Interview mit András Nagy von Sear Bliss

Auf dem Pagan Nights Festival traf sich Redakteur Moritz am sehr späten Abend des 10.6.2006 nachdem die letzte Band ihren Auftritt absolviert hatte, während der „Aftershowparty“ mit SEAR BLISS Bandkopf, Sänger und Bassist András Nagy in der Keltenstube, um zwischen lauter Betrunkenen Semiwikingern ein interessantes Interview mit dem äußerst sympathischen Ungarn zu führen, welches selbst Aufschluss über vollgepisste Schneehaufen gab.

Danke erstmal für das Interview! Was denkst du über das Festival und wie ist dein Eindruck von den Fans und all den Leuten hier?
Es ist definitiv der schönste Ort, an dem wir je gespielt haben, wir haben nie in solch riesigen Wäldern und so gespielt. Und ich mag Bayern, also ist es sehr schön, hier zu sein, wir genießen es sehr. Es ist ein etwas kleineres Festival, aber darum mag ich es. Wir können mit den Fans zusammen sein und das ist sehr gut, es ist etwas besonderes.

Das Release von „Glory And Perdition“ liegt nun schon eine Weile zurück, kannst du mir also Auskunft geben, was für die Zukunft geplant ist?
Nach „Glory And Perdition“ haben wir unsere DVD rausgebracht, also waren wir wirklich sehr beschäftigt. Für die Zukunft gibt es einige Dinge, aber am wichtigsten ist, dass die ersten drei Sear Bliss Alben vom dänischen Label Vic Records wiederveröffentlicht werden. Sie werden mit einem neu gemischten Sound veröffentlicht und wir werden zum Beispiel die Keyboards neu aufnehmen, einige Posaunenparts hinzufügen und so weiter. Also wird es etwas ziemlich aufwendiges werden, mit einem neuen Sound, neuen Instrumenten und neuen Booklets. Die werden wir im September veröffentlichen und außerdem werden wir bei Candlelight Records unterzeichnen. Sie haben uns gerade einen drei-Album-Deal angeboten, den wir nun unterzeichnen werden. Ich denke, das ist ziemlich gut, weil Candlelight ein recht großes Label ist. Wir werden außer diesen Rereleases außerdem im Herbst anfangen, ein neues Album aufzunehmen, wahrscheinlich im September, das weiß ich noch nicht. Auf der anderen Seite haben wir gerade ein Album eines Nebenprojektes fertiggestellt, das „Forest Silence“ heißt und es wird auch über Candlelight veröffentlicht. Es ist langsamerer Black Metal, der sehr düster wirkt, sehr außergewöhnlich. Wir haben es mit unserem Drummer und unserem Ex-Keyboarder gemacht.

Aber nichtsdestotrotz noch ein paar Fragen zu „Glory And Perdition“. Ich fragte mich immer, was genau auf dem Coverartwork des Albums abgebildet ist und was es ausdrücken soll.
Naja, sobald wir ein Album haben, fragen wir einige sehr gute Künstler, ein Cover zu machen und dieses mal machte das ein ungarischer Künstler. Er ist definitiv einer der besten Maler, die ich je gesehen habe. Er ist ziemlich unbekannt aber er hat auch beispielsweise ein Cover für Venom gemacht, das vom sehr langsamen „The Waste Lands“ Album. Wir haben den Künstlern immer die Musik und Texte gegeben, also habe ich sie diesmal ihm gegeben, er hörte sich das Album an, las die Texte und so weiter, wir ließen ihn seine eigene Vorstellungskraft nutzen und das ist, was dabei rauskam. Natürlich hat er ein paar Entwürfe und Skizzen gemacht und wir wählten dieses aus und sagten „Ja, das ist sehr gut!“. Ich habe bereits seine vorherigen Werke gesehen und wusste daher, dass er sehr gut darin ist, Schlachten zu malen. Also veranlassten wir ihn, einige Schlachten in einer sehr atmosphärischen Umgebung zu malen, also machte er das daraus. Das besondere ist, dass ich das Original habe, das auf meinem Tisch steht. Dieser Kerl malt mit einer Lupe, also gibt es dort sehr, sehr feine Details. Alles in allem denke ich, es reflektiert nicht nur die Stimmung des Albums, sondern auch die von Sear Bliss generell, dass wir voller Kraft sind. Und natürlich verwenden wir die Posaunen und Hörner, das ist auch der Grund, warum die Teufel auf dem Artwork Hörner verwenden. Es repräsentiert, dass wir stärker denn je sind, denke ich.

Also sind die Typen auf dem Cover Teufel oder Dämonen oder sowas?
Ah, ich weiß nicht genau, vielleicht solltest du den Typ fragen, der es gemalt hat. (lacht) Ja, aber es sind Teufel in traditionell ungarischer Kleidung und den Hörnern, die wir auch verwenden, also denke ich, ist es sehr ungewöhnlich.

