Interview mit Selim Lemouchi von The Devil’s Blood

THE DEVIL’S BLOOD sind zweifelsohne ein Phänomen. Mit ihren beiden Alben entfachten die Niederländer die Liebe vieler Menschen für psychedelisch-okkulten Rock neu und initiierten ganz nebenbei eine wahre Flut an Retro-Bands. Im Dezember 2012 begab man sich auf die „The Everlastin Satournalia“ Tour. Beim Tourstart in Berlin setzten wir uns mit Gitarrist und Songwriter Selim Lemouchi zusammen, um über Vergangenes und Zukünftiges zu reden.

Hallo. Danke, dass du dir die Zeit für uns genommen hast.
Na klar, überhaupt kein Problem.

Als ihr mit eurer ersten EP und dem Album rauskamt, seid ihr, in puncto Erfolg, direkt durch die Decke gegangen. Hattest du etwas der Art erwartet, als du die Musik schriebst?
Überhaupt nicht.

Verspürtest du infolge dessen, beim Schreiben des Nachfolgers, Druck, den Fans das zu geben was sie hören wollen?
Nein, überhaupt nicht. Eigentlich das Gegenteil: Du fragtest, ob ich erwartet hatte, dass irgendetwas passiert und um ehrlich zu sein erwarte ich nie, dass irgendetwas passiert. Es geht darum zu versuchen, das Beste zu schaffen, das man erschaffen kann und die Kunst und Musik zu machen, mit der du dich stark verbunden fühlst. Und wenn du das geschafft hast, das ist Erfolg.

Also wenn du das rüberbringen kannst, was dir wichtig ist, das ist Erfolg?
Genau, dass ist alles, worum es geht.

Dann also eher Erfolg auf einem persönlichen denn einem kommerziellen Level?
Ja, absolut. Ich denke auf einem kommerziellen Level gibt es heute kaum noch Bands, die davon leben können ihre Alben zu verkaufen. Die Musikindustrie ist an ihrem tiefsten Punkt und es ist einfach nicht mehr dasselbe wie vor 20 oder 30 Jahren. Ich denke Menschen wie wir machen die Musik nicht wegen des Geldes, der Berühmtheit oder des Erfolges im herkömmlichen Sinne des Wortes. Wir wollen einfach etwas machen, dass uns anspricht, dass unsere Wahrheit spricht und wenn wir das erreichen können, dann ist das aller Erfolg, den ich benötige.

Bist du zufrieden mit eurem Erfolg in dem Sinne, wie du ihn gerade beschrieben hast?
Absolut, ich meine ich habe zwei sehr gute Alben gemacht, ich habe eine sehr gute EP und einige Singles gemacht und ich bin sehr, sehr stolz auf das, was wir getan und erreicht haben und was wir auch weiterhin tun werden. Wir werden jetzt ein neues Album schreiben und wir werden sehen, was passiert.

Wenn wir gerade vom neuen Album sprechen: Was inspiriert dich neue Musik zu schreiben? Gibt es da bestimmte Punkte, wie Filme, Bands, Orte oder Geisteszustände?
Nein. Normalerweise musst du, nachdem du ein Album gemacht hast, touren und so weiter. Also übst du eine Meng, um wieder eine gute Live-Band zu werden. Und dann ist da immer diese lange Periode ohne Kreativität, nur Arbeit, Arbeit, Arbeit – Songs spielen, die man bereits ein Jahr vorher aufgenommen hat, weil man sie ja eine Weile live spielen muss. Normalerweise werde ich dann nach ein paar Monaten extrem depressiv und gelangweilt wenn ich das tue und ab einem bestimmten Punkt muss ich einfach wieder anfangen etwas zu erschaffen, muss ich einfach wieder anfangen etwas Neues zu tun und ich weiß nicht, was dabei herauskommen wird. Das ist auch für mich eine Überraschung. Und wenn das passiert, können da seltsame Momente sein: Wenn du zum Bsp. für drei Wochen oder sogar einen Monat nicht Gitarre gespielt hast und ganz plötzlich fühlst du dich zu deinem Instrument hingezogen und da ist diese Stimme in deinem Kopf die immer und immer wieder diese Harmonie singt. Und da sind bereits Worte und Bilder da, von dem was es werden könnte – wie in einem Traum, nebelig und bewölkt, aber du kannst Umrisse erkennen. Du fängst an eine Idee davon zu haben, wohin es sich entwickelt und wenn das passiert musst du alles was du gerade tust stehen und liegen lassen und dich hinsetzen und aufnehmen. Dass kann dann ziemlich schnell gehen. Ich kann ein Jahr lang nichts schreiben und dann wieder sieben Songs in ein paar Wochen.

