Interview mit Tuomas Saukkonen von Wolfheart

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Interviews werden in der Regel in der Promophase zu einem Album oder einer Tour geführt – und dann über diese Themen. Doch Alben und Shows gäbe es nicht, wären die Gesprächspartner nicht so begeisterte Instrumentalisten. In unserer Serie „Saitengespräche“ wollen wir dem Rechnung tragen – mit Interviews, die sich ganz um Instrumente, Verstärker, Effekte und andere Technik drehen. Von Gear-Nerds für Gear-Nerds – und solche, die es werden wollen.

In Teil 13 der Serie unterhalten wir uns mit Tuomas Saukkonen – Mastermind und Multiinstrumentalist hinter WOLFHEART und diversen anderen Projekten wie BEFORE THE DAWN und BLACK SUN AEON.

Wann hast du angefangen, Gitarre zu spielen?
Ich habe angefangen, als ich etwa acht Jahre alt war.

Was hat dich damals dazu gebracht, dass du Gitarre lernen willst?
Mein Nachbar war Sänger in der einzigen Death-Metal-Band in dem Dorf, in dem ich aufwuchs. Ich kam mit dem Metal also bereits in sehr jungen Jahren in Berührung. Ich habe dann angefangen, selbst Metal zu hören und hatte damit bald den Drang, selbst zu spielen.

Hast du vorher schon ein anderes Instrument erlernt respektive erlernen müssen?
Die Gitarre war mein erstes Instrument und später habe ich angefangen, Piano und Schlagzeug zu spielen.

Weißt du noch, welches Modell deine erste Gitarre war?
Meine allererste Gitarre war eine akustische Gitarre, die mein Großvater gebaut hatte. Er war Schreiner.

Wie viele Gitarren und Bässe besitzt du?
Ich besitze zwei maßgefertigte Bariton-E-Gitarren, eine Bariton-Akustikgitarre, einen Akustikbass sowie ein Pearl- und ein Yamaha-Schlagzeug.

Haben die Instrumente für dich unterschiedliche Einsatzbereiche, also hast du etwa verschiedene für unterschiedliche Bands oder Anlässe, etwa Studio, Liveauftritte und den Urlaub?
Ich bin sehr pragmatisch im Hinblick auf Instrumente und habe immer eine Hauptgitarre, die ich im Studio, live und zu Hause spiele. Aktuell ist das meine neueste Errungenschaft, eine Raato Bariton Explorer.

Worauf legst du aus technischer Sicht besonderen Wert, welche Kriterien muss ein Instrument für dich erfüllen, damit du damit zufrieden bist?
Das Wichtigste ist, wie sie in der Hand liegt, denn mehr als alles andere ist sie für mich ein Werkzeug. Als nächstes muss sie schwarz sein … (lacht) Und mittlerweile, wenn es ein Saiteninstrument ist, muss es  Baritonstimmung haben … und immer passive Tonabnehmer!

Man hört ja oft von Musikern, die eine spezielle Verbindung zu ihrem Instrument zu haben scheinen. Empfindest du das auch so? Hast du ein Lieblingsinstrument?
Ich denke, mir geht es genauso. Meine alte Customgitarre diente mir über 14 Jahre als Hauptinstrument und nur wenige Male habe ich eine andere Gitarre auf der Bühne benutzt, wenn eine Saite gerissen war. Jetzt wachse ich langsam in die neue hinein und hoffe, dass sie für das nächste Jahrzehnt in meinen Händen weiter bestehen wird.

Hast du daran spezielle Modifikationen vorgenommen oder ist es sowieso ein Custom-Modell? Kannst du uns hier die technischen Details nennen?
Die Korpusform ist eigentlich eine Old School Gibson Explorer, aber der Tonabnehmer ist ein Bare Knuckle „Ragnarok“. Das Halsprofil ist modifiziert und die Oberfläche der Gitarre ist mit Elektrizität verbrannt, um ein sehr einzigartiges Aussehen zu erreichen. Die Mensur ist 27.666″, weil ich die Gitarre sowohl in A- als auch in G-Stimmung verwenden werde und sowohl eine etwas tiefere Stimmung als auch Luzifer erreichen wollte. (lacht)

Gibt es ein Modell, etwa das Instrument eines großen Vorbilds, das du gerne einmal spielen würdest?
Hmm … Da ich mich in den letzten 20 Jahren mit maßgefertigten Gitarren beschäftigt habe, würde ich meine Gitarre jeder anderen vorziehen.

Für Touren werden Verstärker ja oft geleast – ist das für dich in Ordnung oder hast du deinen eigenen Amp dabei? Welches Modell spielst du?
Ich bin ziemlich altmodisch, wenn es um Verstärker geht, und ziehe Verstärker immer Kemper, Plugins und so weiter vor. Ein großer Teil meines Sounds kommt aus der Kombination von superdicken Saiten (74-80 sind die dicksten), Baritonstimmung, Tonabnehmer und meiner Spielweise. Ich kann meine Sounds aus den meisten modernen High-Gain-Röhrenverstärkern herausholen, so dass ich auf Tour sehr flexibel bin: Marshall JCM 2000, Peavey 5150 und so weiter, Blackstar, Engl et cetera sind für mich alle gut einsetzbar.

Neben dem Instrument und dem Verstärker haben Soundeffekte einen wichtigen Anteil am Klang. Setzt du auf einzelne Tretminen, ein Multieffektboard oder eine Kombination?
Nur ein Stimmgerät. Bei WOLFHEART spiele ich nur die Rhythmusgitarre auf der Bühne, während ich im Studio auch alle Melodien, Cleans und so weiter spiele. Konzerte sind einfach: nur zwei Kabel und ein Stimmgerät.

Gedankenspiel: Du darfst nur einen Einzel(!)effekt mit auf die Bühne nehmen – für welchen entscheidest du dich? Welches Effektpedal macht deinen Sound aus?
Wenn ich ein melodisches Stück auf der Bühne spielen würde, würde ich es ohne hochwertigen Hall und Verzögerung gar nicht erst versuchen.

Hast du zum Abschluss noch einen Tipp für angehende Musiker?
Da alle denkbaren Plugins und so weiter zur Verfügung stehen, habe ich festgestellt, dass viele Anfänger sich ein bisschen zu sehr darauf konzentrieren, die idealen Sounds für sich zu finden und zu schaffen. Dabei sollten sie sich viel mehr auf ihr Spiel, ihre Dynamik, ihre Klangführung, ihr Picking und dergleichen konzentrieren. Schließlich baut man dort seinen eigenen Sound. Lass deine Hände mehr auf dem Griffbrett als auf dem Mousepad.


Im nächsten Teil der Serie kommt Richard Henshall (HAKEN)  zu Wort!


Die bisherigen Teile der Serie findest du hier:

Publiziert am von

Fotos von: Andreas Brückner

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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