Meine nächste Frage bezieht sich genau auf diese Instrumente, Blasinstrumente. Warum habt ihr euch entschieden, diese Instrumente in eurer Musik zu verwenden? Das ist ja etwas ziemlich außergewöhnliches.
Wir verwenden sie seit ganz am Anfang, das bedeutet, dass wir sie seit 1994 benutzen. Als ich die Band gründete, wollte ich immer nach etwas besonderem streben, etwas originellem, außerhalb der Normen und ich hatte einen Frend, der Trompete spielte und auch ein Metalhead war. Man findet sehr selten jemanden, der Metal mag aber mit diesen Blasinstrumenten umgehen kann. Deswegen sind wir auch mit dem neuen sehr glücklich, weil er ein Black Metal Fan ist. Ich habe den Klang von Blasinstrumenten immer geliebt. Du kannst auf ihnen sehr aggressiv spielen, wenn du willst. Sie sind sehr laut, sehr kraftvoll. Eine Menge Bands verwenden Streicher wie Violinen oder Chellos, aber die sind nicht so kraftvoll. Blastinstrumente hingegen sind sehr mächtig, also denke ich, dass sie zum Metal passen, definitiv. Das ist der Grund, warum wir diese Instrumente verwenden.

Ich finde, dass euer Sound außerdem sehr avantgardistisch und sogar progressiv ist, sodass man es fast nicht mehr Black Metal nennen kann. Wie würdest du euren Stil umschreiben?
Über die Jahre hinweg, denke ich haben wir uns sehr verändert. All unsere Alben sind verschieden, wir hatten eher Black Metal lastige Alben, dann mal wieder nicht so Black Metallige Alben, so ziemlich alles. Ich weiß nicht, ob wir originell oder so sind, aber ich denke, wir haben unseren eigenen Weg gefunden und ich denke außerdem, dass es eine Mischung aus vielen verschiedenen Musiktypen ist, wir alle in der Band sind verschieden, wir sind fünf verschiedene Personen mit verschiedenen Einflüssen und so weiter. Also kannst du auf vielen CDs Einflüsse aus dem Black Metal und sogar klassischer Musik finden. Und ich denke, dass ist genau das, was Sear Bliss von anderen abhebt. Ich würde es also als Mischung aus Black Metal und klassischer Musik oder sowas beschreiben.

Würdet ihr selbst euch zur Black Metal Szene hinzuzählen oder habt ihr mit ihr überhaupt nichts zu schaffen?
Ich würde nicht sagen, dass wir nichts mit ihnen nichts zu schaffen haben, denn wir kommen aus dem Black Metal, wir lieben auch Black Metal Bands, aber trotzdem würde ich nicht sagen, dass wir „Black Metal“ sind. Denn im Black Metal geht es um etwas anderes, denke ich. Also sind wir etwas mehr als eine Black Metal Band. Du kannst mehr Elemente in unserer Musik finden. Ich würde auch nicht sagen, dass es KEIN Black Metal ist, aber gleichzeitig würde ich auch sagen, dass es etwas anderes ist.

Kannst du mir einige, metallische oder unmetallische Bands sagen, die es vermögen, euch zu beeindrucken?
Naja, das ist immer eine sehr schwierige Frage, weil wir alle ziemlich verschieden sind und ich keine Band nennen kann, die wir alle mögen… (ein Haufen betrunkener fängt an, in der Kneipe herumzugrölen und keiner kann mehr den anderen verstehen)
(lacht)…Nein, wirklich, ich kann dir keine Band nennen, weil ich eine Menge verschiedener Musik höre und wir immer danach streben, Einflüsse zu vermeiden, wenn wir Musik schreiben.

Auf eurem letzten Album hattet ihr ein paar Gastauftritte von Attila. Habt ihr eine besondere oder gute Beziehung zu ihm und zu den Bands, in denen er tätig ist?
Oh ja, ich würde sagen, dass Attila ein sehr guter Freund von mir ist. Ich kenne ihn seit acht Jahren oder sogar schon länger, wir hatten ein paar Gigs zusammen und so weiter. Wir sind gute Freunde, weil wir in Ungarn das gleiche Management hatten und als ich an der Uni war, kam er oft vorbei und wir haben zusammen gefeiert und so. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Ich liebte immer seine Stimme auf dem ersten Mayhem Album und ich wollte immer, dass er für uns singt, so kam schließlich irgendwann die Zeit, dass er verfügbar war, und er kam und sang für uns. Ich bin sehr zufrieden, weil ich ihn und seine Stimme sehr mag, er ist ein toller Kerl. Ja, und ich bin sehr glücklich, dass er wieder bei Mayhem ist, da ich denke, dass er für Mayhem der beste Sänger ist. Ich würde sogar sagen, dass er in der gesamten Szene einer der besten Sänger ist.

Also bist du auch sehr gespannt, wie das nächste Mayhem Album sein wird.
Ja, aber ich habe ihn gesehen, wir haben im Dezember in Budapest live mit Mayhem gespielt und sie waren fantastisch. Attila hat eine sehr extreme Stimme, sogar auf der Bühne.