Also wenn du nicht arbeitest bildet sich eine Leere in dir, die sich dann selbst füllt?
Ja.

Du hast in einem Interview einmal gesagt, dass du die Lyrics quasi nicht schreibst, sondern, dass diese nur durch dich hindurchfließen. Kannst du mir erklären was du damit meinst? Woher kommen die Texte, bevor sie durch dich fließen? Ist das wieder mit dieser Leere verbunden?
Auf eine Weise, ja. Es ist die Leere die zu der Leere spricht. Es ist Chaos das im Universum ist, dass sich hinter dem Universum versteckt, dass aktiv versucht durch dich hindurch auszubrechen. Und einer der vielen Wege, auf denen es versucht auszubrechen ist kreative Gedanken in Menschen anzuregen, Menschen auf die Realität blicken zu lassen und zu entscheiden, dass Realität nicht genug ist und nicht ist, was es sein sollte und das etwas hinzugefügt werden muss, um es zu verändern und für uns gängig zu machen. Es ist wie ein magischer Prozess. Dieser Prozess benötigt oft jemanden, um die harte Arbeit zu verrichten. Die Energien selbst sind nur Energien, sie müssen umgewandelt und übersetzt werden, in etwas das greifbar ist, dem man zuhören kann und das ist das, was ich tue. Ich versuche das Album zu erschaffen, das da sein sollte, es aber noch nicht ist.

Und denkst du bereits über das Artwork nach, während du schreibst? Denn das Artwork scheint euch als Band ja sehr wichtig zu sein.
Ich bin kein Künstler in diesem Sinne. Ich bin kein Maler oder irgendetwas, zumindest kein sehr guter. Was ich mache ist folgendes: Ich suche mir einen Künstler aus, jemanden den ich respektiere oder den ich auf irgendeine Art und Weise bewundere, jemanden, von dem ich denke, dass er etwas zu dem was ich tue hinzufügen kann. Ich schicke ihm dann alle Demos, die wir zu Hause aufnehmen. Einfach die Demos mit Texten und die [Künstler] lassen sich dann davon inspirieren und erschaffen Kunstwerke. Es ist also immer ein separater Prozess, aber die Musik ist die Inspiration für die Visualisierung und nicht meine Ansichten oder Meinungen von der Musik. Ich werde einem Künstler also nie sagen, dass ich dieses oder jenes sehen will und dass dieses Blau und jenes Rot sein muss. Dies ist meine Musik, das ist alles was ich darüber sagen kann. Was du denkst und fühlst wenn du die Musik hörst, dass ist die Realität, die du in Form von Kunst erschaffen musst. In der gleichen Weise muss jemand der unser Album kauft und es hört von diesem Punkt an seine eigene Realität erschaffen.

Gibst du dem Künstler Hinweise, wenn du bestimmte Bilder im Kopf hast während du die Musik schreibst?
Nein, ein komplett frischer kreativer Prozess.

