Interview mit Joe Tiberi und David Holch von Mechina

Read the English version

Dass Science Fiction und Metal gut zusammenpassen, haben schon einige Bands unter Beweis gestellt. MECHINA aus den USA erzählen ebenfalls solche Geschichten, allerdings wohl konsequenter als die meisten anderen Formationen: Seit 2011 veröffentlicht das Zwei-Mann-Projekt am ersten Tag jedes Jahres ein neues Album und spinnt damit eine fortlaufende Handlung weiter. So geschah es auch dieses Jahr mit „As Embers Turn To Dust“. Wir sprachen mit Joe Tiberi und David Holch, den beiden kreativen Köpfen hinter MECHINA, über die Schwierigkeiten und Vorteile der Umsetzung einer solchen Vision.

Am 1. Januar habt ihr euer siebtes Studioalbum mit dem Namen „As Embers Turn To Dust“ veröffentlicht. Seid ihr zufrieden mit diesem neuen Release? Wie waren die bisherigen Rückmeldungen?
David: Die Rückmeldungen waren extrem positiv. Wir versuchen immer das vorherige Album zu toppen, was wir meiner Meinung nach wieder geschafft haben.
Joe: Wir haben viel mehr Zeit in die Vorbereitungen und die Logistik für dieses Album gesteckt, was es umgekehrt weniger chaotisch machte, als es auf das Veröffentlichungsdatum zuging. Ich halte „As Embers…“ für einen Erfolg, wenn man bedenkt, dass wir vorwiegend ein vollkommen unabhängiges Projekt sind. Was die Rückmeldungen angeht, bin ich sehr dankbar, nette Worte von Menschen auf der ganzen Welt bekommen zu haben.

Spielt ihr die Musik auch live oder seid ihr ausschließlich ein Studioprojekt? Falls ihr live spielt, wie schafft ihr es dort euren speziellen Sound zu erzeugen?
David: Wir sind primär ein Studioprojekt. Wir haben in der Vergangenheit live gespielt, aber jetzt fokussieren wir uns nur noch darauf, Material zu erschaffen. Das heißt nicht, dass wir nie wieder live spielen werden.
Joe: In der Vergangenheit, als wir live gespielt haben, mussten wir für die Orchester- und Industrial-Sounds auf Backingtracks zurückgreifen. Es ist wirklich die einzige Möglichkeit diesen Sound ohne echtes Orchester live hinzubekommen. Das wäre allerdings die Erfüllung eines Traums.

Schaut man sich eure Veröffentlichungsgeschichte an, stellt man fest, dass ihr seit 2011 (mit Ausnahme von 2012) jedes Jahr ein Album am ersten Tag des Jahres veröffentlicht habt. Was steckt hinter diesem speziellen Veröffentlichungsdatum und der hohen Rate an Outputs?
David: Da wir nicht live spielen, können wir unsere ganze Zeit in neues Material stecken. Außerdem hält jedes Jahr ein Album herauszubringen die fortlaufende Geschichte in Bewegung.
Joe: Wie Dave sagt, keine Zeit, kein Geld und keine Ressourcen in Touren und Shows zu stecken, erlaubt uns, die Zeit dem Erstellen von Material zu widmen. Wenn wir nur alle zwei bis vier Jahre neue Alben veröffentlichen würden, wäre die Menge an Zeitverlust sehr schädlich für unsere Reichweite. Das jährliche Veröffentlichen hat seine Vor- und Nachteile und jedes Jahr lernen wir so viel über uns selbst und übers Musikschreiben. Wir haben immer noch gewaltige Reserven an Kreativität, also ist es besser, diese früher als später auszuschöpfen.

Das Songwriting ist nicht so simpel, es gibt viele geschichtete Arrangements und komplexe Rhythmik-Patterns. Glaubt ihr euer kreativer Prozess könnte sich verbessern, wenn ihr mehr Zeit als nur ein Jahr zwischen zwei Veröffentlichungen hättet?
Joe: Inmitten des Sturms der Erschaffung jedes Albums kommen viele Momente des Zweifelns. Mehr Zeit zu haben könnte mehr Überprüfung erlauben, aber die Hektik etwas so Komplexes und Anspruchsvolles in so kurzer Zeit zu produzieren, hat uns so viel darüber gelehrt, wie wir arbeiten.

Wenn man nur ein Jahr hat, um ein Album zu produzieren, beinhaltet dieser Zeitrahmen nicht nur die Zeit, die man für Songwriting und Üben braucht, sondern natürlich auch die für die Aufnahmen, das Mixing und Mastering. Macht ihr das alles selber, oder habt ihr ein Studio, in das ihr immer geht?
David: Wir machen alles zu Hause. Joe hat sich sein eigenes, persönliches Studio eingerichtet, das uns erlaubt zu arbeiten, wann immer wir uns dafür in der Lage fühlen.

