Review Neaera – Forging The Eclipse

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Death Metal

NEAERA ruhen nicht. Nur 15 Monate nach “Omnicide – Creation Unleashed” gibts für Fans der gepflegten Ruhrpott-Dampfwalze Nachschub: Auf den düsteren Titel “Forging The Eclipse” hört das Teil, und ich kann gleich vorwegnehmen: er passt. Die gewohnt wuchtige Produktion von Tue Madsen verleiht „Forging The Eclipse“ genau den Sound, den die Platte braucht: Druckvoll und mit einer sauberen Differenzierung zwischen den einzelnen Instrumenten, gleichzeitig aber auch nicht so zerstörerisch, dass die Trommelfelle einen durchgängigen Hördurchlauf kaum mitmachen, was mich bei der neuen Heaven Shall Burn-Platte etwas störte.

Mit „The Forging“ legen NEAERA los: ein recht ruhiges Intro mit zwei cleanen Gitarren, die eine leicht spannungsgeladene Atmosphäre erzeugen, während ein Hintergrundrauschen immer weiter anwächst und schließlich in „Heaven’s Descent“ überleitet: In diesem Song behandeln die Münsteraner das Thema Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche. Klanglich weiß das Lied voll und ganz zu überzeugen und könnte auch ohne Probleme von „Armamentarium“ stammen – bereits ein kleiner Hinweis darauf, dass NEAERA auch auf ihrem fünften Studioalbum nicht experimentieren, sondern sich und ihrem Sound zu 100 % treu bleiben. Auffällig ist, dass Shouter Benni Hilleke inzwischen deutlich weniger growlt als sein hohes Gekreische zum Besten gibt. Das hat zur Folge, dass NEAERA anno 2010 noch ein wenig gemeiner klingen. Was das Instrumentalische betrifft, gehen sie nach dem selben Muster vor, wie sie es schon immer taten: Schnelle und kompromisslos brachiale Songs, wie es das bereits erwähnte Lied „Heaven’s Descent“ oder das verdammt schnell vorneweg holzende „Arise Black Vengeance“ wechseln sich mit melodische(re)n („Eight Thousand Sorrows Deep“ – mit fast schon melancholischen Riffs und einem absoluten Ohrwurmrefrain – oder „Rubikon“) ab. NEAERA bewegen sich dabei zumeist im Mid- bis Up-, manchmal Blastbeat-Tempo, kurze Ausflüge in Core-Gefilde dürfen natürlich auch nicht fehlen, diese sind aber recht selten. Mit „Certitude“ hat es außerdem noch ein sehr cooles Instrumental auf die CD geschafft, Hut ab.

„Forging The Eclipse“ ist alles in Allem ein typisches NEAERA-Werk geworden. Doch Stillstand muss ja nicht immer gleich Rückschritt bedeuten. Nur weil die Band seit Jahren die mehr oder weniger gleiche Musik macht, heißt das nicht, dass sie dadurch langweilig wird, im Gegenteil. Bei Caliban und Heaven Shall Burn ist das schließlich nicht anders, und deren letzte CD fand ich jeweils auch prickelnder als alles, was davor kam. So ist auch „Forging The Eclipse“ für mich das bisher überzeugendste Werk von NEAERA, denn während beispielsweise „Armamentarium“ mir zwar auch gut gefiel, aber meist nur „auszugsweise“ lief und noch läuft, ist „Forging The Eclipse“ durchweg eine Mordsgaudi, da sich auf der CD keine Ausreißer nach unten befinden, NEAERA sich auf konstant hohem Niveau bewegen und einige richtig starke Lieder die Sache abrunden.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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