Interview mit Benni von Neaera

NEAERA sind eine der konstantesten deutschen Bands. In schöner Regelmäßigkeit veröffentlichen die Münsterener Scheiben, die von ihren Fans fanatisch abgefeiert werden. Nachdem sie kürzlich die Persistence Tour kräftig aufgemischt haben, hat die Band nun mit „Ours Is The Storm“ ihr sechtes Album veröffentlicht. Wir trafen Sänger Benni vor der inoffiziellen Releaseshow im Conne Island, Leipzig.


Hallo! Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast meine Fragen zu beantworten.
Na klar, immer gerne!

Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu „Ours Is The Storm“ – das ist ja immer eine geile Sache, für euch wahrscheinlich noch mehr als für die Fans.
Ich bin gerade fast schon ein bisschen überfordert, von dem was da alles passiert. Ich bin total…wie soll ich das sagen…ich bin total froh, dass die Leute das so annehmen, denn du bringst was raus, stehst total dahinter und denkst dir: “ Wow, geil, das ist eine coole Platte!“. Aber ob es den Leuten dann wirklich gefällt, das ist dann immer auf der anderen Seite und umso glücklicher bin ich, dass momentan ein Feedback zurückkommt, dass wir glaub ich selten so krass – im positiven Sinne – hatten.

Wie waren die bisherigen Reaktionen von Presse und Fans?
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich krieg ja immer von der Plattenfirma ein paar Review-Links zugeschickt, eben alles, was grad so online geht. Und selbst bei den Dingern, die uns eigentlich sonst immer ganz gerne zerreißen – man hat ja immer so ein paar Sachen, die mögen die Mucke nicht, oder uns nicht und da gibt’s eigentlich immer so ein Standart-Kack-Review und selbst bei den Dingern, die sind dann zwar nicht überschwänglich, aber die sind so, dass sie irgendwo zwischen den Zeilen zugeben – finden wir auch gar nicht schlecht. Das ist unterm Strich aber natürlich immer Geschmackssache. Ich meine wenn wir z. B. in ein, zwei Songs ein bisschen mehr Black-Metal-Parts drin haben, dass findet der eine geil und der andere nicht. Dementsprechend ist das natürlich unterm Strich immer geschmacksfrage, aber umso überraschter bin ich, dass sich da einige Leute gerade so einige sind, dass das cool ist – also ich find‘s super!

Da du gerade die Black-Metal-Parts ansprichst: Auf dem Album gibt es eine sehr große Spanne von stilistischen Einflüssen. Ist das ein Stück weit ein Spiegel der musikalischen Vorlieben in der Band?
Ich glaube das sagst du sogar schon ganz richtig so. Ich habe selber das Gefühl, dass bei diesem Album von allem etwas drin ist, das wir vorher schon mal so ein bisschen mit drin hatten. Die „Omnicide“ z. B. hat wirklich nur nach vorne geballert und da haben wir jetzt ein bisschen den Gang rausgenommen und haben jetzt vielleicht so ein paar Parts, was wir auch auf der „Omnicide“ sehr viel hatten, dann haben wir wieder mehr Melodie mit reingenommen, aber es ist jetzt nicht so eine wirklich bewusste Entscheidung gewesen. Es ist auch so, dass ich manchmal lese „Neaera haben wieder mehr Black-Metal-Parts drin“, dann stimmt das teilweise, aber ich denk mir manchmal auch, wenn ich mir alte Songs oder Alben von uns anschaue bzw. anhöre, dann ist auch irgendwie, irgendwo Black Metal schon immer mit drin gewesen. Also „Armamentarium“, da haben wir einen ganzen Song, „Liberation“ heißt der, das ist ein reiner Black-Metal-Song. Da hat der Marcus Bischof von Heaven Shall Burn netterweise auch mitgesungen. Das Ding ist eigentlich: Ich glaube so viel Black Metal wie in dem Song haben wir auf allen anderen Alben zusammen nicht.