Die Idee hinter eurer Band ist sehr konzeptionell. Alle sechs Alben seit „Conqueror“ (2011) erzählen eine fortlaufende Science-Fiction-Geschichte. Könnt ihr ganz kurz zusammenfassen, worum es in der Geschichte geht?
Joe: Ich bin gerade dabei die Geschichte der sechs Alben für unser bald erscheinendes Boxset aufzubereiten. Es gibt so viel Inhalt, dass es schwierig ist, diesen zusammenzufassen. Vom ersten Album „Conqueror“ bis hin zu „As Embers Turn to Dust“ vergehen grob geschätzt 500 Jahre. Die Geschichte erzählt von Konflikten auf der Erde, konzeptionellen Ideen bezüglich Kultur und Logistik von Weltraumreisen, dem Bauen von kreisförmigen Lebensräumen, der Besiedelung zweier Planeten in Alpha Centauri, Terraforming-Maschinen von der Größe einer Stadt und so weiter.

Eure Musik ist sehr bombastischer und emotionaler Symphonic Metal, hat aber auch diese kalte, tote, mechanische Fear-Factory-artige Stimmung. Warum habt ihr euch dazu entschieden, diese zwei Genres zu kombinieren, die hinsichtlich des emotionalen Ausdrucks auf ziemlich unterschiedliche Eigenschaften abzielen?
David: Hauptsächlich, weil es uns gefällt, wie diese zwei Stile sich vermischen lassen, aber die Kombination eignet sich gut dafür, ein Bild dieser Geschichte zu malen, die wir erzählen.

Das neue Album ist das erste, das Sängerin Mel Rose als vollwertiges Mitglied statt als Gastmusikerin aufführt, so wie ihr das in der Vergangenheit gemacht habt. Was waren eure Gründe dafür, sie der Band beitreten zu lassen und bedeutet das, dass es auf zukünftigen Veröffentlichungen mehr Songs mit ihrer Stimme geben wird?

David: Ihr Talent in das Projekt zu integrieren, ermöglicht uns mehr Charakterentwicklung. Und man kann einfach super mit ihr arbeiten.
Joe: Ich habe mit Mel seit Jahren zusammengearbeitet. Vor allem bei ihrer Solokarriere. Mit der Zeit haben wir gemerkt, dass ihre Stimme einfach so gut zu unserem Sound passt. Wir haben vor, sie auf dem zukünftigen Material einzusetzen.

Ist ein Musikvideo für einen der neuen Songs geplant?
David: Momentan nicht.

Obwohl ihr seit 2004 aktiv seid und sieben Studioalben sowie diverse Singles veröffentlicht habt, seid ihr immer noch bei keinem Label unter Vertrag. Meint ihr nicht, dass ein Label euch mit der Bewerbung und dem Vertrieb eurer Musik helfen könnte?
Joe: Wir hatten vor vielen Jahren ein paar wenige Angebote, aber nichts davon war reizvoll für uns. Da wir hinsichtlich Touren sehr zögerlich sind, wären nicht viele Labels an uns interessiert. Wir genießen die Freiheit tun zu können, was immer wir wollen, wann immer wir wollen. Wir streben danach, so eigenständig wie möglich zu sein und obwohl wir unter fehlender Publicity leiden, scheint unsere Fanbase sehr viel treuer und natürlicher zu sein. Ich habe immer schon gesagt, dass ich lieber zehntausend Hardcore-Fans als zehn Millionen passive Fans habe.

Was sind eure persönlichen musikalischen Einflüsse, die sich auch auf die Musik von MECHINA auswirken?
David: Meine musikalischen Einflüsse umfassen Devin Townsend, Ludovico Einaudi, Meshuggah, Aborted, Peter Gabriel… Diese Liste könnte ewig so weitergehen. Die Sammlung an musikalischen Einflüssen zwischen Joe und mir hilft, den Kontrast in unserem Projekt zu erzeugen.
Joe: Ich wuchs auf unter dem starken Einfluss von Dimmu Borgir, Fear Factory und Meshuggah. Obwohl ich mich neuerdings eher im Hören von Film- und Videospielsoundtracks wiederfinde.

Hört ihr auch andere Musik als Metal?
David: Absolut, es gibt eine zu gewaltige Menge an fantastischer Musik dort draußen, um nur ein Genre zu hören.
Joe: Die meiste Musik, die ich heute höre, ist kein Metal. Ich bin da auf Davids Seite.

Ich würde das Interview gerne mit unserem klassischen Metal1.info-Brainstorming beenden. Ich gebe euch ein paar Begriffe und ihr schreibt einfach das erste, was euch dazu einfällt:
Künstliche Intelligenz: David: Wird so langsam. – Joe: Hoffentlich, aber bin noch skeptisch.
Star Wars: David: Die originale Trilogie oder nichts. – Joe: Habe das Interesse verloren.
Metallica: David: YEAH! – Joe: Die erste Metal-Band, die ich gehört habe.
Donald Trump: David: #trumpisfat – Joe: Nicht interessiert.
Aliens: David: Hoffentlich tauchen sie bald auf… außer du meinst den Film, in diesem Fall: Der ist großartig! – Joe: Hohe Wahrscheinlichkeit.

Publiziert am von Simon Bodesheim

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert