Konzertbericht: Dool

12.08.2022 München, Backstage (Club)

Freitagabende sind für Konzerte eigentlich wie geschaffen, ruft doch am nächsten Morgen (bei den meisten Besuchern) nicht die Arbeit, sondern das Wochenende. Allerdings scheint sich in diesem Fall doch die Urlaubszeit bemerkbar zu machen, denn der Auftritt von DOOL im Backstage Club ist nicht ausverkauft und zu Beginn ist auch noch reichlich Luft in der Location. Dabei ist dies heute eine von nur drei Clubshows, die die Niederländer 2022 in Deutschland spielen.

Zu Beginn steht der Abend aber erstmal unter keinem guten Stern. Erst verzögert sich der Einlass um gut eine Stunde, da DOOL im Club noch mit Tonproblemen und Soundcheck beschäftigt sind. Als sich dann um kurz vor 20 Uhr die Türen öffnen, folgt die nächste Ernüchterung: Der Abend muss ohne eine Support-Band auskommen. Tags zuvor hatte das Backstage via Social Media noch nach interessierten Bands gesucht, scheinbar war das Timing aber doch zu knapp. So heißt es erstmal warten, denn DOOL starten ihr Set erst um 21 Uhr. Tatsächlich aber gar nicht so schlimm, denn bis dahin hat man zum einen noch genug Zeit, sich mit Getränken und Merch zu versorgen und zum anderen füllt sich der Club doch noch deutlich mehr. Als schließlich um 21 Uhr die Lichter ausgehen und das Quintett die Bühne betritt, lässt sich das was nun folgt mit nur einem Wort beschreiben: Ekstase.

„Wolf Moon“ bildet den Einstieg in das gut 75 Minuten lange Set und ab der ersten Minute schlagen Mastermind Raven van Dorst und die vier Mitstreiter das Publikum in ihren Bann. Raven fungiert klar als Mittelpunkt der Show, steht keine Minute still, tanzt immer wieder ekstatisch über die Bühne und begeistert mit mal sanftem, mal rauem Gesang. Musikalisch liegt der Fokus auf dem aktuellen Album „Summerland“, von dem es sieben Stücke in die Setlist geschafft haben. Kommt das Material auf Platte zum Teil recht zurückhaltend daher, entfesseln DOOL live die wahre Kraft, die in den Songs steckt. Egal ob beim stampfenden „Be Your Sins“ oder dem ruhigeren „Sulphur & Starlight“, live dargeboten strotzen die Nummern nur so vor Energie und Emotionen. Ein absolutes Highlight bildet der Titelsong von „Summerland“, der zuerst von Ravens ausdrucksstarken Gesang getragen wird, bevor sich die Band im Schlusspart fast schon in eine Art Trance spielt. Raven, Nick Pollack und Omar Iskandr an den Gitarren erschaffen einen wahren Sog aus Riffs, in dem der gesamte Club versinkt und nach dem letzten Ton einen Moment braucht, um wieder zurück in die Realität zu finden.

Mit „In Her Darkest Hour“, „She Goat“ und „Oweynagat“ haben es auch drei Songs des Debütalbum „Here Now, There Then“ den Weg in die Setlist  gefunden, wobei vor allem die letzten beiden bei den Fans für Begeisterung sorgen. Allgemein ist das Publikum heute Abend von der ersten bis zur letzten Sekunde voll dabei und macht dadurch die Lücken im Zuschauerraum mehr als wett. Auch DOOL scheinen hocherfreut über die Reaktion der Münchener Fans und Raven bedankt sich mehrmals fürs Kommen. Ansonsten bleiben die Ansagen recht knapp, im Mittelpunkt steht klar die Musik. Gegen Ende drehen DOOL noch einmal richtig auf. Erst das wuchtige Cover von „Love Like Blood“ (im Original von Killing Joke), dann der Kracher „Oweynagat“ und schließlich das mitreißende „Dust & Shadow“ als Rausschmeißer. Ein besseres Finale hätte die Band gar nicht wählen können, acht Minuten lang entführen DOOL die Fans im Backstage Club noch einmal in ihre Welt aus hypnotischen, treibenden Riffs, Ravens charakteristischem Gesang und emotionalen Melodien. Dabei ist es beeindruckend, dem Quintett dabei zuzusehen, wie es wie eine Einheit, wie ein einziger Organismus agiert und vollständig in seiner Musik versinkt. Ganz großes Kino! Um 22:15 Uhr verklingt der letzte Ton, DOOL verabschieden sich mit einer kurzen Geste und die Lichter gehen wieder an.

  1. Wolf Moon
  2. Be Your Sins
  3. God Particle
  4. Sulphur & Starlight
  5. In Her Darkest Hour
  6. She Goat
  7. Summerland
  8. A Glass Forest
  9. Love Like Blood (Killing-Joke-Cover)
  10. Oweynagat
  11. Dust & Shadow

Auch wenn der Abend etwas holprig begonnen hat, liefern DOOL mit ihrer Show ein echtes Highlight des bisherigen Konzert-Jahres ab. Eine so intensive und packende Live-Band sieht man nicht häufig, weshalb es sehr schade ist, dass der Club nicht komplett gefüllt war. Wer aber an diesem Freitagabend den Weg ins Backstage gefunden hat, wurde mit dem ekstatischen Auftritt einer außergewöhnlichen Band belohnt.

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