Ihr habt das Album vorab auf der Seite des Metal Hammers komplett als Stream online gestellt. Wie kam es dazu und was waren eure Beweggründe?
Das ganze Album haben wir nicht online gestellt, aber so ganz falsch bist du nicht. Und zwar haben wir einen Song, den zweiten Song, den haben wir da prämieren lassen, also vielleicht daher so ein bisschen die Verwirrung.

Sorry, mein Fehler. Das zweite Lyric-Video war dann aber über das Rock Hard, richtig?
Ja, genau. Das erste war ja der Titelsong „Ours Is The Sotrm“ und den haben wir selber rausgeballert, also ohne eine Kooperation, der zweiten „Decolonize The Mind“ war dann mit Metal Hammer im exklusiv Ding und dann den dritten, das Lyric-Video „Through Treacherous Flames“ ging dann über Rock Hard.

Wie kommen solche Kooperationen zustande? War es Absicht mit beiden Magazinen, ergo den größten deutschen Magazinen, etwas zu machen, um mehr Leute zu erreichen?
Natürlich versucht man, möglichst viele Leute zu erreichen. Und ich sag mal, die Rock Hard-Leser sind nicht automatisch die Metal Hammer-Leser und umgekehrt. Dementsprechend sind wir natürlich froh, wenn sich beide Magazine anbieten und beide Magazine sagen „Wir würden da gerne eine Premiere irgendwie raushauen“.

War das in diesem Falle so, dass die Magazine auf euch zugekommen sind?
Das lief über die Plattenfirma. Aber wir arbeiten ja speziell mit dem Metal Hammer immer sehr viel zusammen, weil die Redaktion unsere Alben eigentlich immer mag und man merkt halt, Metal Hammer versucht uns immer auch ein bisschen zu pushen und das finde ich natürlich auch mega geil. Dementsprechend wollen wir dann auch gucken, dass sich das ein bisschen ausgleicht.

Sicher, das lohnt sich ja auch für euch.
Du, total. Also ich sag dir ganz ehrlich, wenn die uns damals auch nicht so mit gepusht hätten – denn wie du schon sagst, dass sind einfach wichtige Magazine – dann hätte das alles wesentlich länger gedauert, wenn überhaupt das dann alles so funktioniert hätte. Denn gerade eine ganz neue Band, die braucht ja irgendwie so eine Plattform, die sagt „Leute, hört euch mal die Band an“.

Dann lass uns doch mal ein bisschen über das Album an sich sprechen. „Ours Is The Storm“ – ein kraftvoller Titel. Kannst du mir erzählen wie ihr darauf gekommen seid und was dahinter steckt?
Das letzte Album kam ja vor ungefähr drei Jahren raus, was übrigens auch witzig ist, denn alle Leute denken dann immer „Wieso, ihr habt doch erst letztes Jahr ein neues Album rausgebracht?!“ – falsch! Das letzte ist fast drei Jahre her. Wir hatten in den letzten ein, zwei Jahren so Ups and Downs und „Ours Is The Storm“ war dann für uns ein bisschen wie ein Befreiungsschlag. Wir dachten: „Ok, alles klar. Jetzt haben wir hier die Songs zusammengeschrieben, wie stehen da total hinter, jetzt gibt’s eins auffe Nuss“ und da war das Ding dann einfach sehr passend. Ich glaub unser Gitarrist oder unser Bassist ist irgendwie mit der Idee um die Ecke gekommen und auch mit dieser Wortspielerei. Also eben nicht „The Storm Is Ours“ sondern „Ours Is The Storm“, also einfach das noch ein bisschen zu drehen.

Auch das Cover hat sehr viel Power. Wie seid ihr dazu gekommen – war das fertig oder habt ihr einen Künstler beauftragt?
Da muss ich kurz überlegen wie das eigentlich war – wir haben auf jeden Fall mit dem Markus Ruf zusammengearbeitet – ich weiß nicht, ob die die Band Fear My Thoughts noch was sagt. Mit der Band waren wir immer befreundet und zu Markus hatten wir immer einen guten Draht, der hat manchmal auch Merchandise für uns designed und weil der einfach verdammt gute Arbeit macht, hatten wir den angeheuert und gefragt, ob er Bock hat fürs nächste Coverartwork für uns was zu machen. Und dann hat er das so ein bisschen in Kooperation mit unserem Bassisten zusammen gemacht, der hatte da irgendwie so eine Idee im Kopf. Wir haben uns auch von anderen Künstlern ein paar Vorschläge schicken lassen, aber irgendwie passte dann alles mit dem Titel und dem Vorschlag der von Markus, in Zusammenarbeit mit unserem Bassisten kam – dass passte einfach. „Ours Is The Storm“, das Ding passt zu diesem Cover!

