Interview mit Janne ‘Varjosielu’ Väätäinen von Häive

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Zehn Jahre lang war es still um das Melodic-Black-Metal-Soloprojekt HÄIVE von Janne ‘Varjosielu’ Väätäinen. Nun meldet sich der Finne mit „Iätön“ zurück, seinem zweiten Album, das randvoll mit kraftvollen, melodiösen und mitreißenden Songs gefüllt ist, die zum Teil auch Folk-Einflüsse durchscheinen lassen. Warum die Platte so lange auf sich warten ließ, inwiefern sich der Einzelmusiker in der Zwischenzeit weiterentwickelt hat, warum er nur auf Finnisch singt und gänzlich auf Blast-Beats verzichtet, erfahrt ihr im Interview mit Varjosielu.

HÄIVE ist dein Soloprojekt, mit dem du Folk Black Metal spielst. Wie genau ist der Name des Projekts zu verstehen und inwiefern fängt er die Essenz deiner Musik ein?
Es gibt keine direkte Übersetzung für das Worte, aber HÄIVE heißt in etwa so etwas wie Schimmer oder Spur. Es ist eher abstrakt, aber es sollte der finsteren Atmosphäre der Musik entsprechen. Mein Erinnerungen aus dieser Zeit sind nicht mehr ganz vollständig, aber soweit ich mich erinnern kann, war HÄIVE ursprünglich als Künstlername für einen meiner Kollegen in der Band Solgrav vorgesehen. Wir haben die Idee dann wieder verworfen und ich habe den Namen stattdessen für mein Soloprojekt verwendet.

Was genau ist das musikalische Ziel, das du mit HÄIVE verfolgst?
Ganz einfach Emotionen. Ich habe kein bestimmtes Ziel, es ist einfach meine Leidenschaft.

Wer sind deine musikalischen Vorbilder?
Da gibt es zu viele, um Namen zu nennen. Für HÄIVE sind es Bands wie Thy Serpent, Ulver, Falkenbach, Burzum, Moonsorrow, Amorphis, Ajattara… Ich ziehe auch viel Inspiration aus Folk-Musik und traditionellem Heavy Metal.

Wodurch, denkst du, unterscheidet sich deine Musik von der anderer vergleichbarer Bands? Hältst du es für notwendig, sich von anderen abzuheben?
Ich höre mir nicht mehr wirklich an, was andere Bands so machen, also bin ich nicht wirklich der Richtige, um dir das zu sagen. Mit dem Alter entwickelt sich so eine Teilnahmslosigkeit gegenüber der Welt um einen herum. Oder vielleicht bin das nur ich. Ich weiß es nicht. Es ist natürlich toll, einen einzigartigen Stil zu haben, aber das ist nicht mehr mein Hauptziel. Ich habe schon genug Regeln gebrochen!

Du bist außerdem Mitglied bei einigen Bands. Warum war es dir wichtig, dein eigenes Projekt zu kreieren?
Es ist das eine Projekt, bei dem ich ganz frei der Despot sein kann und nicht darüber nachdenken muss, was etwaige Bandmitglieder davon halten. Ich hatte schon immer einen starken Willen.

Ein Soloprojekt ist natürlich eine Menge Arbeit. Worin zeigen sich deiner Meinung nach diesbezüglich deine Stärken und Schwächen als Musiker?
Ja, es ist wirklich viel Arbeit, deshalb dauert es manchmal etwas, bis etwas weitergeht. Ich bin über die Jahre ein ziemlicher Perfektionist geworden und das kann sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche sein. Ich tüftle gern im Studio herum, versuche verschiedene Dinge aus, also ist diese Art von Projekt perfekt für mich.

Dein Debüt „Mieli Maassa“ liegt schon ganze zehn Jahre zurück. Nun gibt es mit „Iätön“ endlich den Nachfolger. Was ist der Grund für diese lange Zeitspanne zwischen den Veröffentlichungen?
Ich bevorzuge es, eines nach dem anderen zu machen und es gab einfach zu viele Projekte, die vor diesem vollendet werden wollten. Es war einfach zu viel los. In letzter Zeit habe ich jedoch ein wenig Arbeitslast von meinen Schultern genommen, damit ich mich besser auf die Dinge konzentrieren kann, die mir am meisten bedeuten. HÄIVE ist nun eindeutig eines davon.

Inwiefern hast du dich deiner Meinung nach weiterentwickelt und worin unterscheiden sich die Alben voneinander?
In einer Zeitspanne von zehn Jahren verändert sich praktisch alles. Seit 2011 habe ich ein eigenes akustisches Drum-Set, also hat sich mein Schlagzeugspiel seitdem wesentlich verbessert. Ich habe außerdem ein kleines, aber feines Heimstudio, sodass es leichter ist, eine gute Produktion hinzubekommen. In puncto Kreativität bin ich vielleicht nicht mehr so produktiv wie früher, aber mir ist Qualität ohnehin wichtiger als Quantität.

