Gwendydd Censored Coverartwork

Review Gwendydd – Censored

Manchmal sind Casting-Shows tatsächlich zu etwas zu gebrauchen. Im Jahre 2018 steht die 19-jährige Victoria Stoichkova bei „The Voice Bulgaria“ auf der Bühne und trägt Taylor Swifts Megahit „Look What You Made Me Do“ vor. Zuschauer und Jury glauben zunächst an eine möglichst originalgetreue Version des Pop-Songs, bis Stoichkova sich die Seele aus dem Leib schreit und brüllt. Auf YouTube wurde das Video seitdem fast 6 Millionen Mal aufgerufen und der Grundstein für GWENDYDD war gelegt. Nun veröffentlicht die Band um vier Frauen und Produzent und Songwriter Bambi Nikiforov am Schlagzeug ihr zweites Album „Censored“.

Das Intro ist mit „Awekening“ perfekt betitelt, denn „Censored“ klingt so, als wären GWENDYDD jetzt erst so richtig aufgewacht. „Human Nature“ war als Debütalbum schon eine mehr als ordentliche Geschichte, die Band wird auf dem zweiten Album aber sowas von selbstbewusst, kraftvoll und überzeugend, dass der Erstling im Nachhinein nur als erster Gehversuch gesehen werden kann. Im ersten Track „Martyrdom“ zünden die Bulgaren direkt ein aggressives Feuerwerk, wie um die neu gefundene Power direkt zu untermauern: Heftig prügelnde Double Bass, fies schneidende Riffs, schräge Melodien und die wütenden Screams gehen unter die Haut und überraschen sogar mit ihrer Intensität.

GWENDYDD spielen nur zu gerne mit schrägen Melodien und Strukturen, davon konnte man sich bei der Vorabsingle „Rape“ bereits überzeugen. Der einfache, sogar sehr straighte Rhythmus wird hier durch ungewöhnlich dissonante Riffs und dominante Bassläufe angereichert, einige Stellen pendeln gar zwischen Djent und Prog. Das ausgefeilte Wechselspiel der Melodien, Rhythmen und Elemente macht Spaß, ist spannend und durch die unkonventionellen Ideen auch fordernd. GWENDYDD werden dabei aber nie zu verkopft, anstrengend ist „Censored“ deshalb nicht. Das erreicht die Band über die kompakten 31 Minuten auch durch ein angenehmes Maß an Abwechslung: Das brutale „A Hypocrite In A Child’s Eyes“ arbeitet mit Tribal-Thrash-Elementen, „We Are The New Order“ und „Dreadful“ weben elektronische Spielereien ein. Dass GWENDYDD weitgehend im brachialen Midtempo agieren, kommt den Songs zu Gute, so wirken sie umso heftiger. Eine angenehme Überraschung ist „One Step More“: Für die kraftvolle Halbballade haben sich die Osteuropäer*innen Landsmann Vasko Raykov von Odd Crew an Board geholt, sein Klargesang und die Clean Vocals von Stoichkova sind ein mehr als interessantes Experiment.

„Censored“ schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Infected Rain mit „Ecdysis“ oder Once Human mit „Scar Weaver“. 2022 scheint ein gutes Jahr für den modernen Groove Metal zu sein und GWENDYDD würzen diesen Topf mit einem ganz starken Album. Sie brauchen nur ein wenig mehr als eine halbe Stunde, um gewaltig Eindruck zu hinterlassen. Nach „Censored“ darf es gerne so weitergehen, dann kann aus dem Geheimtipp GWENDYDD eine ganz große Nummer werden!

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Wertung: 8.5 / 10

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