Was waren eure primären musikalischen Einflüsse, als ihr das Album geschrieben habt?
Es ist natürlich immer so, dass das was du selber hörst irgendwie in die Sachen einfließt, die du machst, also in deine eigenen Songs. Ich würde es jetzt vielleicht nicht an einer Band direkt festmachen, aber wenn es zu Anfangszeiten vielleicht noch wirklich eine Mischung aus Hatebreed und Amon war, dann kamen einfach schon noch mehr Einflüsse dazu und das wirkt sich schon aus. Aber da speziell jetzt zu sagen, wir haben im letzten Monat nur Black Dahlia oder was auch immer gehört, das würde ich jetzt nicht so sagen. Aber es ist manchmal schon so, dass man wenn man mit einer Band vielleicht auf Tour war, dann sich dann irgendwie schon denkt „Die haben jetzt so eine gewisse Art – die klauen wir jetzt erst mal!“, ein bisschen überspitzt gesagt. Aber irgendwie transportiert man so etwas immer mit nach Hause und dann auch in die Songs.

Apropos Einflüsse – wie ist das mit den Texten? Eher aus dem Alltag oder aus literarischen und cineastischen Vorlagen?
Wir haben ja in erster Linie schon immer sozialkritische Texte gehabt und haben eigentlich auch immer auch das Gefühl, dass wir etwas zu sagen haben und das es wichtig ist, etwas zu sagen. Sei es jetzt über den arabischen Frühling oder Ölpest – „Black Tomb“ z.B. – das sind einfach so Sachen, da denken wir da lohnt es sich nach wie vor definitiv, einfach darüber zu schreiben und das haben bei dieser Platte jetzt unser Gitarrist Stefan und unser Bassist Benni, der zweite Benni – Spitzname Bass-Benni, damit man uns auseinanderhält – getan. Bei uns läuft das eigentlich immer so ab, dass wir uns unterhalten – was für Texte könnte man so nehmen und ich bin da schon immer mit involviert. Es ist nicht so, dass ich was kriege und überhaupt keine Ahnung habe und los geht’s. Es ist schon eine Zusammenarbeit, aber es hat sich einfach herauskristallisiert, dass die beiden Jungs das super machen. Es ist ja nicht wie bei Heaven Shall Burn, der Maik Weichert schreibt da ja fast, ich glaub der schreibt sogar alle Texte. Es hat sich einfach im Lauf der Jahre herauskristallisiert, dass das die für uns die beste Vorgehensweise ist.

Das zehnjährige Jubiläum steht dieses Jahr in Haus – habt ihr irgendetwas Besonderes geplant?
Das zeigt mal wieder wie alt man ist. Ich würde dir da jetzt gerne irgendetwas Verrücktes schon nennen, aber ich sag dir ganz ehrlich: Wir verdrängens scheinbar auch so ein bisschen. Da wurden wir schon ein paarmal nach gefragt, aber so richtig was geplant haben wir noch nicht. Vielleicht kommt aber noch was – mal gucken, das Jahr ist ja noch jung!