Ihr wart kürzlich mit Behemoth, Watain und In Solitude in den USA auf Tour. Hast du dich wohlgefühlt mit diesen Bands zu touren, da die musikalischen Ausrichtungen doch recht stark auseinander gehen?
Die Tour mit Watain und In Solitude war mehr als nur angenehm. Es war wie mit deiner Familie, Freunden, deinen Brüdern und Schwestern unterwegs zu sein. Es war besser als alles, was wir vorher oder seitdem gemacht haben. Behemoth, auch wenn sie in diesem Sinne nicht ganz so eng mit uns verbunden sind, waren extrem respektvoll, extrem bodenständig in ihrer Herangehensweise an Dinge. Wir haben uns immer gegenseitig geholfen. Alle Bands haben versucht, dass alles für die andern so gut wie nur möglich läuft. Für uns war es ein extrem wertvoller und wichtiger Monat, etwas, was in dieser Weise nie wieder passieren wird. Es ist etwas Legendäres. Ich glaube nicht, dass dies in Okkulter Musik schon einmal gemacht wurde – vier Bands mit so unterschiedlichen Herangehensweisen und Ansichten, was Satanismus ist, oder was Spiritualität ist – also nicht nur Satanismus selbst, sondern das gesamte Spektrum. Und jede dieser Ansichten erhielt einen Altar in der Zeremonie, und in der Abfolge wurde zu einem bestimmten Crescendo hingearbeitet, einem katastrophalen Klimax – einfach das Beste, das geschehen konnte.

Die Tour war also nicht um eine Spielrichtung herum ausgerichtet, sondern um eine gewisse Spiritualität. Bevorzugst du diese Art der Ausrichtung oder Konzeption von Touren, anstatt einfach fünf Death Metal Bands zusammen auf Tour zu schicken?
Dass ist für mich das schlimmste, dass ich mir vorstellen kann. Wenn ich zum Bsp. zu einem Morbid Angel Konzert gehe, dann will ich nicht noch drei andere Morbid Angels sehen. Ich habe diese Art zu denken nie verstanden. Ich denke von einem musikalischen Standpunkt aus hatte man auf dieser Tour den fanatischen Black Metal Watains, den Heavy Metal von In Solitude, den moderneren Death Metal Style von Behemoth und du hattest unseren Rock n‘ Roll/ Psychedelic. Du hast dieses sehr breite Angebot an Musik, von dem du wählen kannst und das du auf unterschiedliche Weisen genießen kannst. Es werde verschiedene Energien aktiviert, unterschiedliche Emotionen betont und einfach eine größere Anzahl an Gefühlen transportiert. Das ist für mich wertvoll. Wie gesagt, auf ein Morbid Angel Konzert gehen und fünf Morbid Angel Klone als Support sehen ergibt für mich überhaupt keinen Sinn. Das ist etwas, was ich insgesamt für eine Schwäche in der Metal Szene halte, aber man sieht es in jeder anderen Szene genauso: Dieses Bedürfnis nach Konsistenz, dass ich nicht nachvollziehbar finde. Wir gehen zu einer Death Metal Show, oder wir gehen zu einer Thrash Metal Show oder wir gehen zu einer Doom Metal Show aber wir können es nicht mischen, weil wir sonst verwirrt werden.

Ich vermute ihr habt in den USA in einigen recht große Halle gespielt?
Das war unterschiedlich. Ich denke die größte Halle, in der wir gespielt haben, fasste 2000 Menschen und die kleinste um die 300. In LA und New York waren die Hallen sehr groß, aber wenn du nach Kansas oder so kommst eher nicht.

Bevorzugst du große Shows oder doch kleine Clubshows wie heute Abend?
Naja, das hier ist für mich kein kleiner Club. Wir haben einige Shows in richtig kleinen Schuppen gespielt, die mit 80 Zuschauern schon komplett gefüllt waren. Ich mag das.

Also lieber kleine Clubs?
Ich denke es ist gut beides zu machen. Manchmal ist es einfach gut zu sehen, wie sich diese sehr großen Bühnen in riesige Altäre und riesige zeremonielle Orte verwandeln wo all die Energie des Raumes auf diesen einen Ort fokussiert wird. Und manchmal ist es einfach angenehm sehr nahe an den Fans dran zu sein. Du kannst dich gegenseitig berühren und Energien austauschen.

Gilt das auch für Festivals? Denn da ist man je eher weit weg von der Menge.
Festivals sind immer ein bisschen riskant. Manchmal funktioniert das sehr ordentlich und manchmal ist es einfach schrecklich.

