Falls Of Rauros - Key To A Vanishing Future Cover

Review Falls Of Rauros – Key To A Vanishing Future

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Black Metal

Ihrem Namen nach zu urteilen, könnten FALLS OF RAUROS schlicht eine weitere austauschbare Summoning-Kopie sein. Die nach einem eindrucksvollen Wasserfall aus J.R.R. Tolkiens fiktionaler Welt „Mittelerde“ benannten Amerikaner spielen jedoch keinen keyboard-dominierten, epischen Black Metal, sondern eine folkige, post-rockige und mitunter bemerkenswert progressive Variation des Genres. Über die Jahre konnte man der seit 2005 aktiven Band regelrecht bei ihrem kreativen Wachstum zusehen, das schließlich in ihrem vorläufigen Meisterwerk „Vigilance Perennial“ (2017) kulminierte. Nach dem ebenfalls gelungenen „Patterns In Mythology“ (2019) legen FALLS OF RAUROS mit „Key To A Vanishing Future“ ein weiteres hervorragendes Album nach.

Auf ihrer sechsten Platte halten FALLS OF RAUROS es ganz so wie auf ihren bisherigen Veröffentlichungen, indem sie eben nicht ganz wie auf dem Vorgänger klingen, aber doch unverkennbar bleiben. Auffällig ist, dass die Band ihr Songwriting dahingehend getrimmt hat, dass die Tracklist diesmal weder kurze Zwischenspiele noch Longtracks jenseits der Zehn-Minuten-Marke enthält. Die zwischen sechseinhalb und acht Minuten langen Stücke gestalten sich zudem ein wenig vertrackter und rastloser als frühere Releases.

Kein Riff wird allzu lange ausgeschlachtet, der Rhythmik wohnt eine gewisse Komplexität inne und ausgedehnte Ruhepausen wie zu Beginn von „Labyrinth Unfolding Echoes“ („Vigilance Perennial“) findet man hier nicht. Grobschlächtig oder verkopft sind FALLS OF RAUROS aber keineswegs geworden. Mit ihren vielseitigen Screams und Growls, die auch ganz ohne ein Zusammenspiel mit klarem Gesang mehr als genug Abwechslung bieten, bringen Jordan Guerette und Aaron Charles eine geballte Ladung Gefühle zum Ausdruck. In ihren Stimmen steckt ein tief sitzender Gram, ein Getriebensein, aber auch ein gewisser Tatendrang – ein wilder Gefühlsmix, der das Album emotional aufrichtig und nicht kalkuliert erscheinen lässt.

Besonders ergreifend sind jedoch die wundervollen Gitarrenmelodien, die FALLS OF RAUROS in jedem einzelnen Track aufbringen und die vor allem „Survival Poem“ und „Poverty Hymn“ in ihren gemäßigteren Momenten eine sehnsuchtsvolle, erhabene Stimmung angedeihen lassen. Colin Marstons Produktion könnte zwar ein wenig mehr Wucht vertragen, an sich gibt „Key To A Vanishing Future“ aber auch mit seinem gut ausbalancierten Sound ein stimmiges Bild ab.

Ein schlechtes Album haben FALLS OF RAUROS nie herausgebracht, doch selbst an ihrem eigenen Standard gemessen ist „Key To A Vanishing Future“ ein unglaublich starkes Werk. Zwar fehlt der rund dreiviertelstündigen Platte der abenteuerliche und doch kohärente Fluss von „Vigilance Perennial“ und der diesmal überaus präsente Bass wirkt an manchen Stellen etwas ruppig („Known World Narrows“), dennoch ist das Quartett in mancher Hinsicht ein weiteres Mal über sich selbst hinausgewachsen. „Key To A Vanishing Future“ ist voller unbändiger Emotionen, ungezähmter Schönheit und unbeugsamer Entschlossenheit – und damit genau das Album, das man in solch unbeständigen Zeiten wie den unseren braucht.

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Wertung: 8.5 / 10

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