Habt ihr eure Herangehensweise an das Schreiben und Spielen neuer Musik in diesen Jahren verändert?
Was sich in den letzten Jahren einfach herauskristallisiert hat ist, dass es einfach am meisten Sinn macht oder dass es am besten funktioniert, wenn die beiden Gitarristen und der Schlagezuger die Songs im Proberaum schreiben. Und in regelmäßigen Abständen kommen dann unser Bassist und ich auch da mal wieder vorbei, damit wir die alten Sachen proben und dann heißt es immer „Eh Jungs passt mal auf, wir haben hier einen neuen Song“ und dann spielen sie uns den mal vor. Ich habe, glaube ich, ganz selten nur mal was zu meckern, weil die Jungs einfach klasse sind. Ich bin selber immer erstaunt, weil ich könnt es nicht. Aber das sich da speziell was verändert hat, könnt ich nicht sagen. Ich glaub das ist einfach schon seit Jahren so.
Und bevor wir ins Studio gehen, haben wir die Songs fertig. Es ist natürlich dann immer mal so, dass, wenn wir dann im Studio sind, unser Produzent – Ali, also von Heaven Shall Burn Alexander Dietz – Vorschläge hat, dann redet man darüber uns so kleine Änderungen hat man immer noch in Petto. Aber es ist schon so, dass wir komplett fertig und vorbereitet ins Studio gehen.

Eure Headliner-Tour zum neuen Album hat gerade begonnen, gestern gings in Bochum los – ist man da trotz zehn Jahren und etlichen Konzerten noch aufgeregt?
Scheißnervös! Aber hallo! Wir haben in letzte Zeit zwar immer mal so Wochend-Headlinershows irgendwo gehabt, aber so wieder mal so eine Tour irgendwie, wo man ja auch eine gewisse Verantwortung hat, da ist man echt nervös. Sonst kann man sich immer hinter den großen Headlinern verstecken, wenn man z.B. mit Hatebreed auf Tour ist, oder mit Heaven Shall Burn. Das klappt dann schon alles, da brauchst du dir keine Sorgen machen – da spielst du einfach und bist dann zufrieden. Aber da war ich gestern echt nervös, zumal sich dann gestern auch viele angekündigt haben. Bochum, da waren dann viele Magazine – bitte lass das was werden! Dann wurde es von dem kleinen Club, wo ich es mir so gewünscht hatte, dass wir darin spielen – weil ich liebe halt kleine Clubs, wo richtig alles übereinander und ineinander – wurds in den große Saal verlegt, wo knapp 1000 Leute reinpassen. Da denkst du „Ach du Scheiße – Donnerstagabend“! Aber es war dann echt richtig schön – also da war ich echt happy danach. Konnte auch nicht pennen, weil ich so happy war.

Wie viel Einfluss habt ihr als Headliner auf die Gestaltung einer solchen Tour? Könnt ihr selbst entscheiden, wen ihr mitnehmt und wo ihr spielt?
Wir arbeiten ja mit einer Booking-Agentur zusammen und eigentlich ist es dann so, dass die sagen: „Passt auf Jungs, wir habe hier so eine Tour – was haltet ihr davon? Wir denken es würde Sinn machen, was denkt ihr?“ Und dann haben wir uns das angeguckt. Mit Bury Tomorrow haben wir im letzten Jahr mal zwei Shows gespielt, das waren so Wochenendshows, und das lief super, weil sich das super ergänzt hat. Die Jungs machen ja auch so ein bisschen Metalcore oder was auch immer, aber die machen halt mehr Gesang und so. Aber das hat einfach sehr gut funktioniert. Und da haben wir gesagt, es wäre cool, wenn wir mit denen noch einmal was machen könnten und dann bot sich das an, dass die hier eine Tour machen und dann haben die Managements untereinander nachgefragt, ob wir Bock haben die Dates zu headlinen und dann dachten wir „Na komm, dann machen wir dat!“
Aber weil du gerade fragtest wegen Einfluss: Es tut mir manchmal ein bisschen Leid, weil in Zeiten von Facebook bist du ja immer irgendwie mit allen Leuten connected, was ja auch cool ist, aber da wirst du halt auch viel gefragt, von Support-Bands oder lokalen Bands, ob sie irgendwie mit uns spielen können. Und da ist es dann tatsächlich so, dass ich da nicht viel Einfluss habe. Denn das machen die jeweiligen Promoter vor Ort. Die entscheiden das alles, außer man hängt da selber in der Organisation mit drin. Wir haben z. B. im Dezember in Osnabrück gespielt und die Show so ein bisschen mit organisiert. Da hat mich der Promote gefragt, ob ich zwei Vorbands parat hätte und da hab ich einfach stumpf bei mir im Facebook geguckt, die letzten zwei Anfragen, die sympathisch waren und gesagt nimm den und den – die haben sich gefreut und alles war cool. Da hab ich mich gefreut, dass ich das da auch mal machen konnte. Aber ansonsten, im Regelfall, gibt es da eigentlich nicht viel was ich beeinflussen kann.


