Delain Apocalypse & Chill Coverartwork

Review Delain – Apocalypse & Chill

Kaum einer Band im Bereich des Symphonic Metal konnte man in den letzten Jahren so gut beim Reifeprozess zuschauen wie den Niederländern von DELAIN. Mit ihrer EP „Hunter’s Moon“ aus dem Jahr 2019 haben sie ja bereits einen kleinen Vorgeschmack auf ihren gegenwärtigen Sound gegeben. Mit „Apocalypse & Chill“ folgt nun endlich ein neues Album.

Bereits das Artwork weicht deutlich von den bisherigen Veröffentlichungen ab. Eine junge Dame liegt gemütlich im Bikini und mit Sonnenbrille auf einer Strandliege, während die Welt im Hintergrund aus den Fugen gerät und zu brennen beginnt. Passender hätte man einen Albumtitel wohl nicht umsetzen können. Thematisch geht es jedoch nicht allein um den Weltuntergang, sondern vor allem um zwischenmenschliche Beziehungen und daraus erwachsende Probleme. Aber auch grundsätzliche Gesellschaftskritik wird dezent in einigen Stücken verarbeitet.

Auch musikalisch lassen sich schnell erste Unterschiede zum Vorgänger „Moonbathers“ finden, da DELAIN auf der aktuellen Scheibe wieder deutlich rockiger zu Sache gehen. Neben der etwas härteren Grundausrichtung fallen zudem relativ schnell der moderne Keyboard-Sound und weitere kleinere elektronische Spielereien wie zum Beispiel bei „Chemical Redemption“ auf. DELAIN verstehen es sehr gut, harte Gitarrensounds gekonnt mit bombastischen Keyboards zu verschmelzen. Zwar war dies schon immer ein Trademark der Niederländer, jedoch wirkt auf „Apocalypse & Chill“ alles nochmals stimmiger. Viele Passagen haben einfach den so oft beschworenen Filmmusik-Charakter. Perfekte Beispiele hierfür sind unter anderem „Burning Bridges“, „To Live Is To Die“ und „Masters Of Destiny“, bei welchen auch der Gesang von Charlotte Wessels absolut überzeugt.

Die Sängerin der Band ist über die letzten Jahre wirklich verdammt gereift und nimmt auch schwierige Passagen mit Leichtigkeit. Die kräftigen Töne gelingen ebenso wie die leisen und so ist „Ghost House Heart“ nicht nur deshalb eine wunderbare Ballade geworden. Das Stück beginnt sehr reduziert nur mit leisem Piano und Wessels‘ Gesang und steigert sich im Verlauf lediglich ein wenig in seiner Dramatik, indem dezentes Schlagzeugspiel und einige Streicher zum Einsatz kommen. Natürlich haben DELAIN auch auf „Apocalypse & Chill“ wieder einen Gast dabei und so steuert Yannis Papadoupolis (Beast In Black) bei „Vengeance“ seinen Gesang bei.

Beispiele für die lyrische Auseinandersetzung mit den aktuellen Problemen unserer Gesellschaft findet sich im Grunde in allen Stücken wieder. Oftmals geht es um zwischenmenschliche Probleme, sowohl unter Liebenden als auch in der Gesellschaft an sich, jedoch darf durchaus auch das Thema Klima und Nachhaltigkeit in Songs wie „Let’s Dance“ hineininterpretiert werden. Bei all den düsteren und bedrohlichen Szenarien schwingt in der Musik aber immer ein hoffnungsvoller Unterton mit.

Fasst man alles zusammen, dann ist „Apocalypse & Chill“ nicht nur eine Ansammlung von vielen sehr guten Songs, sondern durch die Reihenfolge in der Tracklist auch in sich sehr stimmig. Dass das Album mit „Combustion“ von einem reinen Instrumental beschlossen wird, das zwischen tollen Leads und Keyboardmelodien und harten Riffs wechselt, ist da nur umso passender. Die nochmals härteren Riffs, die noch opulenteren, orchestralen Momente, die modernen elektronischen Einflüsse sowie der sehr starke Gesang und die klare Produktion lassen keine Wünsche offen. Schwachpunkte lassen sich wahrlich nicht ausmachen und genau das macht den Unterschied zu vielen der Vorgänger-Alben aus.

DELAIN liefern mit „Apocalypse & Chill“ ihr bisher bestes Werk ab. Alle Fans der Band dürften die Entwicklung mit Wohlwollen aufnehmen und auch jedem anderen Freund des kraftvollen Symphonic Metal ist dieses Album ohne Einschränkungen ans Herz zu legen.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Christoph Ilius

Ein Kommentar zu “Delain – Apocalypse & Chill

  1. Das Album ist super, gerade auf Spotify mehrmals durchgehört. Die Band ist in den letzten Jahren echt gereift und hat einen eigenen Sound entwickelt. Leider sind die Lyrics nicht so gut gelungen, wie man bei dem Titel des Albums gedacht hätte. Da gibt es Bands, die sich mehr ins Zeug legen, wenn sie gesellschaftskritische Alben machen.

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