Hast du das Gefühl, dass es für euch auf Festivals schwerer ist die Leute zu erreichen, da die meisten betrunken sind und einfach nur Party machen wollen und weniger mit der Band interagieren wollen?
Darüber denke ich eigentlich nicht wirklich nach, wenn ich spiele. Ich spiel…und der Rest…naja, was passieren soll wird passieren.

Lass uns noch einmal kurz auf die US-Tour bzw. das Package zurückkommen. Glaubst du, dass so große Touren mit vielen bekannten Bands es für unbekannte Underground-Bands schwerer machen, auf Tour zu gehen?
Ich denke nicht, dass es für jede der Bands möglich gewesen wäre eine eigene Tour auf die Beine zu stellen. Ich denke dein Konzept von Underground und Mainstream und wie viel Geld jeweils involviert ist, stimmt wohl auch nicht ganz. Vertrau mir, wir waren die Underground-Band auf dieser Tour und ich glaube In Solitude auch. Wir haben noch einen sehr, sehr, sehr langen Weg zu gehen, ehe wir den Mainstream erreichen und auch dass nur im Sinne von die Entscheidungsfreiheit zu haben mit wem wir auf Tour gehen und wo wir spielen. Dies war eine einzigartige Möglichkeit für jeden, was so fast nie passiert. Um ehrlich zu sein…du hast mich gefragt, ob es nicht besser wäre eine kleine Underground Band mitzunehmen, aber ich würde lieber mit meinen Freunden touren, als mit einer Band, zu der ich keine Beziehung habe. Daher ist das für mich eine sehr einfache Wahl. Wenn ich jeden Tag mit Watain und In Solitude touren könnte, dann würde ich das machen.

Wenn wir gerade von Shows sprechen: Wie wählt ihr aus, welche Songs ihr live spielt? Und gibt es Variationen in der Setlist während der Tour?
Mittlerweile spielen die gleiche Setlist keine zweimal. Wir haben das früher oft gemacht. Bevor wir auf die US-Tour gegangen sind hatten wir vier oder fünf verschiedene Setlists und haben dann einfach jeden Abend eine von denen ausgewählt. Aber auf der US-Tour hatten wir nur so um die 30 Minuten um unser Ding durchzuziehen und wir haben entschieden, dass wenn wir die gleichen drei oder vier Songs jeden Tag spielen würden, diese sehr nervtötend für uns werden würden. Also haben wir jeden Abend eine andere Setlist gespielt. Wir haben jeden Abend andere Songs ausgewählt. Es gab Lieder, die an zwei aufeinanderfolgenden Abenden gespielt wurden und dann erst einmal eine Woche nichtmehr dran waren. Und jetzt haben wir uns dafür entschieden, dass wir – meist nach dem Abendessen, also jetzt – uns hinsetzten, Zettel und Stift nehmen und jeder kann ein paar aussuchen. Und so machen wir unsere Setlist.


Euer Musikstil bezieht sich ja eher auf den Psychedelic-Rock der 70er Jahre.
Absolut.