Auf eurer DVD ist der Titel auch in Runen geschrieben…
Hmm… Ja, es sind die alten, traditionell ungarischen Runen. Wir fühlen uns der ungarischen Mythologie und Geschichte sehr verbunden, deswegen verwenden wir diese ungarischen Runen.

Habt ihr jedoch etwas mit dem Heidentum oder gar nordischer Mythologie zu tun, oder interessiert euch das herzlich wenig?
Es interessiert as, wir verwenden diese Themen in unseren Texten sehr oft. Wir sind sehr interessiert am Heidentum und all diesem Zeug, besonders am ungarischen Heidentum, welches sogar in Ungarn sehr unbekannt ist. Das ist auch der Grund, weshalb wir auf dem nächsten Album einige sehr außergewöhnliche traditionell-ungarische Instrumente verwenden werden. Wir kennen ein paar Leute, die in ungarischen Folk-Bands spielen und wir werden eine ungewöhliche Kombination auf dem nächsten Album verwenden. Wir mögen diese Tradition, ich denke, dass es für uns ziemlich interessant ist!

Gibt es ungarische Bands, einige Geheimtipps, die du mir geben könntest?
Ja, die ungarische Szene ist ziemlich klein, aber es gibt ein paar vielversprechende Bands. Ich würde zum Beispiel Witchcraft nennen, sie spielen ziemlich guten Black Metal, oder wenn ich sogar Forest Silence nennen darf, das Projekt unseres Ex-Keyboarders, das ist auch was interessantes. Aber du kannst in Ungarn nicht nur Black Metal finden, eigenentlich jeden Typ von Metal. Da könnte ich Attilas letzte Band erwähnen, sie heißt Korog. Sie kommen aus Ungarn und spielen eine Mischung aus Black Metal und psychedelischem Zeug, sehr experimentell. Ich hoffe, dass die internationalen Medien immer mehr und mehr ungarischen Bands Aufmerksamkeit schenken werden.

Euer lyrisches Konzept wird oft mit „kosmischen Themen“ umschrieben. Dann lass uns mal einen etwas seltsamen Sprung zu Dissection machen, die ihren Stil als „anti-kosmischen“ Metal bezeichnen!
(lacht)

Du hast sicher mitbekommen, dass sie sich wiedervereint haben. Letztens kam das neue Album „Reinkaos“ raus… Hast du es gehört?
Nein, nein, noch nicht.

…und jetzt haben sie sich wieder aufgelöst!
Ja, ich weiß. Wir haben mit ihnen zweimal gespielt, einmal in Deutschland und einmal in Budapest und sie wahren sehr coole Typen. Und in Bezug auf die Frage: Wir behandeln einfach aus dem Grund kosmische Themen, da ich mich sehr für Kosmologie und all das interessiere. Ich lese dauernd Bücher zu diesen Themen, Kosmologie, Astrologie und so weiter und ich denke, deswegen schreibe ich auch manchmal darüber. Also, okay Sie sagen, dass sie anti-kosmische Musik spielen… Okay, so ist’s halt. (lacht)

Aber du hast ihr neuestes Album wirklich noch nicht gehört?
Nö!

Ich finde es ziemlich verrückt, was sie taten, sie sind vom Black Metal zum Melodic Death Metal gesprungen und ich kann es nicht weiterempfehlen.
Ja, davon habe ich gehört. Ich mag das alte Zeug, es ist verdammt gut. Aber es ist etwas anderes, weißt du. Aber wie gesagt, wir haben sie getroffen, wir haben Jon getroffen und er war ziemlich nett. Sie waren auch auf der Bühne ziemlich gut, daran kann ich mich gut erinnern.

Okay, dann eine letzte Frage. Ein Bekannter erzählte mir gerade, dass auf der DVD euer Drummer zu sehen ist, wie er seinen Kopf in einen vollgepissten Haufen Schnee steckt…
Ja, genau! (lacht)

Und er wollte wissen, warum er das tat!
(lacht) Weil er verrückt ist! Das ist die einzige Antwort! Es war eine lange Tour, wir sind mit einem Nachtbus gefahren und haben die ganze Zeit gesoffen. Und er ist einfach verrückt, dieser Kerl ist einer der verrücktesten Menschen, die ich je gesehen habe und er tut immer verrückte Sachen, wirklich immer! Das war nichts so besonderes, es gab viel, viel, viel härtere Sachen, bei denen er uns nicht erlaubte, sie auf der DVD zu verwenden. Er sagte nein „Nein, das könnt ihr nicht verwenden!“. Aber ja … Er IST ein verrückter Typ!

Beispiele?
Ooh, da gibt es einige Geschichten, als wir sehr, sehr betrunken waren. Ja, wenn er betrunken ist, pisst er gerne am hellichten Tag auf die Straße. Also pisste er da auf die Straße und zeigte jedem seinen Schwanz und so weiter. (lacht)

Oh ja, ich kenne ein paar Leute, die das selbe auch ganz gerne mal machen!
Okay, das war alles, denke ich. Ich danke dir für das Interview!

Vielen Dank!

Geschrieben am von Metal1.info

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