„Iätön“ bedeutet „zeitlos“. Was steckt hinter diesem Titel und in welcher Verbindung steht er zu den Texten?
Ich mag Titel, die mehrere Bedeutungen haben. Zeitlos kann sich auf den Felsen auf dem Artwork beziehen oder auf die Texte über Volkssagen, die sehr alte und zeitlose Themen betreffen, wie etwa die Natur oder den Tod. Es kann aber auch das Album als Ganzes gemeint sein.

Die Songtitel gibt es diesmal alle auch in englischer Übersetzung zu sehen. Was ist der Grund dafür?
Ich dachte einfach, es wäre nett, wenn die Fans zumindest irgendwie verstehen können, worum es in den Texten geht. Das Problem ist, dass es sehr schwer sein kann, den jeweiligen Titel richtig zu übersetzen, ohne dass dabei die Grundidee verloren geht. Wie bereits gesagt, können die Titel verschiedene Bedeutungen haben und die lassen sich meist nur schwer in Englisch übersetzen.

Ziehst du in Betracht, eines Tages auch auf Englisch zu singen?
Nein, ich denke, das steht dem Sinn von HÄIVE entgegen. Die finnische Sprache hat eine ganz andere Struktur und Stimmung, da sie kein Teil der indo-europäischen Sprachen ist, was sonst fast alle der modernen europäischen Sprachen sind. Der einzige Grund, aus dem ich das demnach tun würde, wäre, um den Massen zu gefallen. Es gibt schon genug Englisch überall.

Wie wichtig sind dir die Texte im Vergleich zur Musik? Findest du, dass manche Alben ohne die Texte nicht ihre volle Wirkung entfalten?
Ich schreibe immer zuerst die Musik und trage erst dann die Texte zusammen, aber beim Schreiben lasse ich immer Platz für den Gesang. Es hilft natürlich, wenn man die Texte versteht, aber in diesem Genre ist es auf keinen Fall Pflicht.

Deine Musik ist sehr kräftig, melodisch und sogar eingängig, aber eigentlich nicht allzu brutal. Warum verzichtest du weitgehend auf genretypische Elemente wie Blast-Beats oder Low-Fi-Sound?
Anfangs hatte ich auf den ersten Demos eine ziemlich miese Produktion, aber das lag hauptsächlich daran, dass ich nichts über Aufnahmetechniken wusste und es mir einfach egal war. Das waren damals sehr spontane Aufnahmen. Ich habe bewusst auf Blast-Beats verzichtet, weil die Songs eher langsam sind, sodass Blast-Beats nicht wirklich passen würden. HÄIVE ist keine gewöhnliche Black-Metal-Band, das sollte jedem klar sein.

Wirst du solche Stilmittel in Zukunft vielleicht auch einsetzen oder bleibst du vorerst lieber bei deinem derzeitigen Stil?
Ich habe noch viele coole Riffs von meinem Black-Metal-Projekt My Blood übrig, die brauchen alle Blast-Beats und typisches Tremolo-Riffing, die werde ich vielleicht noch für HÄIVE verwenden. In Bezug auf die Produktion werde ich nicht zu den Demo-Tagen zurückkehren, aber vielleicht probiere ich mal einen etwas roheren Gitarrensound aus. Ich habe noch keine genauen Pläne.

Du warst früher bei Northern Silence, „Iätön“ ist nun bei Eisenwald Tonschmiede erschienen. Wie kam es zu dem Labelwechsel?
Eisenwald haben sich interessiert gezeigt da ich schon zwei Veröffentlichungen über Northern Silence herausgebracht habe, dachte ich, es wäre gut, einmal das Label zu wechseln. Eisenwald veröffentlichen wirklich hochqualitative Sachen, also bin ich sehr froh, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Wie wird es nun mit HÄIVE weitergehen? Soll das nächste Album wieder etwas schneller nachfolgen?
Ja, schneller. Es gibt immer noch einen recht großen, möglichen Zeitrahmen, aber es wird nicht nochmal eine ganze Dekade dauern! Ich bin immer noch daran interessiert, ein paar kleinere Special-Veröffentlichungen zwischen den Alben umzusetzen, die bringen etwas Würze in die ganze Sache.

Kommen wir nun zu unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming:
Industrial Metal: Hat einige großartige Bands am Anfang der 2000er Jahre ruiniert.
Skandinavien: Wikinger
Folklore: Kalevala
Europäische Union: Angela Merkel
Lieblingsalbum: Amorphis – „Tales From The Thousand Lakes“
HÄIVE in fünf Jahren: Am Leben

Danke nochmal für deine Zeit. Gibt es noch etwas, das du zum Abschluss noch sagen möchtest?
Danke allen geduldigen Fans, die sich noch an mich erinnert haben. Es scheint überraschend viele von euch zu geben! Heidnische Grüße!

 

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