Der Jahresrückblick 2022 von Stephan Rajchl

Schlechtestes Metal-Album des Jahres 2022

Hoofmark – Blood Red Lullabies

Bestes Entmetallisiert-Album des Jahres 2022
Bestes Festival des Jahres 2022

Definitiv das Prophecy Fest. Ich wollte schon lange einmal hin und habe es dieses Jahr zum ersten Mal geschafft. Viele großartige, außergewöhnliche Darbietungen in einer traumhaften Kulisse. Einziger Dämpfer: der eine oder andere problematische Act, um den ich aus Überzeugung einen Bogen machen musste.

Bestes Konzert des Jahres 2022

THE CURE am 23.10. in Wien. Eine zutiefst berührende, überraschend düstere Show mit starkem neuem Material, die mir zudem aus persönlichen Gründen viel bedeutet hat.

Schlechtes Konzert des Jahres 2022

IMPERIAL TRIUMPHANT am 16.6. in Wien. Der Gig muss wirklich schlecht gewesen sein, da ich mich ohne einen Blick in den Kalender nicht einmal mehr daran erinnert hätte. Ich habe vage im Kopf, dass die erste Vorband völlig fehl am Platz und der Sound ziemlich mies war.

Bestes Coverartwork des Jahres 2022

Terzij de Horde – In One Of These I Am Your Enemy: eine unglaublich eindringliche Momentaufnahme – und ein überwältigend düsterer Ausblick auf das noch Kommende.

Albumcover TERZIJ DE HORDE

Schlechtestes Coverartwork des Jahres 2022

Gwendydd – Censored: Dieses amateurhaft zusammengestückelte Bild hätte es tatsächlich verdient, zensiert zu werden.

Gwendydd Censored Coverartwork

Newcomer des Jahres 2022

ASHENSPIRE – die Band hat zwar Jahre zuvor bereits ein Album veröffentlicht, aber mit ihrer genialen neuen Platte scheinen sie (auch dank eines begeisterten Reviews von Theneedledrop) den wohlverdienten Durchbruch (zumindest nach Metal-Maßstäben) geschafft zu haben. Im Mainstream sind Wet Leg nach ihrer letztjährigen Hype-Single „Chaise Longue“ mit ihrem Debütalbum nun ziemlich plötzlich durch die Decke geschossen.

Persönliche Entdeckung des Jahres 2022

MESSA haben mich mit ihrem hervorragenden neuen Album von sich überzeugt. Ansonsten liegen meine Neuentdeckungen fast ausschließlich im entmetallisierten Bereich: FLORENCE + THE MACHINE und AURORA. Und ich habe erkannt, dass ich auch den älteren COLDPLAY-Platten einiges abgewinnen kann.

Enttäuschung des Jahres 2022

– musikalisch: An FORLESEN hatte ich wegen der beteiligten Musiker*innen hohe Erwartungen, aber ihr neues Album „Black Terrain“ ist diesen nicht gerecht geworden. Im Mainstream haben GHOST mich mit ihrem harten Schwenk in Richtung Arena-Rock auf „Impera“ kalt gelassen.

– persönlich: die zunehmenden gegen die Queer-Community gerichteten Anfeindungen, der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die immer noch völlig unzureichenden Fortschritte im Kampf gegen die Klimakrise, das auch in meinem Umfeld nach wie vor fehlende Klassenbewusstsein und das traurige und komplizierte Ende einer langjährigen Partnerschaft.

 

Überraschung des Jahres 2022

– musikalisch: Ich war positiv überrascht, festzustellen, wie viel antifaschistischen Black Metal es da draußen gibt – beispielsweise durch die Compilation „Black Metal Rainbows“; THE CURE haben ein neues Album angekündigt und die bisher live vorgestellten Tracks lassen an ihr Meisterwerk „Disintegration“ denken; im Wiener Volkstheater fand ein überaus interessantes, wenn auch nicht in allen Punkten gelungenes Festival statt (Highlights: ZOLA JESUS sowie TEHO TEARDO und BLIXA BARGELD)

– persönlich: unerwartete, recht prompte Veränderungen in meinem Liebesleben, die Erkenntnis, dass ich großen Spaß an Karaoke habe, sowie brisante Enthüllungen in der österreichischen Innenpolitik

Mein Song des Jahres 2022

Ashenspire – The Law Of Asbestos: Es steckt so viel Wahrheit und gerechter Zorn in diesem Track.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein bestes gelesenes Buch 2022

Jean-Paul Sartre – Geschlossene Gesellschaft

Mein bester gesehener Film 2022

Die einzig objektiv richtige Wahl lautet „Everything Everywhere All At Once“.

Wunsch / Hoffnung für 2023

Lange überfällige Fortschritte im Kampf gegen die Klimakatastrophe und ungerechte Hierarchien – man wird ja wohl noch träumen dürfen. Außerdem hoffe ich, mich dazu aufraffen zu können, mein Leben noch mehr nach meinen Vorstellungen zu gestalten – insbesondere in Bezug auf meinen Beruf, meine Leidenschaften und mein Liebesleben.