Ihr wart in den letzten Jahren mit sehr verschiedenen Bands auf Tour, von Heaven Shall Burn bis zur Persistence Tour. Gibt es Stilrichtungen, bei denen ihr euch wohler fühlt?
Der Vorteil ist bei stilistisch ganz anderen Bands, dass du da eigentlich nicht viel zu verlieren hast, aber immer noch die Möglichkeit hast,ein paar neue Leute dazuzugewinnen, die sonst nicht zu deinen Shows kommen würden – die noch nie von dir gehört haben, die sonst eigentlich gar nicht so auf die Mucke stehen. Das war z. B. die der Persistence Tour so der Fall. Das waren nicht überall so die Abriss-Shows, muss man ganz ehrlich sagen, da waren ein paar Dinger dabei, die waren mega-krass – Dresden war die Hölle! Das war Wahnsinn und mit Oberhausen zusammen die beste Show. Aber da waren auch viele Shows bei, wo man wirklich vor verschränkten Leuten gespielt hat. Es war immer voll, was gut ist, es ist keiner gegangen und wir haben hinterher auch von vielen Leuten gehört, dass sie uns noch nie gehört hatten aber gut fanden, da war ich dann froh. Aber wenn du wirklich zwei Wochen lang jeden Abend Abriss haben möchtest, dann ist es natürlich von Vorteil, wenn du mir jemandem wie Heaven Shall Burn unterwegs bist.

Du hast es vorhin schon einmal angesprochen, aber noch einmal ganz konkret: Was siehst du für Vor- bzw. Nachteile selbst Headliner oder eben Support zu sein?
Support ist eigentlich immer eine angenehme Sache. Du spielst meistens 35 Minuten, verausgabst dich nicht, hast eigentlich keine Verantwortung – je nachdem, welchen Slot du so hast – und je nachdem, an welcher Position du dann spielst sind die Leute schon alle da oder noch alle da und sind noch fit. Das ist eigentlich immer ganz angenehm. Der Vorteil bei einer Headliner-Tour ist, die Leute die dann da sind wenn du startest, da kannst du von ausgehen, dass die wegen dir da sind, zumindest zum größten Teil. Dementsprechend springt da der Funke dann auch noch schneller über. Also beides hat Vor- und Nachteile und beides ist auch extrem wichtig.

Touren werden zunehmend größer. Waren früher drei Bands an einem Abend schon viel sind heutzutage fünf fast schon die Norm. Was hältst du von dieser Entwicklung?
Ich finde das schlimm. Find ich zum kotzen. Muss ich dir ganz ehrlich sagen, find ich zum kotzen. Da ist irgendwie so eine Mentalität, die auch leider – ich krieg das ja immer so ein bisschen mit, von den Booking-Agenturen – die buchen auch mittlerweile selber nur noch solche Shows, weil die sagen: „Das sind die einzigen, die sich noch rentieren“. Denn die Kids, oder viele von den Kids, gehen einfach auch nur dahin, weil die sich denken: „Geil, da sehe ich sieben Bands für 30€ oder für 25 oder für was auch immer, scheiß egal, ob die jetzt nur 30 Minuten spielen oder 20. Aber ich sehe halt sieben und die kann ich am Abend abhaken“. Das macht es aber für kleinere Bands schwieriger Support-Slots zu kriegen. Also ich bin da kein Fan von, zumal die Leute ja auch irgendwann durch sind. Wenn du da sieben Bands hintereinander Geballer in die Ohren kriegst.

