese Position zu übernehmen? Wirst du Charlottes Stil nachfolgen oder versuchen, komplett dein eigenes Ding zu machen?
Wenn es an die älteren DELAIN-Sachen geht, singe ich die Songs einfach so, wie sie sein sollen, sowohl vom technischen Standpunkt aus wie auch die Weise, wie sie gesungen und geschrieben wurden.
Es wäre seltsam, diese Lieder mit einer Opernstimme, Falsett oder einem anderen Gesangsstil zu singen. Ich mag es nicht, wenn Sängerinnen und Sänger sowas machen. Wenn eine Melodie in einer kräftigen Bruststimme geschrieben wurde, wird das manchmal zu Kopf- oder Opernstimme verändert und das kann das Gefühl des Songs zerstören, also versuche ich, dem Original true zu bleiben.
Was die neuen Songs angeht ist es glaube ich klar, dass ich mein eigenes Ding mache und das, was der Song braucht.

Bist du während der Songwritingphase zur Band gekommen? Konntest du dich noch mit eigenen Ideen und Vorschlägen mit einbringen?
Als ich zur Band kam, waren die meisten Songs schon geschrieben und den Rest haben wir zusammen fertig gemacht. Ich hatte auf jeden Fall die Freiheit, etwas zum Songwriting beizusteuern. Was die Lyrics angeht, habe ich die Texte zu “Moth To A Flame” und “Tainted Hearts” geschrieben. Für “Tainted Hearts” habe ich die Gesangsmelodien geschrieben, für “Invictus” einige Melodien sowie den Gesang im Intro zu “Hideaway Paradise”.

Was inspiriert dich beim Schreiben von Lyrics und wie wichtig ist es für dich und deine Identifikation mit den Songs, deine eigenen Texte zu singen?
Immer, wenn ich Texte schreibe, bauen diese auf meinen eigenen Erfahrungen auf. Ich schreibe über positive und negative Sachen, die ich erlebt und mit denen ich gekämpft habe. Es ist mir sehr wichtig, weil ich möchte, dass die Leute einen Bezug zu dem, worüber ich in den Songs singe, aufbauen können. Ich will, dass sies ich verbunden fühlen mit mir und den Worten, die ich singe.

Delain Dark Waters CoverartworkAbgesehen von dir ist fast die komplette Band neu. Herrscht aktuell eine Aufbruchstimmung in der Band, ein Gefühl, dass etwas ganz Neues entsteht? DELAIN haben sich bis “Apocalypse & Chill” merkbar weiterentwickelt, würdest du sagen, dass “Dark Waters” nun mehr Neuanfang oder fortschreitende Entwicklung ist?
Nun, abgesehen von mir und Bassist Ludovico Cioffi haben wir das Line-up von “April Rain” [DELAIN-Album von 2009, Anm. d. Red.], es liegt also ein echt familiäres Gefühl in der Luft. Gleichzeitig fühlt es sich aber neu an, weil es mit Ludovico und mir eben echte Neuzugänge gibt und ja, es fühlt sich an wie der Anfang etwas Neuem und Aufregendem. Ich denke, “Dark Waters” ist ebenso Neuanfang wie Weiterentwicklung. Die DELAIN-DNA ist noch immer da, aber es ist auch der Anfang von etwas Neuem, weil eine neue Stimme da ist, die ihren eigenen Sound hat, das bringt unvermeidbar etwas Neues und Frisches in das Album ein.

Es gibt viele poppige Elemente auf dem Album, aber genau so harte Momente. „The Quest And The Curse“ ist zum Beispiel ziemlich düster und hat sogar Growls. Was sind deine Lieblingsparts oder -songs auf dem Album?
Mein Lieblingspart von „The Quest And The Curse“ ist die Bridge, wenn alles heruntergefahren wird und dadurch sehr filmreich und sanft wird. Die Hörer können dabei durchatmen und alles in sich aufnehmen. Meine Lieblingssongs auf dem Album sind „Hideaway Paradise“ und „Mirror Of Night“.

Und was ist dein Lieblingssong von DELAIN vor deiner Zeit?
Ich liebe “Apocalypse & Chill” und “Moonbathers”, aber mein Lieblingssong ist momentan “April Rain”.

Kommen wir zum Schluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir bei den folgenden Begriffen als erstes ein?
Aktuelles Lieblingsalbum:
Paramore – ‘’This is Why’’.
Gaming: „
World of Warcraft“.
Food-Blogging:
Limetten sammeln.
Natur:
Berge.
Bestes Film-/Serien-/Buch-Universum:
Bester Film:
“The Gladiator”.
Beste Serie:
“Smallville”.
Bestes Buch-Universum:
“World Of Warcraft: The Rise Of The Lich King”.
Etwas, das jeden schlechten Tag besser macht:
Frische Luft in der Natur atmen.
DELAIN in zehn Jahren:
Touren auf der ganzen Welt.

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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