Und nach eurem Durchbruch tauchten einige Bands auf, die Musik spielten, die eher auf ältere Bands ausgerichtet war wie Graveyard die sich an Led Zeppelin orientieren oder Ghost, die ganz ähnliche Musik machen wie ihr. Diese werde im Allgemeinen als „Retro“ bezeichnet – was hältst du von dieser Bezeichnung? Ergibt das für dich Sinn?
Nein, zumindest nicht für mich. Ich kann nicht für die anderen Bands sprechen und es gibt eine Menge Bands, die retro-Bands sind. Ich denke Graveyard ist ein gutes Beispiel für eine ehrliche retro-Band. Die mögen das einfach und haben sich ihre Ecke gesucht, in der sie sein wollen. Aber The Devil’s Blood ist niemals eine solche Band. Wir schreiben niemals den gleichen Song zweimal hintereinander. Ich denke wir machen einfach nur Musik. Ich denke nicht, dass wir Musik im Stile irgendeiner anderen Band machen. Mir fällt einfach keine Band ein, die das sein sollte. Überhaupt nicht, also kann es nicht retro sein. Es ist neu. Auf seine Weise ist es sogar modern und ich denke, dass das mit dem nächsten Album noch deutlicher werden wird, auf dem wir im Grunde ein eine komplett andere Richtung gehen werden. Es wird immer noch ein Rockalbum sein. Ich denke wir sind einfach eine Rockband. Wir machen Rock and Roll. Ich interessiere mich nicht für Retro oder Garage oder Death Metal oder Thrash. Es ist bedeutungslos. Es gibt zwei Arten Musik auf dieser Welt: Musik die ich mag und Musik die ich nicht mag. Musik die ich mag spricht zu mir auf eine sehr pure und direkte Art und berührt mich im Herzen, im Hirn, in der Seele und im Schritt. Sie lässt dich fühlen und etwas ausdrücken. Etwas über dich selbst ausdrücken, Wahrheiten über die Welt in der wir leben erkennen und über deine Verbindungen und Abstände zu dieser Welt. Wenn die Musik das tut, dann ist es gute Musik und wenn sie es nicht tut, dann nicht, zumindest nicht für mich. Ja, ich höre eine Menge alter Musik, aber ich höre auch eine Menge neuer Musik. Ich denke The Devil’s Blood, in Bezug auf den musikalischen Stil, ist einfach alle meine Einflüsse in einer großen Schüssel durchgemischt und was dabei herauskommt ist das was wir machen.

Was hältst du von retro-Bands, die sagen: „Wir mögen eine Band, also spielen wir im Stile ihrer Musik.“?
Für mich wäre es langeilig. Ich meine, wenn das das ist, was sie machen wollen, dann sollten sie das tun. Für mich wäre es langweilig, da diese Band schon existiert. Und sie haben schon all die Alben gemacht, die sie je machen werden. Als Musiker oder Künstler verstehe ich den Bewegrund dahinter nicht, etwas zu tun was bereits getan wurde. Egal wie gut es ist. Du nimmst eine Formel und gründest deine eigene Arbeit auf dieser Formel. Du solltest deine eigene Formel entwickeln, du solltest versuchen deinen eigenen Sound auszubalancieren. Es geht um Persönlichkeit – ich will jemandes Seele hören, nicht ihren Geschmack.

Wir haben schon ein wenig über Spiritualität gesprochen, besonders im Zusammenhang mit eurer US-Tour. Du sprichst auch selbst oft über deine Spiritualität und über deine Beziehung zu Satan. Mit dem im Hinterkopf: Was hältst du von dem Satanismus, wie er besonders von True-Norwegian-Black-Metal-Bands zelebriert wird, mit all der plakativen Symbolik und den entsprechenden lyrischen Ergüssen? Gibt dir das irgendetwas?
Dass kommt darauf an wer es macht und warum. Es geht darum ob ich das Gefühl habe, dass sie das Gesagte auch wirklich glauben und ob sie sich dem verpflichtet fühlen. Ich meine ich habe ein Menge Black Metal Platten in meiner Sammlung und ich versuche diejenigen herauszufinden, die tatsächlich etwas von sich geben, dass wahr ist, auf welche Art und Weise auch immer.

Also solange es ehrlich gemacht wird, ist es egal wie es gemacht wird?
Ich denke Ehrlichkeit ist eine sehr wichtige Sache, besonders wenn es um Kunst geht, denn wenn Kunst nicht ehrlich ist, dann ist sie per Definition leer. Der Künstler muss in der Lage sein, seine Seele offenzulegen und sein Herz zu öffnen und dir zu zeigen, was darin ist. Und wenn man das auf eine Art kann, die sich in wunderschöne Musik übersetzen lässt, oder in spannende Kunstwerke dann bist du auf dem richtigen Weg. Aber wenn du nur versuchst etwas zu tun, weil es schon getan wurde und du weißt, dass es erfolgreich sein wird, dann bist du ein Designer und kein Künstler. Das ist der Unterschied.

