Interview mit Trevor William Church von Haunt

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Die kalifornischen Metaller HAUNT haben sich in gerade mal drei Jahren von absoluten Nobodies zum Geheimtipp der traditionellen Metalszene hochgearbeitet. Das muss in erster Linie an ihrem beeindruckenden Arbeitsethos liegen, denn die Truppe aus Fresno hat seit 2017 nicht weniger als zwei EPs und fünf Alben veröffentlicht, von denen alleine drei in diesem Jahr erschienen sind. Das ist schon bei „herkömmlichen“ Bands eine erstaunliche Bilanz, wird aber umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass HAUNT im Grunde das Soloprojekt von Bandkopf Trevor William Church sind. Entsprechend ließen wir es uns nicht nehmen, mit dem Mann über seine neueste Platte „Fashback“ zu sprechen.
Das Logo der Heavy-Metal-Band Haunt

Hi Trevor und vielen Dank für dieses Interview. Die Welt scheint derzeit Kopf zu stehen – wie geht es dir und deiner Familie?
Wir halten durch und versuchen, die Dinge positiv zu betrachten. Rex ist gerade ein Jahr alt geworden und ihm beim Aufwachsen zuzusehen ist das Beste überhaupt.

Normalerweise würde ich mich jetzt nach den Ereignissen seit Release eures letzten Albums erkundigen, aber bei euch lieben die Dinge etwas anders: „Flashback“ ist eine von drei (!) Veröffentlichungen von HAUNT in diesem Jahr. Ist das eure Antwort auf den Corona-Lockdown?
Nicht wirklich. „Mind Freeze“ hätte eigentlich schon 2019 erscheinen sollen und ist im Sommer fertig geworden. „Flashback“ ist eigentlich das einzig wirklich Neue, das ich dieses Jahr aufgenommen habe. Bei „Triumph“ handelt es sich lediglich um Neuaufnahmen meiner beiden EPs auf einem Album. Ich habe mir einen Haufen neues Mixing-Equipment zugelegt und wollte damit rumprobieren – was könnte da besser funktionieren, als noch einmal mit altbekanntem Material zu arbeiten? Aber der Corona-Lockdown war für mich dennoch auf jeden Fall eine musikalische Zeit.

Das Cover von "Flashback" von HauntWas kannst du uns über „Flashback“ erzählen? Wo siehst du Unterschiede zum Vorgänger (oder den anderen beiden Platten aus diesem Jahr)?
Diese Frage ist nie leicht zu beantworten, weil ich stets versuche, mein Songwriting zu verbessern indem ich ein besserer Musiker werde. Abgesehen von ein paar Soli von John Tucker ist „Flashback“ das erste Album, das ich komplett alleine eingespielt habe. Ich habe schon immer alle Songs für HAUNT alleine geschrieben – abgesehen davon, dass zu einem bestimmten Punkt meines musikalischen Werdegangs eben bestimmte Songs aus mir herauskommen weiß ich also nicht, inwiefern sie sich von anderen unterscheiden.

Wie liefen die Aufnahmen und die Produktion von „Flashback“ ab?
Ich habe meine Garage hier in Fresno zu einem Aufnahmestudio umgebaut. Normalerweise nehme ich basierend auf meinen Demos als erstes das Schlagzeug auf und arbeite mich dann von Instrument zu Instrument vor. Es ist ein sehr interessanter Prozess, bei dem man zeitweise in der Welt des jeweiligen Instrumentes lebt und sich selbst zuhört. Als Musiker genieße ich das sehr, weil ich den Großteil meines Lebens damit verbracht habe, alle Instrumente zu lernen, die man für Rockmusik benötigt. Diesmal war es für mich die größte Neuerung, dass ich angefangen habe, mit Bändchenmikrofonen zu arbeiten. Das habe ich noch nie zuvor getan und sie haben mich sofort überzeugt. Ich habe inzwischen eine riesige Auswahl an Mikrofonen und Aufnahme-Equipment und auch dieser Aspekt ist mir sehr wichtig. Ich genieße es einfach, mich in meinem eigenen Raum aufzuhalten und kreativ zu sein.

HAUNT veröffentlichen pro Jahr – mindestens – ein Album. Wie funktioniert das Songwriting bei euch?
Ich schreibe die Musik komplett alleine – das war seit den Anfangstagen von HAUNT eigentlich recht geradeheraus. Dabei habe bin ich bei jedem Album ein bisschen anders vorgegangen. Diesmal habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich etwas näher an das herangekommen bin, was ich erreichen wollte. Das Material ist immer komplett fertig ehe ich es jemandem zeige. Wenn du erstmal Ende Dreißig bist, dann wird es um einiges schwieriger, die Zeit für die Zusammenarbeit mit Dritten aufzubringen – vor allem jetzt, wo ich Vater bin.

Welche Bands und Stilrichtungen beeinflussen dich am meisten?Haunt-Frontmann Trevor William Church
Die Liste ist wirklich endlos. Ich liebe Classic Rock und Old School Heavy Metal. Das sind mit Abstand meine liebsten Genres, aber es gibt auch neuere Bands wie Flight, Seven Sisters, Hell Fire, Cauldron oder Enforcer, die mir sehr gut gefallen. Sowas ist geil.

Über die letzten drei Jahre waren HAUNT in der Metal-Szene sehr aktiv. Wie beurteilst du das Genre zur Zeit?
Ich glaube, dass es der Szene zur Zeit bestens geht. Ich bin zuversichtlich, dass Heavy Metal ewig leben wird.

Die Corona-Pandemie wirkt sich auf alle Bereiche des Lebens aus, aber Clubs und Bands scheinen ein besonders hartes Los zu ziehen. Wie geht es dir damit?
Ich hasse es. Allerdings ist mein Leben deutlich anders als das der meisten Menschen. Ich bin sowas wie eine Ein-Mann-Band und nichts hält mich auf. Ich arbeite auch noch mit anderen Bands und spiele Schlagzeug in einigen Formationen sowie Bass bei einer Truppe namens Hysteria. Ich bleibe also aktiv. Andere haben dieses Glück nicht, aber es ist eine gute Zeit um kreativ zu werden und ich hoffe inständig, dass wir bald wieder alle zusammen abrocken können sobald das vorbei ist.

Werden HAUNT nach Deutschland kommen, wenn das wieder möglich ist?
Garantiert. Ich hoffe sehr, dass ich euch alle bald wiedersehen werde.

Noch einmal vielen Dank für deine Zeit. Lass uns zum Abschluss noch etwas Brainstorming betreiben. Was fällt dir zu den folgenden Begriffen ein?
Workaholic: Ja.
Wahljahr: Shit Show.
New Wave Of True Heavy Metal: Immer weiter so!
Pay To Play: Negativ.
Die Zukunft physischer Medien: MP3 integriert in Nike-Hightops.
HAUNT in 10 Jahren: Ein 49-jähriger Headbanger.

Ein Foto der Band Haunt

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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