Ihr habt schon auf diversen Festival gespielt, was ist diesbezüglich für den kommenden Sommer geplant?
Also wir selber planen immer Vieles, ist halt die Frage ob die Festivals mit uns planen. Von den dicken Dingern sind auf jeden Fall Wacken dabei und Summer Breeze, das ist auch eigentlich mein persönliches Lieblingsfestival. Da freu ich mich am meisten drauf. Wacken ist natürlich auch immer cool, weil Wacken. Summer Breeze hat für mich irgendwie nochmal einen anderen Stellenwert, da freu ich mich echt drauf, dass wir da dieses Jahr wieder spielen. Sonst sind da gerade noch gar nicht so viele bestätigt. Aber es gibt’s eines, da bin ich sehr gespannt drauf. Ich weiß gar nicht, wo das genau ist. Das ist irgendwie Rock Helenensee, sagt dir das was? Das muss hier irgendwo weit im Osten, nahe der polnischen Grenze sein. Das ist ein kleineres, hat irgendwie so 1500er Kapazität und da freu ich mich drauf, weil das direkt am Stand ist. Sonst ist noch nicht viel bestätigt, aber meistens ist das so, dass wenn du ein neues Album rausbringst, viele Festivals noch warten, wie das Album ankommt. Das ist immer so ein bisschen Spielerei.

Bevorzugst du persönlich Clubshows oder große Festivals? Kleine Clubs, große Clubs, Open Air oder egal, Hauptsache live?
Ein bisschen so ist das. Schwer zu sagen – ist beides geil. Festivals ist geil von der Atmosphäre, Clubs aber genauso, also das kann ich nicht ganz klar sagen. Also wenn ich bei Clubs aussuchen müsste, da bin ich eigentlich generell eher ein Freund von kleinen Clubs, die möglichst auch keine Barriere vor der Bühne haben. Da hast du wirklich mehr Interaktion mit dem Publikum. Bei größeren Clubs oder Hallen – find ich natürlich geil, dass so viele Leute kommen, keine Frage, aber ich persönlich bin eher ein Freund von schön klein und kuschelig und alle schön zusammen. Aber Festivals sind halt auch immer geil, wenn das Wetter mitmacht.

Ist es auf Festivals schwieriger mit den Leuten zu interagieren, weil du einfach weiter weg bist?
Kann manchmal passieren, ja. Ich mag es ja immer ganz gerne vorne reinzugehen und so. aber manchmal sind die Bühnen so hoch, da kommst du gar nicht runter. Ich erinnre mich, wir haben auf dem „Greenfield“ in der Schweiz gespielt, das ist das größte Rock-Festival in der Schweiz. Wir haben auf der Mainstage gespielt und die ist so hoch und so riesig, aber ich wollte bei einem Song unbedingt runter. Da bin ich über so ganz viele Boxen runtergeklettert, die Leute haben dann mitgesungen und dann wollt ich wieder hoch. Das ging aber gar nicht, weil die Bühne haushoch war. Da bin ich außen rum gerannt und dann hatte ich meinen Pass nicht dabei – da wollte die Security mich nicht rauflassen. Da stand ich da. Ich: „Alter ich spiel hier!“, Er: „Nix hier, wo ist dein Pass?“ Da hat von Hinten aber jemand schon geschrien – das war schon interessant.


Geht ihr auch privat noch auf Konzerte?
Es kommt immer auf die Konzerte an. Ich war jetzt eine Zeit lang im Urlaub, bei meiner Freundin, die lebt gerade in den USA. Da war ich jetzt bei vielen Konzerten, weil witziger Weise Freunde von uns da gespielt haben. Also Unearth haben da gespielt, Acacia Strain waren da und da hab ich dann auch Bock drauf – Between The Buried And Me mit Coheed And Cambria, das guck ich mir dann auch gerne an. Aber wenn ich z.B. direkt von so einer Tour wiederkomme, da muss ich nicht direkt am nächsten Tag wieder zum Konzert rennen.

Gibt es Künstler und/ oder Bands, mit denen du wirklich gern zusammenarbeiten oder touren würdest?
So bescheuert es sich anhört, aber irgendwie hatten wir die alle schon dabei. Ich bin da total glücklich über die Möglichkeiten, die wir schon hatten. Heaven Shall Burn, As I Lay Dying, Caliban – alles mittlerweile auch echt Freunde von uns. Geil, find ich super.