Und was bedeutet der Begriff Satanismus“ für dich persönlich? Was ist deine Beziehung dazu?
Meine Beziehung zu Satan ist The Devil’s Blood. Der Grund warum wir, warum ich das tue ist diese Beziehung. Für mich ist das ein sehr eindeutiger Weg, verbunden mit sehr bestimmten Idealen, nach denen man leben soll, ergo die Arbeit die wir machen. Satan ist viel mehr als nur ein Wort oder ein Name oder eine Figur. Es ist all die Energie im Universum die sich permanent bewegt und Wege sucht um freier und unabhängiger zu werden von allem was es umgibt. Diese Reise ist das, was ich in die Musik und die Texte von The Devil’s Blood übersetze. Das ist einfach die Beste Erklärung, die ich dafür geben kann.

Kannst du, neben dieser Spiritualität, einige musikalische Einflüsse auf dich nennen bzw. festmachen?
Klar, kann ich stundenlang machen.

OK, könntest du dann vielleicht einfach zwei, drei nennen, oder ist das unmöglich?
Nein, nein, das geht. Da sind einige der Bands, die ich schon mein ganzes Leben höre wie The Misfits, Guns n‘ Roses, Black Sabbath natürlich, 13th Floor Elevators, eine Menge 60er psychedelische Musik wie die alten Pink Floyd, Byrds. Und dann eine Menge sehr kleine, unbekannter Acts, die nur ein paar Singles oder eine EP gemacht haben. Und dann sind da natürlich Mayhem und Bathory und Morbid Angel. Keine Ahnung. Es gibt so viel Musik die mich inspiriert und die ich schätze. Tom Waits, Nick Cave. Leidenschaftliche Sachen, die aus dem Bedürfnis zu erschaffen heraus entstanden sind. Das fast schon verrückte Verlangen etwas zu erschaffen, dass noch nicht erschaffen wurde. Das motiviert mich.

Apropos kleine, unbekannte Bands: Kannst du dich an die letzte Band erinnern, die du entdeckt hast und die dich komplett umgehauen hat?
Ja, in letzter Zeit, wenn mich Menschen so etwas fragen, komme ich immer zu dieser Band aus Frankreich, genannt „Diapsiquir“. Die haben 2011 ein Album auf End All Life bzw. Norma Evangelium Diaboli veröffentlicht, die auch Deathspell Omega und Teitanblood machen. Das Album hieß „A.N.T.I“. Dieses Album in seiner Gesamtheit ist für mich das vielleicht Beste Album, das ich in den letzten 15 Jahren gehört habe. Bläst alles andere, was ich in diesen Jahren gehört habe, komplett weg. Das kommt durch die Manie und die Krankheit, die in der Musik steckt aber gleichzeitig gibt es diesen perfekten Sinn für Melodie und Songwriting. Einfach nur ungeheuer gut, in jedem Sinne. Schockierend gut.

Letzte Frage und mal was ganz anderes: Magst du es Interviews zu geben?
Das ist einfach was, was dazugehört. Es macht mir nichts aus. Ich genieße eine gute Konversation mit jemandem und normalerweise geht es ja in Interviews um Themen die ich interessant finde. Es ist keine Qual, obwohl es das durchaus auch sein kann. Ich habe diverse Interviewer fortgeschickt und oft am Telefon aufgelegt, wenn die Interviewer einfach komplette Idioten waren, keinen Respekt hatten oder einfach dumm waren, ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatten und nicht einmal das Album gehört hatten. Es kann schon nervig sein, aber es gibt mir auch eine gute Möglichkeit zu reflektieren und über Sachen nachzudenken, über die ich normalerweise nicht mehr nachdenke. Diese reflektive Kapazität, die Interviews haben, kann gut sein.

Alles klar. Zum Abschluss noch das Metal1-Brainstoming:

Eurokrise: hoffentlich Armargeddon
Festivals: bitte nicht
Pro-Tools: Q-Base
Deutsches Bier: ja
Morbid Angel: nein…ha ha, ja, na klar

Gut, dann vielen Dank für das Interview und ich hoffe es war keine Qual!
Nein, nein, das hättest du gemerkt!

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