Wie stehst du zu dem extremen lyrischen Content, den einige Bands verbreiten, sei es Gore, Brutalität oder Satanismus?
Ich sag mal, sobald es irgendwie in eine rechtsextreme Ecke geht, sobald ich weiß, dass die irgendwie rechte Texte oder Inhalte haben, dann könnte das Tour Angebot da noch so toll sein, das will ich nicht machen. Punkt. Aber abseits davon das ist natürlich immer auch schwer. Cannibal Corpse haben halt auch schon heftige Texte, „Fucked With A Knife“ und solche Sachen, aber klar würde ich mit denen auf Tour gehen, denn ich glaube nicht, dass die irgendwie ein Girl mit nem Knife fucken. Ich sag mal solange es nicht irgendwie in eine Ecke geht, wie Verherrlichung von Vergewaltigung oder rechte Inhalte – da natürlich nicht, ansonsten ist das OK. Ich setz mich ja auch nicht immer hin und studiere jetzt die Texte von allen, außer du weißt, dass da was im Argen ist.

Das Jahr ist noch jung – was habt ihr als Band für Erwartungen, Ziele und Wünsche?
Ich würd natürlich im Sommer gerne noch mehr Festival spielen. Alles andere lass ich echt auf mich zukommen, oder auf uns. Jetzt kommt die Platte raus und dann wird man sehen, was passiert. Wir warten selber gerade ein bisschen ab, wir wissen selber noch nicht so was kommt.

Ist sonst, abgesehen von Festivals, dieses Jahr schon etwas bezüglich weiterer Gigs geplant?
Tatsächlich nicht, es bleibt also spannend.

Was hörst du privat?
Ich hör nur unsere Platten, durchgehend, von eins bis sechs…haha. Nein, ich höre aber tatsächlich nur die Mucke, so wie wir sie auch machen. Ich hör gerne Heaven Shall Burn, As I Lay Dying…ich hör gerne Maiden, aber auch Boysetsfire, also ein bisschen mehr Hardcore. Ich hör auch manchmal ruhigere Sachen, aber es ist nicht so, dass ich jetzt irgendwie privat Daheim mir die ganze Zeit Elektro reinpfeife oder so. Nein, das ist meine Mucke. Deswegen hab ich ja auch so einen Spaß daran, die selber zu machen.

Interessieren dich /euch Reviews? Verfolgt ihr was die Journaille über euch schreit? Beeinflussen euch negative Kritiken?
Man freut sich natürlich und ich lese mir schon auch immer viele Kritiken durch. Wenn ich sehe, dass das was die schreiben Sinn macht – wenn jetzt z.B. acht von zehn Kritikern schreiben, dass dieses oder jenes gar nicht passt – dann wird man vielleicht schon mal darüber nachdenken. Angenommen wir würden jetzt bei uns über jeden zweiten Song Cleanvocals drüber legen, bei einem Album. Dann würd man es ausprobieren. Wenn sich da dann alle fragen, was wir für eine Schieße machen, würd man es wahrscheinlich beim nächsten Mal lassen.

Ok, letzte Frage: Magst du es Interviews zu geben, oder gehört das einfach zum Job?
Das kommt immer so ein bisschen aufs Interview an, aber so was hier mach ich gerne, ist doch ein netter Plausch. Mach ich schon gerne.

Zum Abschluss würde ich gern noch das traditionelle Metal1-Brainstoming mit dir machen:
Brainstorming? Brain – kannst du bei mir schon vergessen.
Lasagne: Hab ich früher immer “Salagne” gesagt. Bis zu meinem achten Lebensjahr hab ich „Salagne“ gesagt.
Bolt Thrower: ja…vertonter Panzer
Tatort: Sind alle Fan von, ich bin da irgendwie nicht so drin.
Ostsee: War ich zu selten.
Die Bahn: hä…ne. Ich war da zu oft drauf angewiesen und hab eigentlich fast nur schlechte Erfahrungen gemacht.

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